Ndicka und Kostic lassen Eintracht zappeln
Frankfurt (pep). Es ist der letzte freie Tag vor dem Ernstfall. Am Montag ließ Oliver Glasner die Spieler noch einmal durchatmen. »Sie sollen nochmal an etwas anderes denken als an Fußball«, sagte der Trainer der Frankfurter Eintracht. Nach dem Freundschaftsspiel am Mittwoch (18 Uhr) beim Regionalligisten Astoria Walldorf beginnt mit dem DFB-Pokalspiel am nächsten Montag beim 1.
FC Magdeburg dann die große Hatz, die den Frankfurtern bis zur WM-Pause ab dem 13. November 24 Pflichtspiele bringt.
Die Spieler durften sich also nochmal entspannen, die Bosse aber stecken schon jetzt mitten im Stress. Grund ist einmal mehr die unsäglich lange ausgedehnte Transferphase, die inzwischen von vielen Funktionären kritisiert wird. Doch zu ändern ist es nicht. Erst Anfang September haben die Klubs wirkliche Planungssicherheit. Die Eintracht ist besonders betroffen. Sie hat aktuell einen guten Kader beisammen, doch diese Einschätzung könnte sich ändern, wenn Stars wie Evan Ndicka, umworben vom AC Mailand, und Filip Kostic, Angebot von West Ham United, den Klub noch verlassen.
»Es liegt nicht in unserer Hand«, sagt Sportvorstand Markus Krösche und drückt damit die Machtlosigkeit im Verhältnis gegenüber den Spielern und ihren Beratern aus. Zwar haben Ndicka wie Kostic, übrigens auch Daichi Kamada, noch Verträge bis zum Ende dieser Saison, also bis zum Sommer 2023. Das klingt einfach, ist es aber nicht. Denn kein Verein geht gerne mit Spielern in die Saison, die danach ablösefrei wechseln können. Dieses wirtschaftliche Risiko können sich nur wenige Klubs leisten, jene, die von Scheichs oder Oligarchen oder großen Firmen gesponsert werden. Die meisten anderen nicht, auch die Eintracht nicht. »Wir müssen zwar nicht unbedingt verkaufen, aber unser Ziel ist es trotzdem, dass uns keiner ablösefrei verlässt«, hat Krösche jüngst noch einmal bekräftigt. Das größte Problem: Eine seriöse sportliche Planung ist in diesem Zwiespalt zwischen Geld und Klasse enorm schwer. Ndicka wie Kostic liegen auch Angebote vor, in Frankfurt zu verlängern. Aus Sicht der Spieler würde dies freilich keinen Sinn machen. Dementsprechend lassen sie die Eintracht seit Wochen zappeln.
Der Verein ist sportlich abhängig von den Spielern und ihren Beratern. Je länger Kostic und Ndicka eine Entscheidung hinauszögern, desto geringer werden die Chancen, auf Abgänge zu reagieren. »Wir sind nur die Beifahrer«, räumt Krösche ein. Er und seine Kollegen haben alles versucht, Entscheidungen bei beiden Spielern früher herbeizuführen, es ist ihnen nicht gelungen. Obwohl sowohl Ndicka als auch Kostic in persönlichen Gesprächen haben durchklingen lassen, in Frankfurt bleiben zu wollen. Immer mit dem Hinweis: Stand jetzt.
Und so wird der Trainer womöglich in den ersten sechs Pflichtspielen mit den beiden Stars planen, bevor er es dann ab September ohne sie tun muss. Keine wirklich prickelnde Aussicht. Speziell in der Abwehr steht Glasner vor einem Dilemma. Denn mit Martin Hinteregger ist ja schon ein Stammspieler weg. Die Neuzugänge Jerome Onguéné und Hrvoje Smolcic haben Talent und Potential, aber auf Bundesliganiveau sind sie noch nicht. Es ist kein Geheimnis, dass Krösche bei einem Abgang von Ndicka reagieren würde - wenn er denn dann noch Zeit genug hat. Nicht hilfreich ist es, dass die Eintracht nach dem Ausfall des Spiels gegen Ajax Amsterdam keinen ernsthaften Test mit einer eingespielten Mannschaft hatte. Am Mittwoch in Walldorf soll immerhin Ndicka wieder dabei sein. Von einer Generalprobe vor dem Pokalauftakt zu sprechen, wäre weit übertrieben. Die Walldorfer spielen in der vierten Klasse.