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Litauen, Kanada, Kosovo

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Damals noch im Trikot der 46ers: Tim Uhlemann. Foto: Imago © Imago

Gießen . Am Ende war es der Abstieg, der zweite innerhalb eines Jahres. Erst der 2020/21, als eine sündhaft teure Wildcard den Gießen 46ers (noch) das Überleben in der Basketball-Bundesliga sicherte. Dann der 2021/22, als nur acht Siege in 34 Partien Platz 18 und den Gang in die ProA bedeuteten. Mit einem Team, dem es an Zusammenhalt, an Führung, an Reife, an Leidenschaft und an Identifikation mit dem Club fehlte.

Vor allem aber mit einem Team, das schlicht nicht die Qualität fürs Oberhaus hatte. Auf dem Feld. Und abseits des Parketts. Es war eine Spielzeit zum Vergessen, eine des Grauens. Mit Protagonisten, die nach dem letzten Match so geschwind verschwunden waren wie Geldautomatensprenger bei Nacht. Eine Spurensuche, Teil 2 …

Martins Laksa

Der 32-jährige Small Forward kam vom ungarischen Erstligisten Alba Fehervar als vierte Nachverpflichtung mit großen Vorschusslorbeeren an die Lahn, erfüllte diese in seinen 18 Partien aber nie. Heute versucht der nette Lette sein Glück in Litauens Erster Liga LKL. Für den Tabellensechsten Jonavos CBet steht der Mann aus Riga im Schnitt 30 Minuten auf dem Parkett und gefällt mit zwölf Punkten. Auch in Lettlands Nationalteam ist Laksa, dessen Vater Janis schon für sein Heimatland international aktiv war, weiter gefragt. Im Februar beim 74:83 gegen die Türkei absolvierte er 16, beim 67:57 gegen Griechenland 14 Minuten.

Kendale McCullum

Der überragende 46ers-Akteur der Abstiegssaison fand in diesem Jahr sein Glück noch nicht. Den US-Point Guard zog es im vergangenen Sommer zu den Veolia Towers Hamburg, wo er aber die in ihn gesetzten Erwartungen nie erfüllte. In 20 Bundesligaspielen kam der 26-Jährige auf durchschnittliche 16 Punkte und fünf Assists.

Als aus Litauen eine Anfrage kam, ließ Hamburgs Geschäftsführer Marvin Willoughby den Mann aus Boston ziehen. Seit zwei Wochen spielt McCullum nun für den Zweiten der litauischen LKL, Rytas Vilnius. Zwei Partien hat er bestritten, eine in der Liga gegen Juventus (77:88), als er in 17 Minuten neun Punkte markierte, und eine in der Champions League bei den Telekom Baskets Bonn (72:99), als ihm in 14 Minuten nur zwei Zähler gelangen. Beim 100:94-Erfolg gegen Spitzenreiter Zalgiris Kaunas fehlte McCullum verletzt.

Dennis Nawrocki

Der Deutsch-Pole schlug ein 46ers-Angebot aus und ging zu Bundesliga-Aufsteiger Rostock Seawolves. An der Ostsee spielt der 30-Jährige allerdings eine untergeordnete Rolle. Nur in neun Partien kam der gebürtige Braunschweiger zum Einsatz und markierte im Schnitt zwei Punkte. Gießens Trainer »Frenki« Ignjatovic hätte Dennis Nawrocki gerne zurückgeholt, eine Anfrage für den Small Forward lehnte Rostocks Coach Christian Held allerdings ab.

JD Miller

Big Man Jalen Demarco Miller kam als dritte Nachverpflichtung zu den 46ers, wurde aber in Gießen nie glücklich. 23 Partien absolvierte er an der Lahn, acht Punkte und vier magere Rebounds standen in durchschnittlich 22 Minuten für den Small Forward am Ende zu Buche. Nach einem halben Jahr Pause ist der Texaner nun in Kanada bei Sudbury F. aus Ontario, einem Spitzenclub aus der zweitklassigen NBL gelandet. Bei Chefcoach Logan Stutz ist Miller Starter und glänzt mit im Schnitt 18 Punkten und neun Rebounds in 36 Minuten auf dem Feld.

Nuni Omot

Der Nationalspieler des Süd-Sudan, in der Osthalle über die komplette Saison als »Entfant terrible« verschrien, stand sofort nach seinem Abgang aus Gießen in Puerto Rico für Leones de Ponce auf dem Feld. In Mittelamerika gelangen ihm im Schnitt starke 17 Punkte und sechs Rebounds. Im Sommer sorgte er für Aufsehen, als NBA-Club New York Knicks ihn als Neuverpflichtung präsentierte, der 28-Jährige wurde jedoch sofort ins Farmteam zu den Westchester Knicks weitergereicht. Inzwischen steht er in der Western Conference der G-League in Florida für Lakeland Magic, dem Farmteam der Orlando Magic, auf dem Feld.

Jalen Tate

Der Point Guard kam früh für den nach nur zwei Partien in Richtung MHP Riesen Ludwigsburg abgewanderten Rawle Alkins nach Gießen, hatte aber große Anpassungsprobleme an die Bundesliga. Nach nur zehn Matches ließen die 46ers-Verantwortlichen den heute 24-Jährigen wieder ziehen.

Jalen Tate landete bei den Ostioneros de Guay im Nordwesten von Mexiko, ehe er im Sommer in den Kosovo wechselte. Für KB Peja, den Spitzenreiter der Art Motion Superliga, stand der Mann aus Kentucky in bislang 20 von 21 Partien bei durchschnittlich 15 Punkten, dem drittbesten Score des Teams, auf der Platte. Auch in der Balkan League, einem Wettbewerb mit Mannschaften aus Ex-Jugoslawien, Rumänien, Griechenland, Albanien, Bulgarien und Israel, kommt Jalen Tate zum Einsatz. Dort absolvierte er bislang sieben Spiele.

Tim Uhlemann

Der Center, ein Gießener Urgestein, wollte nach dem Abstieg seiner 46ers nach eigener Aussage »mal von zu Hause weg und etwas Neues ausprobieren.« Der 23-Jährige wechselte zusammen mit seinem Freund Bjarne Kraushaar zum Gießener ProA-Rivalen Phoenix Hagen, für den er bislang alle 26 Partien absolviert hat und auf Kurs in Richtung der so begehrten Playoffs schippert. Im Team von Chefcoach Chris Harris steht Uhlemann rund 18 Minuten bei zehn Punkten und drei Rebounds auf dem Feld.

TJ Williams

Der muskelbepackte und zuvor in Israel aktive Texaner, mit vollständigem Namen Timeric Dejaun Williams Junior, stand als Nachverpflichtung in nur zehn Partien auf dem Feld, ehe ihn ein Meniskusschaden ausbremste. Er ist noch immer inaktiv.

Und die hinter außerhalb des Parketts Verantwortlichen? Über Coach Pete Strobl, heute in Pittsburgh Chef der Talentschmiede »Scoring Factory«, und Geschäftsführer Sebastian Schmidt, beide quasi im Corona-Sommer 2021 im Paket von den Löwen Braunschweig gekommen, möchten weder Geschäftsstelle noch Gesellschafter oder Aufsichtsrat viel reden.

Weil sie Schaden angerichtet haben, sportlich wie wirtschaftlich. Aber auch, weil sie Befürworter hatten, die sich eingestehen mussten, sie installiert, aber sie nicht kontrolliert zu haben …

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