Schlag auf Schlag

Gießen. Bei den einen Riss der Faden nach einer souveränen 2:0-Führung zu Beginn der zweiten Halbzeit komplett, sodass sie sich am Ende gegen den SV Steinbach mit einem 2:2-Unentschieden begnügen mussten und damit im Aufstiegsrennen zwei wichtige Zähler einbüßten.
Bei den anderen war es ausgerechnet ein kurioses Tor mit dem Knie, das zum entscheidenden 0:1 gegen den SV Neuhof und einer verschärften Situation im Abstiegskampf führte. Die Rede ist von den beiden Hessenligisten FC Gießen und SC Waldgirmes, die nicht lange warten müssen, um diese 90 Minuten aus den Trikots zu schütteln.
FC Gießen - SC Waldgirmes (Heute, 18.15 Uhr)
Denn schon heute am Gründonnerstag treffen sie im Derby im Gießener Waldstadion aufeinander (Anstoß 18.15 Uhr). »Wir sind ganz froh darüber«, sagt Gießens Coach Daniyel Cimen über die kurze Pause, »manchmal ist es ein Vorteil, wenn es Schlag auf Schlag geht.«
Den Einbruch vom Steinbach-Match haben sie aufgearbeitet beim FCG, wobei der Trainer einräumt: »Das hat mich einen Tag gekostet, weil wir das so leichtfertig und durch Eigenverschulden aus der Hand gegeben haben. Das hat mich am meisten aufgeregt und emotional gemacht.« Schwarzmalerei ist gleichwohl nicht angebracht beim FCG, der gegen Waldgirmes an den überzeugenden ersten Durchgang anknüpfen will: »Dann bin ich zuversichtlich, dass wir gewinnen.«
Die Lahnauer bezeichnet Cimen angesichts deren wankelmütiger Vorstellungen und Ergebnisse in dieser Runde als »taumelnden Boxer, sie haben wenig Konstanz in den Leistungen.« Mit 57 Toren hat der SCW auf der einen Seite nur zwei weniger als Gießen erzielt, andererseits bereits neunmal drei oder mehr Treffer kassiert. Daniyel Cimen beobachtete sie beim letzten Auswärtsspiel, der 1:6-Klatsche in Fernwald, und sah dabei eine defensive Umstellung auf eine Fünferkette. »Wir werden Geduld brauchen«, mutmaßt er deswegen und rechnet mit Gästen, die »tiefer und kompakter« stehen.
Wechsel in der Startelf sind beim FCG durchaus möglich, um im Eins-gegen-Eins in engen Räumen Lösungen zu finden. Jungyhun Kim und Connor Filsinger sind Kandidaten dafür. Bei der Wahl der Anfangsformation spielen ferner auch die Faktoren Belastungssteuerung und Frische eine Rolle, denn gleich am Ostermontag müssen die Gießener in Neuhof ran (Anstoß 14 Uhr). Die Osthessen zeigen sich im Vergleich zu 2022 stark verbessert und holten mit zwölf Zählern fast die Hälfte ihrer insgesamt 28 Punkte nach der Winterpause, wodurch die Chancen auf den Ligaverbleib deutlich gestiegen sind. »Sie treten als Mannschaft unheimlich geschlossen auf, mit jedem Sieg wächst das Selbstvertrauen und der Glaube an den Klassenerhalt«, schließt Cimen einen Spaziergang wie im Dezember, als sein Team glatt mit 6:1 die Oberhand behielt, aus.
Montag folgt Auswärtsspiel
In Sachen Personal muss der FC Gießen weiterhin auf Ayman Lhadaf (Bänderriss) und den im Aufbau befindlichen Mika Gärtner verzichten. Das gilt für heute auch für Keanu Hagley, der allerdings am Montag zum Kader stoßen könnte. Am Feiertag werden mit Neuhof sowie dem SV Unter-Flockenbach und dem SV Weidenhausen auch drei Clubs Nachholspiele austragen, die hinter Waldgirmes im dicksten Abstiegssumpf stecken, während der SCW spielfrei ist. Möglich also, dass die Truppe von Trainer Mario Schappert, die aktuell über dem berühmten Strich rangiert, noch weiter in den Keller hineingezogen wird.
Das tatenlose Zuschauen ließe sich gewiss mit einem Überraschungscoup in Gießen etwas entspannter ertragen. Die Rollenverteilung ist selbstverständlich auch Schappert klar: »Wir sind nicht mit Gießen auf Augenhöhe. Und wenn ich an ihre Bilanz im Waldstadion denke, dass sie zu diesem Zeitpunkt zu Hause noch nicht verloren haben. Das ist Wahnsinn.« Ein »Bonusspiel« sei das für den SCW, der anschließend mit Dietkirchen und Weidenhausen gegen direkte Konkurrenten Weg weisende Partien vor sich hat. Lange ist es seinen Schützlingen und ihm gelungen, voll da zu sein und mit dem Druck umzugehen, wenn es darauf ankam und der Abstand nach unten geringer wurde. »Zuletzt ist es aber in die Hosen gegangen«, sagt Schappert angesichts von nur einem Dreier und vier Punkten in diesem Jahr, »deswegen ist es vielleicht ganz gut, dass in Gießen niemand etwas von uns erwartet.«
Schappert muss auf Kevin Bartheld verzichten, der nach wie vor an Wadenproblemen laboriert: »Ihn vermissen wir schmerzlich, weil er mit seiner individuellen Klasse im Offensivbereich auch etwas bewirken kann, wenn es da nicht für uns läuft.« Lucas Hartmann fällt ebenso aus (Zerrung oder Faserriss).