»Sechser« mit Torriecher
Saasen . Drei Tore in einer Halbzeit vergangenen Mittwoch gegen Schlusslicht FSG Alsfeld/Eifa, das letzte Tor zum 4:1-Sieg gegen die FSG Queckborn/Lauter am Sonntag und damit generell letzter Torschütze der sich auflösenden Spielgemeinschaft. Außerdem Platz eins der Tabelle in der Fußball-Kreisliga A Alsfeld mit seiner Mannschaft: Könnte schlechter Laufen für Mittelfeldspieler Tim Kutscher von der SG Reiskirchen/Bersrod/Saasen.
Sicher, man kann Alsfeld mit sieben Punkten aus 27 Spielen durchaus als »Schießbude der Liga« - wie es so unschön heißt - bezeichnen, dennoch gelingt nicht jedem Spieler der Liga ein Dreierpack gegen den weit abgeschlagenen Tabellenletzten. Und auch der Fakt, dass Kutscher im Teamranking Platz zwei der Torjägerliste (hinter Stürmer Robin Kässmann) belegt, deutet auf eine sehr gute Saison hin. Vielleicht die beste seiner bisherigen Karriere?
»Ja, würde ich schon sagen«, lautet das entspannte Fazit Kutschers. 16 Tore und sechs Vorlagen lautet seine Statistik für die Saison, und das als Sechser. »Ich habe meine Rolle diese Saison etwas offensiver ausgelegt als bisher, dadurch kam ich oft vor das Tor und zu Abschlussgelegenheiten. Das liegt aber auch daran, dass wir als gesamte Mannschaft höher angegriffen haben.« Alle Saisonspiele habe der 22-Jährige über 90 Minuten bestritten, auch das ein Novum in seiner noch jungen Karriere.
Seit 2018 spielt Kutscher bei »RBS«, nachdem er sich zuvor ein halbes Jahr lang bei der SG Kinzenbach versucht hatte. »Das war mein erstes Jahr Aktive, ich hätte eigentlich noch A-Jugend spielen können. In Kinzenbach habe ich nur wenig Einsatzzeit bei der ersten Mannschaft bekommen, habe eher Zweite gespielt. Zur Rückrunde bin ich dann zur SG gewechselt.« Zwar ist Reiskirchen/Bersrod/Saasen in Kutschers erster Saison dort von der Kreisoberliga in die Kreisliga A abgestiegen, seitdem haben sie sich dort aber etabliert und oft vorne mitgespielt. Mit der Meisterschaft, die wegen der Auflösung nicht in einem Aufstieg endet, erreichte nicht nur Kutscher ein langersehntes Ziel. »Die ganze Mannschaft hat sich das seit Jahren erhofft.« Doch der Weg dahin war kein einfacher. »Zwischenzeitlich war es richtig schwierig. Als Anfang des Jahres die Nachricht kam, dass die Spielgemeinschaft aufgelöst wird, war die Stimmung im Keller. Aber wir haben uns zusammengesetzt und gesagt: Egal was drumherum passiert, wir halten die Spannung hoch und holen uns den Titel.«
Mitte April kam es dann zunächst zu einer Niederlage gegen Top-Konkurrent Schwalmtal, eine Woche später folgte ein Unentschieden in Kirtorf. »Wir dachten: Das war es jetzt mit der Meisterschaft. Dann aber haben wir die letzten sieben Spiele gewonnen.« Wie kam es zu diesem Kraftakt? »Da hat vor allem unserer Trainer Benjamin Lock großen Anteil daran. Er hat uns immer motiviert, uns immer getrieben. Selbst als die Trainingsbeteiligung aus vielen verschiedenen Gründen schlecht war und wir auch in den Spielen oftmals mit der zweiten Mannschaft auffüllen mussten, stimmte unsere Leistung auf dem Platz. Spieler, die sonst nicht so zum Zug kamen, hatten jetzt auch Fuß gefasst. Wir haben uns immer besser eingespielt, das war auch ein Grund, warum der Saisonendspurt so gut war. Wir sind eine richtige Einheit.« Deshalb seien sie auch verdient Meister geworden, bilanziert Kutscher die Spielzeit. Diese ist aufgrund des spielfreien letzten Spieltages für sein Team nun auch vorüber. Den Abschluss der Kreisliga A Alsfeld, der am Samstag stattfindet, kann sich der Mittelfeldspieler mit seiner Mannschaft also ganz entspannt vom Platz an der Sonne aus anschauen.
Und wie geht es für den gebürtigen Saasener weiter? Seit anderthalb Jahren lebt er mit seiner Freundin in Grünberg, arbeitet dort auch als Schreiner. Am Wochenende fährt er mit seiner Dauerkarte in den Deutsche Bank Park, um Eintracht Frankfurt anzufeuern, wenn er nicht eben selbst spielt. Aber wo zieht es ihn hin, nach so einer starken Saison? »Ich bleibe hier in Saasen, in der neuen Spielgemeinschaft mit Harbachtal.« Er bleibt also bescheiden und in derselben Spielklasse wie diese Runde. »Es hat mir richtig Spaß gemacht, wir haben uns in der Mannschaft gut verstanden und ich durfte mit Freunden zusammen spielen,« lautet das Feedback Kutschers.
Und wenn dann noch 16 Tore und sechs Vorlagen dazu kommen, hat man ganz offensichtlich alles richtig gemacht.
Tim Kutscher
(SG Reiskirchen/Bersrod/S.)