Poltrum und die Siebenmeter
Hüttenberg. Die SG BBM Bietigheim ist in dieser Spielzeit offenbar eine Nummer zu groß für den TV Hüttenberg. Am Samstagabend mussten sich die Schützlinge von Trainer Johannes Wohlrab dem Team von der Enz mit 32:36 (18:20) geschlagen geben. Es war, nach den beiden Niederlagen im Hinspiel und im DHB-Pokal, bereits das dritte Mal, dass der TVH in dieser Saison den Kürzeren gegen die SG BBM gezogen hat.
TV Hüttenberg - SG Bietigheim 32:36
Wirkliche Vorwürfe konnte Wohlrab seinem Team deshalb allerdings nicht machen. Stattdessen lobte der 36-Jährige die von Iker Romero trainierten Gäste im Anschluss und bescheinigte diesen, »in allen Belangen einen Hauch besser und erfahrener« gewesen zu sein. Eine Sache gab es dann allerdings doch, die sowohl Wohlrab als auch den anwesenden Hüttenberger Fans ziemlich auf die Nerven gegangen sein dürfte: Es war dies die Ausbeute der Hausherren bei Strafwürfen. Gleich vier Mal vergaben die Blau-Weiß-Roten in Person von Ian Weber (35., 43.), Tristan Kischner (38.) und Paul Kompenhans (54.) von der Strafwurflinie. »Natürlich lassen wir da zu viel liegen. Wären diese vier Siebenmeter drin gewesen, würde das Endergebnis anders lauten«, wusste auch Wohlrab später.
Dabei war der Mann, der die Hüttenberger mit seinen Paraden in den entscheidenden Phasen schier zur Verzweiflung brachte, in Mittelhessen alles andere als ein Unbekannter. Denn SG-Torhüter Konstantin Poltrum, seit 2015 für die HSG Konstanz, den HSC Coburg und nun eben für die SG BBM Bietigheim aktiv, trug von 2009 bis 2015 das TVH-Trikot und wurde beim »Original in Mittelhessen« ausgebildet. Ein klassischer Fall von »ausgerechnet« also, dass der 1,95 Meter lange Schlaks an alter Wirkungsstätte zur Höchstform auflief. Ins Spiel kam der gebürtige Friedberger erst kurz vor der Pause. Zu diesem Zeitpunkt führte sein Team bereits mit 20:18 und drückte, ebenso wie der TVH, höllisch aufs Tempo. Beide Mannschaften gönnten einander kaum Verschnaufpausen, was für die Hüttenberger Saison-Rekordkulisse von 1150 umso unterhaltsamer war - denn das, was die Schaulustigen auf den Tribünen zu sehen bekamen, war ein offener Schlagabtausch zweier gleich starker Teams.
»Ich bin beeindruckt von der Atmosphäre in der Halle. Es hat heute sehr viel Spaß gemacht, aber es war auch das schwierige Spiel, das wir vorher erwartet hatten«, erklärte Iker Romero hinterher. Seine Mannschaft, mit 768 Treffern die torgefährlichste Mannschaft der Liga, agierte souverän und umsichtig, schaffte es jedoch nicht, dem TVH entscheidend davonzuziehen. So führten die Gäste beinahe in der gesamten ersten Hälfte mit einem Treffer - kurz nach dem Seitenwechsel sogar einmal mit deren vier (22:18, 32.) - und mussten nach 41 Minuten dennoch den Ausgleich des TVH-Halbrechten David Kuntscher schlucken, der wuchtig zum Kreis durchgestoßen und zum 23:23 ausgeglichen hatte.
»Wir haben versucht, dagegenzuhalten, und haben das auch 45 Minuten geschafft. Beim 23:23 und beim 24:24 hätte das Spiel kippen können, aber dann unterlaufen uns zwei technische Fehler zu viel«, analysierte Wohlrab später. Und Vit Reichl, wie gewohnt nimmermüde am Kreis ackernd, ergänzte: »Immer dann, wenn wir die Chance zur Führung hatten, schließen wir nicht gut ab und sind zu ungeduldig. Das ärgert uns.«
Der Bruch zuungunsten der Hausherren setzte erst dann ein, als Wohlrab, kräftetechnisch bedingt, in der Schlussphase durchwechseln musste. Der TVH stemmte sich weiterhin gegen die drohende Pleite, musste jedoch spätestens nach dem verwandelten Tempogegenstoß von Jonathan Fischer zum 31:27 (54.) einsehen, dass es auch im dritten Anlauf nichts mit einem Punktgewinn gegen die Bietigheimer werden würde.
Lange Zeit, um sich wieder aufzurappeln, haben die Hüttenberger allerdings nicht, denn bereits am Mittwochabend steht das Gastspiel beim Tabellendritten TuS N-Lübbecke an.
Hüttenberg: Grazioli, Plaue (ab 13.) - Martin, Schwarz (4), Kirschner (5/1), Theiß (2), Fujita, Weber (7/5), Zörb (3), Reichl (2), Schneider (1), Klein, Kompenhans (2), Jockel, Schreiber (4), Kuntscher (2).
Bietigheim: Genz, Poltrum (ab 26.) - Vlahovic, Claus (6), Öhler (1), Wolf (1), Schäfer (8/4), de la Pena (5), Wiederstein (5), Velz (2), Barthe (3), Hejny, Brenner, Pfeiffer (2), Kaulitz, Fischer (3).
Schiedsrichter: Leon Barmann/Nico Barmann (Graben-Neudorf) - Zuschauer: 1150 - Zeitstrafen: Hüttenberg sieben (Kirschner, Theiß drei/58., Disqualifikation, Weber, Zörb zwei), Bietigheim sechs (Vlahovic zwei, Claus, Wolf, Wiederstein, Fischer) - verworfene Siebenmeter: Weber (35., 43.), Kirschner (38.), Kompenhans scheitern an Poltrum (54.).