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Sträußchen hier, Veilchen dort

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Was aufs Auge gekriegt: Stefan Fundic (rechts) geht leicht lädiert ins Auswärtsspiel der 46ers. Foto: Schepp © Schepp

Gießen. Am Weltfrauentag hatte es Branislav Ignjatovic plötzlich eilig. »Kennst du ein gutes Blumengeschäft?« Kannte der Schreiber dieser Zeilen als Ur-Einwohner der Stadt an der Lahn natürlich. »Bei uns Menschen aus dem ehemaligen Ostblock hat dieser 8. März eine große Bedeutung«, war der Coach des Basketball-Zweitligisten Gießen 46ers bemüht, seiner Frau Gordana vor der Heimfahrt nach Ober-Ramstadt noch schnell einen hübschen Strauß zu besorgen.

Giants Düsseldorf - Gießen 46ers (Samstag, 19 Uhr)

Ein ordentliches Veilchen hatte Tage zuvor schon Landsmann Stefan Fundic mit nach Hause gebracht. Nicht für die Dame seines Herzens. Aber »überreicht« von Malik Perry, der »Frenkis« Big Man am Freitag kurz vor Schluss ein Andenken an die 82:83-Niederlage bei den Artland Dragons verpasst hatte.

»Auf der Heimfahrt hat Fundic auf dem einen Auge nichts gesehen. Es ist innerhalb weniger Minuten brutal angeschwollen«, dachte Ignjatovic zunächst nicht daran, dass der Serbe am Sonntag gegen die Giants Leverkusen auf dem Osthallen-Parkett stehen könne. Doch den Mucki-Man wirft so schnell nichts um. So dass er am Ende mit einen Double-Double seinen Beitrag dazu leistete, dass Gießen beim 77:74-Erfolg gegen die Farbenstädter mit einem blauen Auge davonkam.

Nicht damit zufrieden, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein, ist Ignjatovic im Hinblick auf die kommenden beiden Auswärtsaufgaben am Samstag bei den Giants Düsseldorf sowie am 18. März bei den WWU Baskets Münster. »Ich will endlich sehen, dass meine Jungs auch wirklich in die Playoffs wollen, dass sie das Zeug dazu haben.« Vier Niederlage in Serie in Hagen, in Trier, gegen Bochum und in Quakenbrück haben dazu geführt, dass Gießen sein Saisonziel, dass Erreichen der K.o.-Runde der besten Acht, zu verpassen droht. Und der hauchdünne und am Ende kaum überzeugende sonntägliche 77:74-Auftritt gegen Leverkusen nach einer 19-Punkte-Führung Mitte des dritten Viertels erheiterte die Miene des Cheftrainers auch nicht gerade.

»Ich habe den Jungs gesagt, dass wir nicht mehr absteigen können, Alles andere liegt nun in ihren Händen. Sie müssen mir endlich zeigen, dass sie die Playoffs auch verdient haben«, hat »Frenki« Ignjatovic die Nase voll von irgendwelchen Wehwehchen, Auszeiten auf der Massagebank, mangelnder Trainingsbeteiligung, Alibi-Defense, peinlichen Wurfquoten, Technischen und Unsportlichen Fouls, unüberlegten Aktionen und zittrigen Fingern.

»Ob wir gegen ein Spitzenteam antreten oder gegen einen Abstiegskandidaten, das ist mir völlig egal. Wir müssen in jedem Spiel bereit sein, nicht nur in jedem zweiten«, stellt der Serbe seinen Jungs in diesen für ihn zu oft frustrierenden Tagen kein gutes Zeugnis aus.

Mit den ART Giants Düsseldorf wartet am Samstag (19 Uhr) im Burg-Wächter-Castello nun ein Neuling auf die 46ers, der es durchaus in sich hat. Was bereits der Gießener 100:88-Hinspielerfolg, als die Rheinländer unter Co. Matthew Dodson, der seinen erkrankten Chef Florian Flabb vertrat, lange mithielten, zeigte. In jener Halle, die Düsseldorf schon zu Bundesliga-Zeiten unter dem türkischen Meistercoach Murat Didin als Heimspielstätte diente, kommen die Giganten allerdings nicht richtig in Tritt, was nur vier Siege aus elf Partien vor eigenen Fans unterstreichen. Die Giants überraschten zuletzt dreimal in Serie gegen absolute Top-Teams (100:92 gegen Phoenix Hagen, 82:70 bei den Artland Dragons, 89:74 bei den Karlsruhe Lions), musste sich am Doppelspieltrag nach der Länderspielpause jedoch bei Vize Tigers Tübingen (86:87) und bei den Uni Baskets Paderborn (71:88) geschlagen geben.

Mit dem US-Quartett Ryan Richmond (16), Booker Coplin (16), Travion Hollowell (11) und Cedric Anderson (10) verfügt Düsseldorf über beständige Punktesammler. Während der letztgenannte Shooting Guard in der Osthalle noch nicht dabei war, steuerten die anderen drei zusammen 46 Punkte bei. Während Coplin als Allrounder mit einer über 40-prozentigen Dreierquote agiert, weiß Richmond mit einer Wurfquote von über 51 Prozent vom Perimeter zu überzeugen.

Zwei wichtige deutsche Stützen haben Flabbs Schützlinge mit Vincent Friederici (10) und Center Lennart Boner (8) ebenfalls in ihren Reihen. Der zweitgenannte 2,09-Meter-Hüne fischt im Schnitt neun Rebounds von der Platte und wird vom 2,18-Meter großen Backup Daniel Mayr ergänzt, der während der Saison aus Schwenningen an den Rhein gewechselt ist.

Ob Enosch Wolf, der nach zwei Wochen Corona gegen Leverkusen zeigte, wie wichtig seine Verpflichtung war, im Vollbesitz seiner Kräfte sein wird, entscheidet sich erst am Samstag. Der Ex-Vechtaer fehlte unter der Woche im 46ers-Training ebenso wie die erkrankten Jordan Barnes, Luis Figge und Finn Döntgens sowie der angeschlagene Kapitän Nico Brauner.

Sie alle sollten im Burg-Wächter-Castello, in dem auch 100 Gießener Fans erwartet werden, jedoch auflaufen, damit die 46ers im Ringen um die Playoffs endlich wieder richtig in die Spur finden.

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