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Starkes Spiel zum Abschied

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Beim letzten Auftritt im Hüttenberger Trikot zeigt sich Christian Rompf (l.) nochmals von seiner besten Seite. Foto: Röczey © Röczey

Hüttenberg. »Danke für die geile Saison!« prangt es per Banner auf der Gegentribüne im Hüttenberger Sportztentrum, als Johannes Wohlrab rund zweieinhalb Minuten vor Ende des letzten Heimspiels des Handball-Zweitligisten TV Hüttenberg eine Auszeit nimmt, die angesichts einer klaren 31:24-Führung seines Teams zunächst komplett unnötig erscheint - und dann doch ihren Sinn offenbart.

Denn nach ein paar wenigen an den Spielerkreis gerichteten Worten schickt er Tobias Hahn, Christian Rompf und Stefan Kneer in Richtung Mittelkreis. Damit sich die nach der Partie ihre aktive Laufbahn beendenden Routiniers sichtlich gerührt von den 1030 aufgrund des bis dahin auf dem Parkett Gebotenen euphorisiertenen Zuschauern noch einmal standesgemäß feiern lassen können.

TV Hüttenberg - ASV Hamm-Westfalen 32:25

Eine tolle Geste des Trainers an einem tollen Abend, nicht nur für die drei künftigen »Handball-Rentner« und den zum VfL Gummersbach wechselnden, aber verletzungsbedingt nicht mehr auf dem Feld mitwirkenden Kapitän Dominik Mappes. Sondern auch für die Jungs, die sie zurücklassen und die noch einmal alles geben, um ihren Mitspielern ein überragendes Abschiedsspiel zu schenken. Denn die Hüttenberger zeigen gegen den in der Vorwoche bereits in die 1. Bundesliga aufgestiegenen Tabellenzweiten ASV Hamm-Westfalen eine klasse Leistung und gehen am Ende als verdienter 32:25 (16:11)-Sieger vom Feld.

»Was für eine brutale Leistung der Jungs«, war auch TVH-Coach Wohlrab entsprechend von den Socken. Vor allem vor dem Hintergrund, dass mit Mappes, den beiden Torhütern Dominik Plaue (angeschlagen) und Simon Böhne (krank), Niklas Theiß (Rückenprobleme), Patrick Jockel, Johannes Klein (beide krank) sowie dem Langzeitverletzten Vit Reichl fast eine ganze Mannschaft für das Rundenhalali nicht mehr zur Verfügung stand - Finn Rüspeler, Stammkeeper der gerade in die Oberliga aufgestiegenen U23, alleine den Kasten hüten musste und Noel Hoepfner von den Mittelhessen Youngster deshalb unverhofft früh sein Debüt im Zweitligateam geben durfte. »Unglaublich. Wir schießen hier noch mal den Aufsteiger aus der Halle, was für eine Energieleistung von allen«, war der Übungsleiter voll des Lobes für seine geschlossen starke Truppe.

Einer dieser Jungen, die sich mächtig ins Zeug legten, war Finn Rüspeler. Der 20 Jahre alte Torhüter ging prächtig damit um, dass er durchspielen musste, hatte am Ende 19 Paraden auf der Habenseite - und damit großen Anteil am Erfolg seiner Mannschaft. »Ich habe sehr spontan erfahren, dass ich ganz alleine im Tor bin und war bei der Stimmung in der Halle ehrlich gesagt auch ein bisschen nervös am Anfang. Aber spätestns, nachdem ich (Mitte der ersten Halbzeit, Anm. d. Red.) einen Kopftreffer einstecken musste, lief es dann«, wollte Rüspeler aber dabei auch festgehalten wissen, dass die Abwehr »auch noch mal alles gegeben hat, das hilft natürlich sehr«.

Und auch Rückraum-Talent Philipp Opitz, ebenfalls Jahrgang 2002, der diesmal viel Einsatzzeit bekam, zeigte, was schon in ihm steckt. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase brachte er in der 20. Minte seinen ersten Treffer zum 8:8-Ausgleich an und beteiligte sich mit zwei weiteren Toren am ersten TVH-Zwischensprint, der in eine 16:11-Halbzeitführung mündete. Es folgten zwei weitere Treffer im zweiten Durchgang.

Christian Rompf glänzte noch einmal mit fünf tollen Toren, aber auch als beherzt fightender Balleroberer und sogar als Wischer, als er gedankenschnell erfasste, dass der von den zahlreichen mitgereisten Hammer Fans entsorgte Plastik-Schnipsel-Müll wohl besser doch nicht am Spielfeld liegenbleiben sollte und selbst zum Bessen griff. Fast logisch, dass er seine Karriere mit einem Kempa zum letzten TVH-Treffer des Abends beendete. Das Anspiel kam dabei - wie passend - von »Tobi« Hahn. »Rombes« lange Jahre kongenialer Flügelflitzer-Partner trug sich noch einmal als erfolgreicher Siebenmeter-Verwandler in die Toschützenleiste ein. Und Stefan Kneer stand nicht nur hinten wie gewohnt seinen Mann, sondern langte auch vorne noch einmal toremäßig ordentlich aus der zweiten Reihe zu. Und weil auch ihre Nebenleute nicht nachließen, wuchs der Vorsprung stetig an - genauso wie die Stimmung in der Halle.

Zwischen den Begeisterungsstürmen beim Abpfiff und der traditionellen zünftigen Rundenabschluss-Fete auf dem Parkett wurde es dann aber noch mal ruhiger - und vor allem wehmütig -, als Mappes, Kneer, Hahn und Rompf feierlich verabschiedet wurden und unter Tränen ihre letzten Worte im Hüttenberger Trikot an das Publikum richteten. Um Danke zu sagen - nicht nur für eine geile Saison, die ihr Team überraschend weit vorne auf Platz vier ins Ziel kommen sah. Sondern auch für eine teils sehr lange geile Zeit beim selbsternannten »Original aus Mittelhessen« sowie überhaupt in dieser Region, in der sie - sportlich wie menschlich - deutliche Spuren hinterlassen haben und schmerzlich fehlen werden.

Hüttenberg: Rüspeler - Kneer (5), Hoepfner, Kirschner (1), Opitz (5), Fujita (2), Weber (4), Rompf (7/1), Zörb (1), Ribeiro (3), Hahn (2/2), Schreiber (2).

Hamm-Westfalen: Storbeck, Bozic - Genz (1), Huesmann (5/1), Brosch (1), Koelsch, Engelhardt (3), Jooij (1), Prezewofsky (1), Schoesse (1), Orlowski (5), Meschke (1), Baijens (2), Mikita, Boenigk (1), Wieling (3).

Schiedsrichter: Lier/Lier (Stuttgart). - Zuschauer: 1030. - Zeitstrafen: eine (Zörb), eine (Meschke).

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