Kevin Trapp wird Rekordtorhüter der Eintracht

Frankfurt (pep). Zu feiern gibt es bei der Frankfurter Eintracht am Samstag nicht viel, sofern beim Heimspiel gegen den SC Freiburg kein mittleres Fußball-Wunder passiert. Es wird auch keine Verabschiedungen geben, nicht vom Erfolgstrainer Oliver Glasner, der im Sommer gehen muss, nicht von Daichi Kamada, der eine Ära mitgeprägt hat, nicht von anderen, die keine Verträge mehr erhalten.
Schließlich steht ja noch der Saisonhöhepunkt mit dem Pokalendspiel in Berlin gegen Leipzig bevor. Einer aber wird sicher gefeiert, er hat sich viel Beifall verdient. Kevin Trapp wird zum 235. Mal bei einem Bundesligaspiel im Tor der Eintracht stehen. Das hat vor ihm noch kein Frankfurter Torwart geschafft. Trapp erklimmt die Spitze vor Dr. Peter Kunter (82), »der fliegende Zahnarzt« genannt, der es auf 234 Bundesligaspiele für die »Adler« gebracht hat. Andere Größen zwischen den Frankfurter Pfosten wie Oka Nikolov (49 Jahre/229 Spiele) und Uli Stein (68/224) liegen knapp oder wie Jürgen Pahl (67/152) und Lukas Hradecky (33/101) deutlich dahinter.
Trapp ist in dieser Saison wieder einmal der »Dauerbrenner« der Eintracht. Von den bislang 47 Pflichtspielen in Liga, Pokal, Champions-League und Supercup hat er 46 über die volle Distanz bestritten, nur beim Hinspiel in Freiburg hat er wegen einer Erkältung aussetzen müssen und war von Diant Ramaj ersetzt worden. Trapp hat nicht nur (fast) alle Spiele gemacht, er ist auch jener Spieler im Team, der als einziger über die gesamte Saison auf hohem und sehr hohem Niveau gespielt hat. Nicht nur der Frankfurter Sportvorstand Markus Krösche hält ihn für den »besten deutschen Torwart«. Er sei der »der große Rückhalt« der Mannschaft sagen Trainer Oliver Glasner und Krösche unisono. Beim DFB genießt der im saarländischen Merzig geborene und beim 1. FC Kaiserslautern ausgebildete Trapp nicht die gleiche Wertschätzung.
Zwar hat Bundestrainer Hansi Flick ihn mit zur Weltmeisterschaft nach Katar genommen, ihn dort aber links liegen gelassen. Und auch in diesem Sommer hat sich Flick gegen Trapp entschieden. Vertreter des verletzten Manuel Neuer und damit aktuell die »Nummer eins« ist für den Bundestrainer Marc-Andre Ter Stegen vom FC Barcelona.
Bei der Eintracht ist Trapp die große und einzige Konstante in dieser Saison. Im letzten Sommer hatte sich kurzfristig mal Manchester United um den so sprachbegabten Frankfurter Keeper bemüht, der neben seiner Muttersprache Deutsch auch noch fließend Englisch, Französisch, Portugiesisch und Spanisch sowie ein wenig Italienisch spricht. Doch Trapp war der Eintracht treu geblieben. Anfang Februar hat er seinen Vertrag vorzeitig bis 2026 verlängert.
»Uns war zu jeder Zeit wichtig, mit Kevin langfristig zu verlängern und ihm auch eine Perspektive für seine Zeit nach der aktiven Karriere zu geben«, sagt Sportvorstand Krösche, »Kevin ist eine absolute Identifikationsfigur und steht wie kaum ein anderer für Eintracht Frankfurt.« Der Torwart, der 2012 vom 1. FC Kaiserslautern an den Main gekommen ist und nach einem gut bezahlten Ausflug nach Paris (2015-2018) wieder zurückgekehrt ist, sei »unverzichtbarer Bestandteil unserer Mannschaft und unseres Klubs.« Trapp wird also auch in Zukunft nicht nur eines der Gesichter des Klubs sein, sondern »das Gesicht der Frankfurter Eintracht.« Passend dazu pflegt er eine öffentlichkeitswirksame Liebesbeziehung zum brasilianischen Topmodell Izabel Goulart und begeistert damit auch ein ganz anderes Klientel.
Gerade in dieser Saison ist es Trapp hoch anzurechnen, dass er trotz der großen Schwächen seiner Vorderleute (51 Gegentore), immer die Contenance behalten hat. Er hat nicht nur viele weitere Gegentore mit seinem »herausragenden Torwartspiel« (Krösche) verhindert, er hat sich immer im Sinne der Mannschaft bemüht, auch integrativ zu wirken.
»Jeder weiß, wie viel mir dieser Klub bedeutet und dass ich mich in Frankfurt wie zu Hause fühle«, hat er gesagt, »wir haben zusammen schon viel erlebt und noch sehr viel vor.« Vielleicht kann Kevin Trapp seine ganz persönliche Erfolgsgeschichte mit dem Pokalsieg krönen. Das ist ein Titel, der ihm in seiner Sammlung noch fehlt. Mit Paris ist er Meister geworden, mit der Eintracht Europapokalsieger. Der DFB-Pokal würde ihn und die vielen Fans entschädigen für eine einmal mehr ziemlich miese Bundesligasaison.