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Kein Ritterschlag für die Knights

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Von: Alexander Fischer

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Will vor seinem Abschied alles geben: 46ers-Center Enosch Wolf. Foto: Schepp © Schepp

Gießen. Saisonziel Nummer eins, das Erreichen der Playoffs, ist unter Dach und Fach. Saisonziel Nummer zwei, das Mitmischen im nationalen Pokal, ist eingetütet. Saisonziel Nummer drei, das Heimrecht in der Runde der letzten Acht, ist noch offen. Es versteht sich also von selbst, dass die Gießen 46ers am Samstag (19 Uhr), wie es ihr Trainer »Frenki« Ignjatovic gerne formuliert, als Gast der Kirchheim Knights »alles reinhauen« werden.

Kirchheim Knights - Gießen 46ers (Samstag, 19 Uhr)

»Angeschlagene Boxer sind die gefährlichsten«, bedient sich der 56-Jährige eines Vergleichs aus der Faustkampf-Szene, der verdeutlichen soll: Die Schwaben haben im Niemandsland der Tabelle nach oben keine Chance mehr und nach unten nichts zu befürchten, sie können also befreit und ohne Druck aufspielen. Zumal sie Werbung in eigener Sache machen und das Umland mit ins Boot holen wollen.

Aus diesem Grund ziehen die »Ritter« zum zweiten Mal in dieser Saison zu einem sogenannten »Eventspiel« in die EWS-Arena um, in der normalerweise die Bundesliga-Handballer von Frisch Auf Göppingen um Punkte kämpfen.

»Die Menschen hier in unserer Region haben richtig Bock auf dieses Spiel. Wir kommen mit der Erfüllung der Kartenwünsche und der Beantwortung von Buchungsfragen kaum hinterher«, berichtet Kirchheims Geschäftsführer Chris Schmidt von bisher rund 3000 verkauften Tickets. Beim ersten Umzug nach Göppingen und dem ProA-Saisonstart gegen die Tigers Tübingen waren rund 4000 Besucher in der Halle. »Da machen sie Kasse und wollen sich natürlich auch gut verkaufen«, weiß Branislav Ignjatovic, was er von seiner ehemaligen Truppe zu erwarten hat.

Zwischen 2008 und 2014 saß der Serbe in Kirchheim auf der Bank, führte den Club sogar 2013 in die Bundesliga, die Knights allerdings nahmen in Ermangelung einer tauglichen Halle ihr Aufstiegsrecht nicht wahr. Ein Jahr später beendete Ignjatovic sein Engagement in der Kreisstadt rund 25 Kilometer südöstlich von Stuttgart, »allerdings ohne Groll«, wie er auch bald ein Jahrzehnt später gerne betont. »Frenki« Ignjatovic wird heute in Göppingen viele Freunde aus alter Zeit wiedersehen. »Mein Telefon stand kaum still, selbst Gesellschafter von einst wollen sich mit mir treffen«, wird das Match bei den Kirchheim Knights ein ganz besonderes für den Gießener Übungsleiter.

Mit Center Enosch Wolf, der seine Karriere in einigen Wochen beenden wird, Kapitän Nico Brauner und Pointguard Karlo Miksic werden bei den 46ers drei Mann auflaufen, die schon unterhalb der Burg Teck aktiv waren. Auf der anderen Seite stehen mit dem ehemaligen Gießener Besnik Bekteshi sowie mit Tim Koch zwei Akteure, die Ignjatovic im Schwabenland noch unter seinen Fittichen hatte. Während Bekteshi zur Verfügung steht, wird Koch wegen einer Sprunggelenkverletzung allerdings nicht auflaufen können.

»Die haben Qualität«, lobt Ignjatovic die Truppe seines serbischen Landsmannes Igor Perovic, der seit 2020 in Kirchheim das Sagen hat. Nach dem 81:104 vor einer Woche bei den Sparkassenstars Bochum mussten sich die »Ritter« zwar aus dem Playoff-Rennen verabschieden, die Gründe dafür lagen jedoch nicht beim Match im Ruhrpott, sondern in einer langen Verletzungsmisere, mit der die Männer aus Baden-Württemberg während der kompletten Saison zu kämpfen hatten.

Topscorer der Schwaben, die das Hinspiel in der Osthalle mit 74:86 verloren, ist Michael Flowers mit im Schnitt 17 Punkten. Der US-Amerikaner ist nach 46ers-Regisseur Jordan Barnes, Zach Seljaas (Tübingen) und Lovell Cabbil (Karlsruhe) der viertbeste Scorer der gesamten Liga. Zudem ist er gemeinsam mit Center Aitor Pickett der Dauerbrenner seiner Mannschaft. Das Duo hat bisher alle 32 Begegnungen absolviert und ist somit auch an der starken Heimbilanz der Knights mit zwölf Siegen aus 16 Begegnungen beteiligt.

Dauerbrenner

Erfolge über die Artland Dragons (89:75) oder die Dresden Titans (95:92) lassen zudem die unzureichende Feldwurfquote von 43 Prozent aus dem Feld verblassen, wobei dem Gegner auf der anderen Seite die freien Abschlüsse bei 44 Prozent enorm erschwert werden. Neben Flowers punktet das US-Trio Tyrone Nash (12, acht Rebounds), Richard Williams (12) und Jaydon Henry-McCalla (10) am verlässlichsten.

Für Gießen, das Roland Nyama nach seiner Nacken-Verletzung aus dem Fight gegen Bremerhaven wieder an Deck hat, gilt es also, weiter an der nicht immer sattelfesten Defense zu arbeiten, um den Kirchheim Knights anlässlich des zweiten Event-Spiels ihren ersten Ritterschlag in Göppingen zu vermasseln.

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