Michèl Magel will die Außendarstellung des FC Gießen aufpolieren

Dass der Fußball-Hessenligist nicht immer ein gutes Bild nach außen abgibt, ist bekannt. Das soll sich mit dem im Fußballkreis Gießen bekannten Instagramer ändern.
Gießen. Das Smartphone am Ohr, eine prall gefüllte Aktentasche unter dem Arm und ein Termin jagt den nächsten. Michèl Magel hat dieser Tage alle Hände voll zu tun.
Seit Anfang Juni ist der 36-Jährige, der mit seinem Interviewformat »deinestory« auf Instagram regionale Bekanntheit erlangte, Teil des administrativen Führungsteams des FC Gießen, sein Aufgabengebiet beim Fußball-Hessenligisten erstreckt sich vom Marketing über die Pressearbeit bis hin zum Schaffen von Strukturen, die beim FCG bisher gefehlt haben und nach wie vor fehlen. Und jeder, der den Verein in seiner jüngsten Historie verfolgt hat, der weiß: das sind einige. Entsprechend voll ist der Terminkalender.
»Es macht mir ja auch Spaß, Dinge zu organisieren«, sagt Magel direkt zu Beginn des Gesprächs in einer Gießener Bäckerei unweit des Waldstadions. Bereits im vergangenen Sommer hat er ein Benefizspiel heimischer Fußballer gegen die Traditionself von Borussia Mönchengladbach auf die Beine gestellt, musste sich damals nicht nur um das Ticketing, Spieler, Trikots und das leibliche Wohl der Zuschauer kümmern, sondern auch Corona-Vorschriften berücksichtigen. »Das hier ist jetzt aber natürlich noch einmal eine ganz andere Hausnummer«, weiß der 36-Jährige um die Wichtigkeit seines jetzigen (ehrenamtlichen) Engagements. »Beim FC Gießen steckt noch einmal etwas anderes dahinter, als nur ein Spiel zu organisieren.«
Dennoch sind es diese damals gewonnenen Erfahrungen, die Magel nun beim Regionalliga-Absteiger mit einbringen wird. Der junge Mann weiß nicht nur, wie der Fußballkreis Gießen tickt, er ist vor allem auch gut mit den einzelnen Clubs und Persönlichkeiten verdrahtet. »Kommunikation und Strukturen«, sagt Michél Magel und nippt kurz an seiner Kaffeetasse, »das muss alles geschaffen werden.« So viel kann verraten werden: Als Pressevertreter war es in der Vergangenheit nicht immer leicht, an den Verein heranzutreten. Das soll nun mit Magel an der Speerspitze anders werden.
Erste positive Rückmeldungen
Und die ersten Schritte sind auch schon getan. »Ich bekomme momentan sehr, sehr viel Feedback allein dafür, dass ich erreichbar bin. Dass ich auf E-Mails antworte und dass Formulare ausgefüllt werden. Dinge, die eigentlich normal sein sollten.« Es sind seit Monaten bestehende Informationslücken, die nun in wenigen Tagen geschlossen wurden. Dazu gehört auch Björn Lehrmund als ebenfalls neu eingestellter Social-Media-Betreuer. Fragt man Michèl Magel nach seinem Ziel, antwortet er prompt: »Eine vernünftige Kommunikation und ein seriöser Austausch.« Und das auf allen Ebenen.
Dazu gehört eben auch nicht nur die Akquise, sondern auch die Pflege der einzelnen Sponsoren. Eine weitere Baustelle, die sich der FC Gießen wiederholt (und unnötigerweise) selbst herbeiführte. »Da sind viele Dinge schiefgelaufen«, spricht Magel nicht nur in seiner neuen Position als Vereinsvertreter, sondern ebenfalls als lange Zeit unzufriedener Geldgeber. Bei Gesprächen kennt er beide Seiten des Schreibtisches. Etwas, was ihm nach eigener Ansicht nun aber zugutekommt. »Die Sponsoren wissen, dass ich nicht einer bin, der ihnen irgendetwas erzählen will. Ich verstehe die Leute, kann deren Sichtweisen nachvollziehen. Und ich denke, das merken sie.«
Grund dafür ist nach Ansicht des 36-Jährigen die Leidenschaft für den Fußball und für die Region, die er für den Job mitbringe. Immerhin, das kann ihm kein Beobachter der heimischen Fußball-Szene vorwerfen, hätte er die Offerte des FCG auch ablehnen können. Einen guten Grund hätte er jedenfalls gehabt. Und, das darf nicht vergessen werden, steht er nun mit seinem in den vergangenen zwei Jahren gewonnenen Ruf für den Club ein - der Magels Netzwerk natürlich dankend für sich nutzt. Das ringt nicht nur den Geldgebern viel Respekt ab.
Instagram-Kanal vorerst auf Eis
Ein Opfer muss er allerdings doch bringen: seinen Instagram-Kanal »deinestory«. Den muss er (zumindest vorerst) ad acta legen. Zeitlich ist die Betreuung des Kanals nicht mit der ehrenamtlichen Arbeit beim Fußball-Hessenligisten in Einklang zu bringen. Schon jetzt investiert Magel einen erheblichen Teil seiner Zeit in die Rot-Weißen, schafft das auch nur, weil der Familienbetrieb ihn in dieser Hinsicht unterstützt. Und doch: Beerdigen will er »deinestory« nicht, wenngleich das Benefizspiel gegen die Gladbacher Weisweiler-Elf für ihn eine abrundende Geschichte für den Kanal war. Stattdessen, das gibt er zu, will er sich eine kleine Hintertür offen halten. Man wisse schließlich nie, was im Fußball so passiert. »Es ist ja auch mein eigenes Ding«, grinst er.
Sein Ding, das ist wohl wahr, ist es aber auch, Dinge eben anzupacken. So wie nun auch beim FC Gießen. »Eine Herzensangelegenheit«, wie Michèl Magel selbst sagt. Und für den Club ist er rund um die Uhr erreichbar. Eben immer mit dem Smartphone am Ohr und der Tasche unter dem Arm.