Knifflige Aufgabe im Eulennest
Hüttenberg. Der TV Hüttenberg ist derzeit das Mittelmaß der 2. Handball-Bundesliga - im besten Sinne des Wortes. Vor dem Auswärtsspiel bei den Eulen Ludwigshafen am Freitagabend (Anwurf: 19.30 Uhr) ist die Hüttenberger Bilanz vor allem eines: Ausgeglichen. 14 ihrer 28 Saisonspiele gewannen die Schützlinge von Trainer Johannes Wohlrab, 13 verloren sie, das Punktekonto weist eine Ausbeute von 27:
27 aus, was derzeit in Tabellenplatz neun resultiert. Zu den Abstiegsrängen besteht ein Puffer von 13 Punkten, der Abstand zu den Aufstiegsplätzen beträgt indes 14 Zähler.
Eine Bilanz, die sich vor dem Hintergrund des jungen Kaders und dessen Unerfahrenheit sehen lassen darf. Allerdings birgt diese tabellarische Sicherheit auch zwei Risiken, die eng miteinander verwandt sind. Erstens: Wie eigentlich eine Mannschaft für den Saisonendspurt motivieren, die ihr Saisonziel, den Klassenerhalt, quasi schon nach etwa zwei Dritteln der Spielzeit erreicht hat?
Eulen Ludwigshafen - TV Hüttenberg (Heute, 19.30 Uhr)
Und zweitens: Besteht, ausgehend von Risiko eins, nicht eine letzte Restgefahr, doch noch in den Tabellenkeller zu rutschen? »Wir sind noch nicht sicher und es ist auch egal, wer das glaubt. Es geht darum, jedes Spiel gleich anzunehmen und die Mannschaft dementsprechend vorzubereiten. Schließlich sind wir Leistungssportler und wollen ganz einfach jedes Spiel gewinnen«, sagt Hüttenbergs Trainer Johannes Wohlrab. Ostern hat das TVH-Ensemble genutzt, um nach den Belastungen der Vorwochen durchzuschnaufen, obgleich Wohlrab gesteht, dass »wir wohl alle über die Feiertage nicht sonderlich gut geschlafen haben.« Denn die 27:32-Niederlage gegen den HSC Coburg mit Ex-Trainer Jan Gorr vom Gründonnerstag dürfte in den Köpfen noch zu präsent gewesen sein.
Die Hüttenberger waren an diesem Abend in allen Belangen unterlegen und mussten sich dem potenten Club aus Oberfranken am Ende verdient geschlagen geben. Wohlrab hatte sich »wirklich enttäuscht« ob der Darbietung seiner Schützlinge gezeigt, die gegen Coburg die von ihm gern zitierten »Hüttenberger Attribute« wie Einsatzbereitschaft, Kampfeswille und Aggressivität weitgehend vermissen ließen. Geht es nach seinem Trainer, soll das »Original aus Mittelhessen« gegen die Eulen ein anderes Gesicht zeigen als zuletzt gegen Coburg. Das Team aus Ludwigshafen, seit 1994 durchweg in Liga eins und zwei vertreten, rangiert aktuell einen Platz vor den Hüttenbergern, hat aber bereits sechs Punkte mehr auf dem Konto. »Sie zählen meiner Meinung nach zu den Top sechs der Liga, uns erwartet da eine richtig, richtig gute Mannschaft«, weiß Wohlrab um die Kniffligkeit der Aufgabe in der Ludwigshafener Friedrich-Ebert-Halle. Bei 14 Spielen verließen die Eulen das heimische Parkett neun Mal als Gewinner, nur gegen die Spitzenteams aus Balingen und Eisenach musste man sich vor der eigenen Anhängerschaft geschlagen geben. Dass Wohlrab und die Seinen das Eulennest stürmen können, haben sie jedoch bereits bewiesen. Am ersten Spieltag der Vorsaison überraschten die Blau-Weiß-Roten unter der Regie von Dominik Mappes (jetzt VfL Gummersbach) beim damaligen Bundesliga-Absteiger und siegten sensationell mit 26:21.
»Die Eulen sind bärenstark besetzt. Sie können mit Leuten wie Stefan Salger aus dem Rückraum shooten, haben mit Jannek Klein aber genauso die Spieler, mit denen man spielerisch in Tiefe und Breite überzeugen kann. Sie sind insgesamt sehr flexibel und ganz schwer auszurechnen«, weiß Wohlrab.
Um gegen den Vorjahres-13. zu bestehen, müssen die Hüttenberger insbesondere in der Deckung einen Zahn zulegen. »Da brauchen wir wieder die Kompaktheit aus den Vorwochen, mit der wir die Eulen immer wieder vor neue Herausforderungen stellen. Die Jungs hatten über Ostern zwei Tage frei und sind erst am Montag mit zwei Einheiten wieder ins Training eingestiegen. Da erwarte ich jetzt den nötigen Biss und die nötige Frische, um eine Reaktion auf das Coburg-Spiel zu zeigen«, fordert Wohlrab.