1. Startseite
  2. Sport
  3. Lokalsport

Meisterfrage mit fraglichem Status

Erstellt: Aktualisiert:

gispor300622-solmaz_3006_4c
Deniz Solmaz Foto: Bär © Bär

Der knapp verpasste Aufstieg in die B-Junioren-Bundesliga lässt die TSG Wieseck nicht hadern. Ein fader Beigeschmack bleibt dennoch, vor allem in Sachen Aufstieg.

Gießen. 0:2 und 2:3. Fast zwei Wochen sind nun schon vergangenen, seit die TSG Wieseck den Aufstieg in die B-Junioren-Bundesliga verpasst hat. Am Ende jubelte nur der Nachwuchs des 1. FC Saarbrücken, die Gießener durften nur zusehen. Zwei Wochen des Wundenleckens, des Verarbeiten und Sortierens - aber auch zwei Wochen des Einordnens und um in die Zukunft zu schauen.

Die Spieler von Trainer Deniz Solmaz waren die ersten, die den Saarländern ihre Glückwünsche überbrachten. Das ist fair, aber eigentlich hätte es nicht sein müssen, würde da nicht einmal mehr der DFB die Meisterfrage ungeklärt lassen. Denn: Die B-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest wird von den Ober- und Regionalligen Bayern, Baden-Württemberg, Südwest und eben Hessen getragen. Vier Ligen, aber nur drei Aufsteiger. Während Bayern und Baden-Württemberg je einen fixen Aufsteiger stellen, werden die Relegationsspiele zwischen Hessen und Südwest zum Nadelöhr.

Mangelhafter Aufstiegsmodus

»Besonders fair ist es nicht, nach so einer starken Runde noch einmal in solche Spiele gehen zu müssen«, blickt Solmaz auf den Modus, der von einer sportlich-sauberen Lösung tatsächlich weit entfernt ist. Problematisch ist, dass die beiden verbleibenden Bundesligen, nämlich West und Nord/Nordost, die klassentieferen Meister aufsteigen lässt. Sind es im Westen die Verbandsligen Westfalen, Niederrhein und Mittelrhein, ziehen im Nord/Nordosten die beiden namensgebenden Regionalligen nach. Und: Da es bei letzterer Bundesliga-Staffel nur zwei Regionalliga-Meister sind, dürfen sogar die jeweils Zweitplatzieren einen dritten Aufsteiger ausspielen.

»Sportpolitische Analysen und Gespräche« führt der DFB auf Nachfrage als Grund des Status quo in der Süd/Südwest-Staffel auf. Und: »Die vier Regional- und Landesverbände waren sich einig, dass es nur drei Absteiger geben sollte. Gemeinsam einigte man sich auf das seitdem gültige System.« Das war im Jahr 2007, als die Junioren-Bundesligen in ihrer heutigen Form gegründet wurden. Auch habe es seitdem keinerlei Vorstöße der Vereine gegeben, etwas an der Situation zu ändern. Warum sollten sie auch? Insbesondere die Clubs aus Deutschlands Süden würden sich mit einer alternativen Lösung, etwa einem turnusmäßigen Wechsel wie in den Senioren-Regionalligen, ins eigene Fleisch schneiden - auch weil sie mit Abstand das Gros der Bundesligisten bilden. Mit Mainz 05, dem SV Darmstadt, Eintracht Frankfurt und eben Saarbrücken gehen in der neuen Runde nur vier Clubs aus dem Südwesten und Hessen an den Start - bei 16 Teilnehmern.

Und vom Verband? Auch beim DFB herrschen aktuell keinerlei Überlegungen, den Durchlass in den BundesligaSüden zu reformieren. »Wir analysieren die Wettbewerbssysteme gemeinsam mit allen Beteiligten (DFL, Clubs, Regional- und Landesverbände) und stellen die Spieler bei unseren Überlegungen in den Mittelpunkt. So versuchen wir, ihnen eine optimale Entwicklung zu ermöglichen«, meint der Deutsche Fußball-Verband.

Dass die jungen Spieler auch wirklich im Fokus stehen, mag sicherlich stimmen - zumindest die aus den großen Nachwuchsleistungszentren, die sich in Bayern und Baden-Württemberg konzentriert vorfinden - Stuttgart, Nürnberg, die Bayern sowie die Münchner Löwen, Hoffenheim oder Augsburg. Um nur einige zu nennen. Was es aber insbesondere in jungen Menschen, gerade von kleineren Clubs, auslöst, wenn der Bundesliga-Traum letzten Endes von zwei Do-or-die-Spielen zum Platzen gebracht wird, daran scheint der DFB nicht zu denken.

»War toll für den ganzen Verein«

Für die TSG Wieseck ist das inzwischen hinfällig. An der Gießener Philosophenstraße versucht man, die vergangenen Wochen abzuhaken. »Wir mussten nicht aufsteigen, wir sind schließlich nicht der FC Bayern«, ordnet Deniz Solmaz richtigerweise ein, denn: »Wir sind ja nur die TSG Wieseck.« Und eben kein großer Fisch im Haifischbecken. Stattdessen ziehen die Gießener das Positive heraus. »Gegen Saarbrücken vor so vielen Zuschauern zu spielen, war toll für den ganzen Verein. Es waren alle Jahrgänge dabei, das hat alle zusammengeschweißt«, weiß der 37-Jährige. Und wer weiß, wer nächstes Jahr jubeln darf.

Auch interessant