Sidekick Günther Mayer
Wetzlar. Am vergangenen Samstag stand seine große Bühne irgendwo im Industriegebiet der thüringischen Kleinstadt Elxleben. Am Dienstag danach bedeutete der Parkplatz vor dem Sanitätshaus Frohn in der Wetzlarer Spilburg für ihn die Bretter, die die Welt bedeuten. Mit anderen Worten: Erst bekam sich Günther Mayer vor Freude über die 14. Deutsche Meisterschaft im Rollstuhlbasketball kaum mehr ein, keine 72 Stunden später hatte er die Lacher anderer auf seiner Seite.
Eigentlich nur der Sidekick von Moderatorin Marina Failing, quasi der Manuel Andrack von Entertainer Harald Schmidt, trug Bajuware »Gü«, wie ihn Freunde und Teammitglieder des RSV Lahn-Dill stets rufen, zur allerbesten Unterhaltung eines als Saisonabschluss geplanten Abends bei, der schnell zur Meisterfeier avancierte. Und an dem der »Assi« von Cheftrainerin Janet Zeltinger selbst die schmerzhaftesten Abgänge so charmant, so witzig, so hintergründig verpackte, dass Tränen vor Lachen statt der Rührung bei den rund 150 Anwesenden flossen.
Mayer verriet, dass Dominik Mosler, wenn es galt, mal einen auszugeben, statt des traditionellen Mett-Igels stets eine harte, polnische Leberwurst spendierte, »eine zum Leute totschlagen«. Dass der Center, dem der rechte Unterschenkel fehlt, quasi bis zu seinem Lebensende Schuhe besitzt, hat er einem Bayreuther Kumpel von »Gü« zu verdanken. Denn der vermisst sein linkes Bein. »Und weil die Treter stets nur als Paar zu kaufen sind, gibt er mir für Mosler halt immer den mit, den er sowieso nicht gebrauchen kann.«
Mayer verriet, dass er das Team bei seinem Einstand mit traditioneller Kost aus dem Freistaat verwöhnen wollte, sich aber schnell fragte, ob er Hiroaki Kozai nicht lieber Sushi mitbringen sollte. Manager Andreas Joneck aber habe berichtet, der Japaner sei »kulinarisch entspannt.« Was für die Brezn und das Weißbier zutraf. Dass er die Weißwürste mit süßem Senf mit Todesverachtung verschlang, imponierte dem Co. »Ich glaube, er hat sie richtig in sich hineingehauen ...«
Und Mayer verriet, dass US-Boy Brian Bell trotz seiner fünf Kinder eine Fitness habe, von der sich manch einer, der vielleicht nur einmal Nachwuchs bekommen hat, eine Scheibe abschneiden könne. »Wo würde er mit seiner Energie nur hinkommen, wenn er solo wäre?«, gab »Gü« für die drei Stars aus Polen, Japan und den USA, die den neuen Deutschen Meister in diesen Tagen verlassen werden, den Alleinunterhalter.
Was Janet Zeltinger, frisch gestärkt durch Curry-«Woscht« mit Pommes rot-weiß vom benachbarten »Sattmacher«, wenig störte. Die 44-Jährige bekannte, dass es ihr eine Ehre gewesen sei, Mosler, Kozai und Bell trainiert haben zu dürfen. Sie bescheinigte den dreien, »fantastische Kerle« zu sein. Und sie lobte - nicht eben überraschend - deren »außerordentliche sportliche Fähigkeiten« auf dem Spielfeld.
Das sie in Elxleben mit der 14. Deutschen Meisterschaft verließen. Eine, die besonders »Tommy« Böhme und Peyman Mizan offenbar ausgiebig zu feiern wussten. Um 7 Uhr am Sonntagmorgen seien sie ins Bett gefallen, berichtete Böhme, der den 64:63-Erfolg bei den RSB Thuringia Bulls 1,8 Sekunden vor der Schlusssirene mit seinem zweiten Freiwurf sicherstellte, nachdem er zunächst gepatzt und damit die Dramatik ins Unermessliche gesteigert hatte. »Ich wollte es halt spannend machen«, hatte auch der Nationalspieler die Lacher bei den Unterstützern der Wetzlarer Rollis auf seiner Seite.
Fast so viele wie zuvor »Landsmann« Günther Mayer ...