Lisa Mayer mit Top-Auftakt
Wetzlar (lab). Lisa Mayer ist in Wetzlar der Star. Man kennt und schätzt sie. Kinder wie Erwachsene wissen um die lokale Herkunft der Niederkleenerin. Das schafft eine heimische Atmosphäre. Nach ihrem Vorlauf ruft es aus dem Publikum »super Lisa«. Nach ihrem Finale nimmt sie sich lange Zeit für Autogramme und Fotos. Und hat dabei ein breites Lächeln auf dem Gesicht.
Denn der Saisoneinstieg am Mittwoch bei »Fast Arms, Fast Legs« lief richtig, richtig gut.
11,16 Sekunden im Finale. Das ist die drittbeste Zeit über 100 Meter, die Mayer je gelaufen ist. Und bei weitem der schnellste Saisoneinstieg. Die lange Trainingsperiode und der solide Winter scheinen sich auszuzahlen. »Ich bin für den ersten Wettkampf mehr als zufrieden. Also mit einer 11,16 habe ich heute bei weitem nicht gerechnet«, sagte Mayer nach dem Rennen. Die Bedingungen schienen am Mittwoch zu passen. In Wetzlar wurde es zwar nicht mehr als 13 Grad, doch die Rückenwind-Garantie ging voll auf. Auch im Finale blies der Wind die Läuferinnen mit 1,1 m/s über die Bahn. Ein »legaler« Rahmen für schnelle Zeiten.
Haase lange vorn
Und dann war da das Duell. Mit Rebekka Haase - Staffelkollegin und am Mittwoch ebenfalls in Topform. Haase führte das Finale vom Start weg an, doch Mayer blieb in Reichweite. Auf den letzten 30 Metern saugte sich Mayer heran und zog schließlich vorbei. Es war der fliegende Bereich, der »Top-Speed«, indem Mayer dieses Rennen gewann. »Das hat mir natürlich in die Karten gespielt, dass ich mich da an sie ransaugen konnte. Ich hätte nicht unbedingt damit gerechnet, wir haben relativ wenig Top-Speed-Einheiten in der Vergangenheit gemacht«, sagte Mayer. Und auch nach dem Vorlauf sah es nicht nach einem solchen Kracher aus. Mayer gewann ihren Lauf souverän in 11,27 Sekunden, mit etwas zu viel Rückenwind.
Weitaus mehr brachte Haase in ihrem Vorlauf auf die Bahn: In 11,13 Sekunden lief sie dort bei 2,0 m/s Rückenwind schneller als im gesamten vergangenen Jahr.
Und hüpfte danach vollkommen gelöst über den Rasen des enwag-Stadions. Im Finale blieb Haase mit 11,21 Sekunden zwar etwas hinter dieser Zeit zurück, war aber dennoch sehr zufrieden. »Auch die 11,21 ist ja noch wahnsinnig schnell, das darf man nicht unterschätzen. Vor allem weil jetzt nicht die Sprinttemperaturen, die man sich eigentlich wünscht, geherrscht haben. Ich hatte am Ende im Finale ein paar technische Fehler drin. Im Vorlauf hat das noch etwas besser funktioniert«, erklärte Haase.
Die Läufe von Mayer und Haase waren die herausstechenden Leistungen an einem kühlen Mittwochabend. Man hatte aufgefahren von Seiten der Organisatoren des Sprintteams Wetzlar. Internationalität und Lokalität gaben sich die Hand. Eine ganze Reihe an Läufern aus Großbritannien sowie zwei Athleten aus Nigeria starteten in Wetzlar. Nicht am Start war allerdings der Gießener Elias Goer vom Sprintteam: Nach einer Verletzung in der Vorbereitung verschiebt er seinen Saisonstart um zwei Wochen und konnte so zuschauen, wie Robin Ganter bei den Männern davonlief. Dieser verbesserte seine Bestzeit in Wetzlar auf überragende 10,16 Sekunden. und verbesserte damit seinen Hausrekord um 16 Hunderstel. Seye Ogunlewe aus Nigeria wurde in 10,24 Sekunden Rangzweiter.
Dazu flogen die Disken aus dem so mächtig aussehenden Käfig, welcher der Stadt Wetzlar gehört. Olympiateilnehmerin Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) schleuderte das Wurfgerät im letzten Versuch auf 61,29 Meter. Bis zur WM-Norm fehlen der Leverkusenerin damit noch einige Meter. Bei den Männern versah Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) seinen weitesten Wurf auf 63,01 Meter mit einem lauten Schrei. Der deutsche U23-Meister vom vergangenen Jahr gewann damit die Männerkonkurrenz vor Olympiateilnehmer David Wrobel (VfB Stuttgart).
Deutschlands Leichtathletik-Elite aus nächster Nähe in Wetzlar. Man hatte den Mehrwert der Veranstaltung in der Region erkannt. Viele Leichtathleten, die sonst auf der Bahn des enwag-Stadions stehen, mischten sich am Mittwoch unter die Zuschauer. Das Ziel: schnelle Sprintzeiten hautnah miterleben, die Läufer vom Start weg anfeuern und am Besten ein Foto mit Lisa Mayer schießen, das man in Erinnerung behält.