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Schritt für Schritt

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Eiskalt vom Siebenmeterpunkt: Lukas Becher steuert insgesamt sechs Tore für die HSG Wetzlar bei. Foto: Ben © Ben

Wetzlar. Als alles eigentlich schon vorbei und die Messe zugunsten der Grün-Weißen gelesen war, fing die Geschichte für Tim Rüdiger erst an. Der Rechtsaußen, aufgrund der Verletzung von Domen Novak als Backup für Lars Weissgerber vor Wochenfrist wieder ins Bundesliga-Team der HSG Wetzlar befördert worden, stand an der Siebenmeterlinie. Die Uhr lief ab, die Schlusssirene ertönte, aber ein Wurf blieb - für Rüdiger.

»Ich hatte das ganze Spiel über Spaß in dieser Arena, die der Wahnsinn ist mit diesem Publikum. Also hatte ich auch Bock, den Ball reinzuwerfen«, sagte der 24-Jährige, nachdem er zur Tat geschritten war. Das Duell mit dem 28 Zentimeter größeren Felix Hertlein im Kasten des ASV Hamm-Westfalen schien größentechnisch vorab entschieden. »Und im ersten Moment habe ich gemerkt: Oh, da ist aber wenig Platz, den Ball an ihm vorbeizubringen. Dann aber habe ich den Moment genossen«, sagte Rüdiger, während er nach dem wichtigen 29:24 (13:7)-Heimerfolg der HSG am Rande der Bande junge Fans mit Autogrammen versorgte.

Ja, die Fans, ob jung oder alt, sie waren am Donnerstagabend vor allem deshalb auf ihre Kosten gekommen und durften sich am Ende jeder Halbzeit mit stehenden Ovationen am Gesamtbild beteiligen, weil die Gastgeber eine bärenstarke Abwehr auf die Platte zimmerten.

Angeführt von Hendrik Wagner, schnell auf den Beinen und damit in der gegen das Tabellenschlusslicht der Handball-Bundesliga so wichtigen Seitwärtsbewegung plus zwei starke Torhüter - die Basis für die zwei Punkte, die möglicherweise schon den Klassenerhalt bedeuten, war hinten gelegt.

Vorne wiederum funktionierten beide Außen, sowohl der herausragende Lukas Becher als auch der solide und ebenso aufmerksame Lars Weissgerber. Magnus Fredriksen nahm auch dann, als es in Hälfte zwei bei nur nóch plus drei nochmal eng zu werden schien, sein Herz in beide Hände, vollstreckte selbst zwei Mal und führte wie schon vor einer Woche gegen Lemgo gekonnt Regie. »In Hamburg, da war ich ein bisschen müde, heute, das war wieder geil, dies Emotionen, diese Kulisse, das ist Wetzlar«, schwärmte der Norweger nach getaner Tat.

Während von den beiden Rückraum-Halben Lenny Rubin den Anfang machte und die frühe Führung herauswarf, machte hinten raus Stefan Cavor den Unterschied. Sieben Mal ließ der lange verletzte Montenegriner den ASV-Torleuten keine Abwehrchance. Und das, »obwohl ich meine Quote besser machen sollte. Aber mir fehlt noch das Timing beim Wurf und ich denke manchmal zu viel. Aber egal, Schritt für Schritt, zwei Punkte sind das Wichtigste. Ich hoffe, damit haben wir in den kommenden Spielen weniger Druck. Wir haben eine gute Show geboten und sind stabil«, erklärte »Caki«. Das macht doch Mut für Leipzig.

Nach Sachsen geht es für Cavor und Co. am Himmelfahrtstag. Dort wartet ein SC DHfK, der aus den vergangenen acht Partien nur ein mageres Pünktchen ergattern konnte. Zum Glück für Wetzlar am vergangenen Wochenende gegen GWD Minden. Also jenes Team, das neben dem nun als erstem Absteiger feststehenden ASV Hamm als zweiter Verein wohl ins Gras beißen wird.

Wobei Jasmin Camdzic, der Trainer und Sportlicher Leiter der nach wie vor auf Rang 16 gefährdeten Lahnstädter, schon am Donnerstagabend bei aller Freude und Stolz über die Wetzlarer Leistung sagte: »Ich kenne die Geschichte vom letzten Jahr und was Frank Carstens und Minden zu leisten imstande sind. Ich bin noch nicht locker. Mathematisch sind wir noch nicht durch.«

Fakt ist: Fünf Pluspunkte Vorsprung bei zwar einem Spiel mehr, aber obendrein das deutlich bessere Torverhältnis gegenüber den Ostwestfalen. »ich glaube, das war’s", rief ein VIP-Gast unter den 3389 Zuschauern in der Buderus-Arena lange nach der Partie »Jasko« zu.

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