Oliver Glasner schießt Daichi Kamada ab
Frankfurt. Den Kiebitzen beim Training von Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt konnte es am Mittwoch angst und bange werden. Die Personalsituation vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen den FC Augsburg schien sich noch einmal geradezu dramatisch verschärft zu haben. Mario Götze, Philip Max und Evan Ndicka drehten nur Runden um den Platz, mit dem Ball hatte das Trio nichts zu tun.
Kevin Trapp wurde während der Übungseinheit minutenlang an der Seitenlinie behandelt. Und zu allem Überfluss hatten Tuta und Randal Kolo Muani das Training vorzeitig beendet. Von Hrvoje Smolcic und Kristijan Jakic gar nicht zu reden, die wegen Verletzungen sowieso bis zum Ende der Saison ausfallen.
Doch die Aufregung unter den Zuschauern legte sich relativ schnell, nach und nach gab es in vielen Fällen Entwarnung. Götze hatte sich nach einer Pause am Dienstag wegen Magenschmerzen schon wieder besser gefühlt, Ndicka soll im Laufe der Woche wieder ins Teamtraining einsteigen. Trapp hat nach der Behandlung weitergemacht, bei Tuta und Muani sollen keine ernsthaften Verletzungen vorliegen.
Lindström wieder eine Alternative?
Den Torjäger zwickt es immer mal wieder an den Adduktoren, wie bei den meisten anderen ist bei ihm ein Einsatz gegen Augsburg nicht gefährdet. Alleine bei Verteidiger Max besteht keine Chance. Und es gab ja auch eine richtig gute Nachricht: Jesper Lindström machte das komplette Programm mit, könnte schon am Samstag eine Alternative sein.
Trainer Oliver Glasner leitete das Training engagiert wie eh und je. Er stand mittendrin, unterbrach immer mal wieder das Übungsspiel und versuchte, verbale Akzente zu setzen. Der österreichische Fußball-Lehrer hat sehr wohl bemerkt, wie brutal sein Vorgesetzter Anfang der Woche den Druck auf ihn und die Spieler erhöht hat. Nichts weniger als sieben Siege (fünfmal in der Liga, zweimal im Pokal) fordert Sportvorstand Markus Krösche (»Es gibt keine Ausreden und keine Alibis mehr«) für die letzten Wochen, eine in der augenblicklichen Verfassung der Mannschaft im Grunde nicht zu erfüllende Vorgabe.
Der Trainer hat sich offenbar vorgenommen nach vielen Wochen der Kritik (»Eine Frage der Qualität«), aber auch der Streicheleinheiten (»Ich vertraue der Mannschaft total«), den Druck nun an die Spieler weiterzugeben. Jedenfalls wurde er am Mittwoch immer mal wieder laut. Sehr laut. Zu oft wurde ihm zu viel nach hinten gespielt, die Kernbotschaft lautete: Spielt nach vorne. »Wenn wir den Ball gewinnen, spielen wir nach vorne, nach vorne, nach vorne«, rief er den Spielern zu. Dass Glasner vor lauter Wut einmal einen Ball wegbolzte und dabei Daichi Kamada traf, war sicher Zufall, hat aber in Bezug auf Lethargie und nachlassendem Engagement des Japaners in den vergangenen Wochen sicher nicht den Falschen getroffen.
Viele Namen, aber wenig Substanz
Die Eintracht, ihr Trainer, der Sportvorstand, in erster Linie aber die Spieler bewegen sich auf einem schmalen Grat in diesen Tagen. Allen gemeinsam ist, dass die Spiele gegen Augsburg am Samstag und in Stuttgart am nächsten Mittwoch die letzten Ausfahrten sind, um die Saison doch noch halbwegs erfolgreich zu Ende zu bringen. Ob Wissen und Wille reichen werden, um noch einmal eine Trendwende herbeizuführen, bleibt abzuwarten.
Derweil nehmen die Gerüchte um die Personalien bei der Eintracht immer absurdere Formen an. Am Mittwoch war es doch tatsächlich eine Meldung wert, dass die Eintracht noch kein Angebot für Randal Kolo Muani auf dem Tisch habe. Interesse soll es aber auch vom FC Bayern geben. Und drei weitere Namen von möglichen Neuzugängen wurden auch schon genannt: Der 17 Jahre alte Innenverteidiger El Chadaille Bitshiabu von Paris St. Germain, der 24 alte Abwehrspieler Ao Tanaka von Fortuna Düsseldorf und der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler Tom Krauß von Schalke 04. Am Tag darauf dementierte die Eintracht. Keiner aus diesem Trio sei ein Kandidat.