Im weinroten Trikot auf und davon
Gießen (lab). Halle hat in der Leichtathletik bei vielen nicht die erste Priorität. Was zählt ist der Sommer. Der Winter dient der Vorbereitung, den Tests, dem Training. Doch auch in den kalten Tagen werden in der warmen Halle Medaillen vergeben. Am vergangenen Wochenende im Rahmen der hessischen Hallenmeisterschaften der Aktiven und der U18. Und während die zwei Tage in Frankfurt für manche wirklich nur einen »Test« darstellten, war für andere die Medaille um den Hals Gold wert.
Jana Becker ist vor wenigen Monaten von der LG Wettenberg zum Königsteiner LV gewechselt. In Frankfurt trat sie erstmals im weinroten Trikot auf und startete ihre Hallensaison. Was dabei heraus kam: Zwei souveräne Titel über 400 m und 800 m in der U18 und ein Einstieg, der die ansteigende Form bestätigt. Am Samstag musste Becker über 400 m ihr eigenes Rennen laufen und preschte in 55,67 s zu einer neuen Hallenbestzeit. Die Konkurrenz war mehr als acht Sekunden hinter ihr. »Den 400-Meter-Lauf bin ich leider etwas zu langsam angegangen, was mich ein wenig ärgert, weil ich keine 400 m mehr in der Halle laufen werde. Trotzdem sollte ich als Mittelstrecklerin definitiv zufrieden mit der Zeit sein«, sagte Becker. Einen Tag später ging Becker die Sache über 800 m etwas taktischer an und lief erst gegen Ende davon. Den Sieg holte sie in 2:10,64 min mit klarem Vorsprung vor Amelie Tortell (TSV Friedberg-Fauerbach).
Über die Wichtigkeit des Winters sagte Becker: »Die Hallensaison hat für mich nicht den allergrößten Stellenwert, trotzdem freue ich mich immer sehr, nach den langen Trainingswochen zeigen zu können, was ich drauf habe«. Am kommenden Freitag plant Becker ihren nächsten Start auf den 800 m in Erfurt.
Auch Sarah Gilles (W/LAZ Gießen) war nicht mit dem Ziel nach Frankfurt gereist, Bäume auszureißen. Dennoch hing am Samstagnachmittag eine Goldmedaille um ihren Hals und auf der Urkunde stand eine Bestleistung über 400 m. Trotz Rückstands im Training nach Krankheitsphase lief Gilles auf den zwei Runden in 59,74 s zum Sieg. Auf den letzten Metern drängte sich Anna-Lena Peine (Eintracht Frankfurt) bis auf fünf Hundertstel auf. Doch Gilles hielt dagegen und sicherte sich den überraschenden Titelgewinn.
Kurze Zeit später rannte auch Tom Gerstengarbe (U18/LG Wettenberg) über 400 m in die Medaillen. In 53,23 s sicherte er sich Platz zwei hinter Andrii Shymchuk (Königsteiner LV). Das wahre Highlight lieferte Gerstengarbe aber am Sonntag. Über 800 m kratzte er in 2:00,15 min an der »magischen Grenze« und wurde Dritter. Das Rennen wurde von Beginn an schnell geführt und Gerstengarbe sprintete von Jaafar Ayoub (Eintracht Frankfurt) gedrängt zu der Topzeit.
Silber für Stöppler
Mit Smilla Stöppler (U18/LAZ Gießen) war in Frankfurt eine weitere Athletin mit disziplin-übergreifenden Fähigkeiten am Start. Am Samstag zunächst im Hochsprung. Der Wettkampf lief nicht ganz rund, über 1,50 m musste Stöppler bereits in den dritten Versuch - fing sich aber. Und es ging hoch bis auf 1,59 m. Das reichte für die Silbermedaille hinter Sara Hamin (SG Enkheim) und toppte erneut die Höhen, die Stöppler im Sommer gesprungen war.
Die zweite Medaille gab’s am Sonntag - diesmal im Team. Mit Celine Kinzebach, Kimberley Ess, Tabea Brusius und Smilla Stöppler schickte der LAZ ein Quartett auf die 4x200 m der U18. Die Staffel hielt sich lange in Reichweite zur SG Darmstadt/Gelnhausen/Wehrheim. Bis Stöppler mit den letzten Schritten an deren Schlussläuferin Pauline Waskow vorbeilief und die Medaille eintütete. Julius Rinn (U18/LAZ Gießen) sorgte für einen weiteren Erfolg auf der Technikseite: Im Stabhochsprung übersprang er 3,20 m und sicherte sich damit Rang zwei im kleinen Dreierfeld der U18. Auch wenn es nicht für die Ränge ganz vorne reichte, macht auch Lasse Tiki Matheis von der TSG Wieseck mit seinen Leistungen Hoffnung. Über 60 m der U18 lief er sich bis ins Finale. Dort holte er in 7,46 s den sechsten Rang. Über 200 m schnappte er sich in 23,91 s den fünften Rang und steigerte seine Bestleistung.
Allerdings wird sich erst in den kommenden Wochen, wenn auf nationaler und süddeutscher Ebene die Titel vergeben werden, zeigen, was die Leistungen, die in äußerst überschaubaren Starterfeldern zustande kamen, wirklich Wert sind.