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Irritationen um Frankfurter Talente

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Markus Krösche © Red

Frankfurt (pep). Marcel Wenig war einer von vier Neuzugängen, die Eintracht Frankfurts Trainer Oliver Glasner beim ersten Aufgalopp am letzten Samstag in Nieder-Weisel eingesetzt hat. Mit dem Namen des 18 Jahre alte Mittelfeldspieler können die wenigsten in Frankfurt etwas anfangen. Wenig kommt aus der Jugend des FC Bayern zur Eintracht, hat einen Vertrag bis 2025 unterschrieben.

»Es war ein tolles Gefühl meinen ersten Profivertrag zu unterschreiben«, sagte er nun bei seiner offiziellen Vorstellung, »ich will mich hier weiterentwickeln, viel lernen und das Bestmögliche herausholen.« Am wohlsten fühle er sich im zentralen Mittelfeld, »am liebsten spiele ich den letzten Ball zu den Stürmern«. Ein Transfer für die Zukunft. So weit so gut.

Und doch gibt es genau um diesen Transfer bei der Eintracht intern und vor allem am Riederwald, der Heimat der Nachwuchsabteilung, Irritationen. Für die Wenig nun mal gar nichts kann. Vielmehr muss sich Sportvorstand Markus Krösche rechtfertigen, dem es zwar gelungen ist, den Jugendnationalspieler aus München loszueisen, der es aber nicht geschafft hat, die beiden wohl größten Talente aus der eigenen U 19 zu halten.

Muhammed Damar (18) und Luka Hyryläinen (17) sind beide auf dem Absprung. Damar hat sich bereits als Testspieler bei der TSG 1899 Hoffenheim in einem Freundschaftsspiel am Wochenende in die Torschützenliste eingetragen. Er wird beim Bundesligakonkurrenten einen Vertrag unterschreiben, bestätigte Krösche. Die Eintracht erhält als Trostpflaster eine Ablösesumme von über 500 000 Euro, die sich unter gewissen Umständen noch erhöhen kann. »Trotzdem ist das extrem schade«, räumt Krösche ein, der zudem davon ausgeht, »dass auch Hyryläinen innerhalb der Bundesliga wechselt.«

Die Eintracht wollte beide Talente halten, hat ihnen langfristige Verträge angeboten, doch offensichtlich haben die sportlichen wie die wirtschaftlichen Perspektiven nicht ausgereicht, um sie zu überzeugen. Auch eine gewisse Verärgerung wegen des Wenig-Wechsels soll eine Rolle gespielt haben.

Krösche weist das zurück. »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun«, sagt er, »die drei spielen verschiedene Positionen und es war nie ein Thema, Wenig oder Damar oder Hyryläinen, wir wollten immer alle drei.« Dennoch, Wenig wie Damar und Hyryläinen sind allesamt Mittelfeldspieler. Der Frankfurter Sportchef wehrt sich gegen Kritik, den eigenen Nachwuchs nicht genug im Blick zu haben. »Wir wollten sie behalten, wir haben ihnen perspektivische Verträge angeboten, sie hätten bei uns Youth League spielen können«, zählt er auf, »aber es geht natürlich auch ums Geld und da konnten und wollten wir nicht überziehen.« Damar, der sich für Hoffenheim entschieden hat, sieht dort wohl mehr Chancen, in die Bundesliga vorzustoßen und er verdient dort auch mehr Geld, als ihm die Eintracht zu bieten bereit war.

Noch größer dürfte der Ärger bei einem Abgang von Hyryläinen sein. Der junge Finne gilt seit seinem Wechsel 2020 aus Helsinki an den Riederwald als eines der größten Talente der Eintracht überhaupt. Krösche: »Wir hatten Pläne mit den beiden.« Die sind nun geplatzt.

Umso wichtiger wird es sein, dass Wenig seinen Weg geht bei der Eintracht. Er kann noch U 19 spielen, auch in der U 21 in der Oberliga, aber natürlich will er seinen Weg als Profi machen. Seit dem 13. Lebensjahr hat er davon geträumt, mit dem Engagement bei der Eintracht ist er dem Ziel näher gekommen. Vor zwei Monaten hat er Abitur gemacht, »jetzt habe ich den Rücken frei für den Profifußball.«

Die Integration sei ihm gut gelungen, obwohl er derzeit noch ganz alleine im Hotel wohnt. »Wenn es irgendein Problem gibt, wird mir vom Verein geholfen und außerdem ist meine Familie auch nicht weit«, sagt er. Wenig stammt aus Nürnberg. Im Training will er sich nun »Einsatzminuten erarbeiten«.

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