Schwach gespielt, gut gepunktet

Frankfurt. Platz vier nach der Vorrunde, 31 Punkte, so viele wie noch nie seit Einführung der Drei-Punkte-Regel, wettbewerbsübergreifend nur eine Niederlage aus den letzten elf Spielen - die Frankfurter Eintracht kann wahrlich zufrieden sein mit der Zwischenbilanz dieser Saison.
Das gilt auch noch nach dem glücklichen 1:1 (1:0) beim SC Freiburg vom Mittwochabend. »Wir haben kein gutes Spiel gemacht, obwohl das Freiburger Spiel einfach und mit vielen langen Bällen versehen war«, mäkelte Sportvorstand Markus Krösche zu Recht, »man sieht, dass wir uns noch steigern müssen, gerade gegen Gegner, die nicht viel Fußball zulassen.«
Das ist freilich Jammern auf hohem (Tabellen-) Niveau. Die Steigerungen in allen Mannschaftsteilen werden schon am Samstag dringend nötig sein, wenn die Eintracht zum Spitzenspiel zu den Bayern muss. Die sportlich Verantwortlichen müssen in den nächsten Tagen die eine oder andere Grundsatzfrage beantworten. Das Feld ist im Kampf um die internationalen Plätze eng zusammengerückt, die Unterschiede zwischen Platz zwei und Platz sieben sind nur noch minimal. Es kommt auf jeden Punkt an, auf jedes Detail, wenn am Ende die sportlichen Prämien in Form von Europapokal-Teilnahmen verteilt werden.
Trainer Oliver Glasner (»Ich bin sehr zufrieden mit dem Punkt, weil ich weiß, wie schwer es ist, in Freiburg zu spielen.«) hat im Breisgau wie schon gegen Schalke einige wichtige Fingerzeige bekommen. So ist deutlich geworden, dass Hrvoje Smolcic sicher nicht die Ideallösung als Mittelmann der Dreierkette ist. Der junge Kroate hat zwar erneut durchaus Talent und Durchsetzungsvermögen in den Zweikämpfen bewiesen, aber viel zu oft hat er auch den Kopf verloren und mit Fehlleistungen gute Chancen des Gegners heraufbeschworen.
Mit Kristijan Jakic, vor allem aber Makoto Hasebe, gibt es Alternativen im Kader. In Freiburg hatte die Eintracht »vielleicht die jüngste Abwehr der ganzen Liga aufgeboten«, so der Trainer. Tuta (23), Smolcic (22) und Ndicka (23) vor Torwart Diant Ramaj (21). Dabei hatte der jüngste im Team, Torwart Ramaj, sein zweites Bundesligaspiel ohne Fehl und Tadel absolviert. »Das war unspektakulär, aber er stand immer da, wo der Ball hingekommen ist und hat gut antizipiert«, lobte der Trainer, »das imponiert mir.« Ob der erkrankte Stammkeeper Kevin Trapp schon in München wieder spielen kann, wird sich kurzfristig entscheiden.
Der Frankfurter Trainer wird auch darauf achten müssen, dass Daichi Kamada seinen offensichtlichen WM-Frust nicht immer weiter vor sich herschiebt. Der Japaner, vor der Winterpause der Liga in Topform, hängt durch wie kein anderer. Da kam wenig bis gar nichts.
Vielleicht haben ihm auch die angeblichen und tatsächlichen Millionen-Euro-Angebote für einen Wechsel im Sommer den Kopf verdreht. Faszinierend dagegen einmal mehr in Freiburg: Kaum war Sebastian Rode auf dem Platz, ab der 65. Minute für Kamada, wurde das Frankfurter Spiel schlagartig besser. Die Eintracht spielte in der Schlussphase geordneter, ruhiger, planvoller und nach zwischenzeitlich bedenklichen Wacklern auch wieder stabiler. Die Freiburger hatten in der letzten halben Stunde auch keine Gelegenheit mehr zum Siegtreffer.
Neben Rode hatte für das Patt auf dem Platz auch Rafael Borré gesorgt, der die Rolle als »Edeljoker« mit viel Leben ausfüllte.
Bei allen Schwächen wurden nämlich auch in Freiburg die Stärken der Eintracht deutlich. Einzelne Spieler haben so viel Qualität, dass sie diese auch an schlechten Tagen der Mannschaft gewinnbringend für die Eintracht einsetzen können. Randal Kolo Muanis Führungstor war ein kleines Kunstwerk. Es war der sechste Saisontreffer des französischen Vizeweltmeisters, dazu hat er bereits zwölf Tore vorbereitet und sich damit an der Spitze der Scorerliste der Liga gesetzt, vor der Prominenz aus München (Jamal Musiala), Leipzig (Christopher Nkunku) und Bremen (Niklas Füllkrug). Von den Freiburgern war der Franzose in der zweiten Halbzeit häufig nur durch Fouls zu stoppen, was außer SC-Coach Christian Streich wohl alle so gesehen hatten.
Neben dem Trainer muss sich auch der Sportchef Gedanken machen, wie die gute Ausgangsposition, die sich die Mannschaft mit der sehr guten Vorrunde geschaffen hat, weiter ausgebaut werden kann.
Gesät haben die Frankfurter, doch geerntet wird erst in drei, vier Monaten. Um dafür noch besser gerüstet zu sein, sollte Krösche noch einmal darüber nachdenken, dem Kader einen weiteren Abwehrspieler von Klasse hinzuzufügen. Bedarf besteht sowohl in der Innenverteidigung als auch auf den Außenpositionen.