Ohne Druck und Last gegen »Gallier«

Hüttenberg . Der wichtige 28:25-Heimsieg gegen den HC Empor Rostock lag erst knapp 14 Stunden zurück, als Johannes Wohlrab bereits mit der Videoanalyse fertig war - für das nächste Spiel, versteht sich. Dies macht deutlich, dass es der kommende Gegner des TV Hüttenberg in sich haben muss. Tatsächlich reisen die Blau-Weiß-Roten an diesem Mittwoch (Anwurf 19.
30 Uhr) zum HBW Balingen-Weilstetten, dem Tabellenführer der 2. Handball-Bundesliga.
Balingen-W. - TV Hüttenberg (Heute, 19.30 Uhr)
Doch trotz der vielleicht noch etwas intensiver als sonst durchgeführten Vorbereitung auf das Kräftemessen in der Balinger Sparkassenarena verspürt Wohlrab vor dem Start keinerlei Last oder Druck: »Wir können ganz entspannt dorthin fahren und befreit aufspielen, da erwartet niemand etwas von uns. Balingen ist Tabellenführer und nicht nur deshalb absoluter Topfavorit auf den Aufstieg. Wir hingegen sind der krasse Außenseiter.«
Dass der Underdog jedoch durchaus in der Lage ist, den Titelkandidaten mehr als nur zu ärgern, beweist ein Blick auf das Hinspiel vor knapp fünf Monaten. Mit 26:27 unterlagen die Hüttenberger am Ende vor eigenem Publikum, hatten allerdings zuvor beinahe die gesamte Spielzeit über geführt. Auffälligster Akteur der Gäste war dabei Filip Vistorop gewesen, der insgesamt fünf Treffer erzielt und ebenso viele vorbereitet hatte. Der kroatische Spielmacher, der im Winter des vergangenen Jahres von RK PDD Zagreb auf die Schwäbische Alb gewechselt war, hat sich in den letzten Monaten zum Balinger Schlüsselspieler entwickelt. Wie wichtig der 24-Jährige für das HBW-Spiel ist, zeigt sich insbesondere dann, wenn Vistorop ausfällt. So wie beim 23:23-Unentschieden gegen den VfL Lübeck-Schwartau am vergangenen Freitag - jenes Spiel, das sich Wohlrab in seiner Nachtschicht nach dem Rostock-Spiel angeschaut hat. »Vistorop ist der spielentscheidende Mann, er ist ihr Dreh- und Angelpunkt. Sein Fehlen hat sich direkt bemerkbar gemacht«, so Wohlrab über den zuletzt immer wieder von kleineren Blessuren gebeutelten Kroaten, von dem er glaubt, dass »er gegen uns wieder in den Kader rücken wird. Zumindest bereiten wir uns darauf vor und planen damit.«
Doch allein mit Vistorop ist der bislang so erfolgreiche HBW-Saisonverlauf mit der Zielvorgabe des direkten Wiederaufstiegs nicht erklärt. Der Vorjahresvorletzte der Bundesliga verfügt über einen ausgeglichenen und hochkarätig besetzten Kader, in dem die Außen Odur Gretarsson und Moritz Strohsack, das Rückraumtrio Jona Schoch, Daniel Ingason und Guilherme Linhares de Souza sowie Kreisläufer und Ex-Wetzlarer Felix Danner allesamt die individuelle Qualität besitzen, um eine Partie im Notfall alleine zu entscheiden. »Ich gehe davon aus, dass sie zu Beginn häufig in Überzahl spielen werden, um unserer 3:2:1-Deckung aus dem Weg zu gehen. Da werden wir uns etwas einfallen lassen«, so Wohlrab, der auf zwei wichtige Stützen verzichten muss: Die Verletzung, die Timm Schneider nach 20 Minuten für den Rest des Spiels gegen Rostock zum Zuschauen verurteilte, entpuppte sich als eine Prellung auf der Fußoberseite. Ein Einsatz für den TVH-Kapitän kommt ebenso zu früh wie ein Mitwirken seines Stellvertreters Jannik Hofmann, der mit einer Zerrung im äußeren Rückenmuskel ebenfalls weiterhin ausfallen wird.
Obgleich der HBW weiterhin das einzige Team des Unterhauses mit einer einstelligen Verlustpunktzahl ist (31:8), haben die »Gallier von der Alb« in den letzten Wochen und Monaten an Dominanz eingebüßt. Nachdem man die ersten zehn Saisonspiele allesamt hatte gewinnen können, holte man aus den letzten sechs Partien nur noch 6:6 Punkte, darunter eine 29:33-Heimniederlage gegen den HC Elbflorenz zum Restrundenauftakt.