»Super-Mario« verzückt Frankfurt

Frankfurt. Auf der Tribüne hat Rudi Völler gesessen, der neue Sportdirektor der Nationalmannschaft. Er hat gesehen, wie Mario Götze die Frankfurter Eintracht zum 4:2 gegen Darmstadt 98 und damit ins Viertelfinale des DFB-Pokals geführt hat. Er hat gesehen, dass Götze 2023 mindestens so gut ist wie Götze 2014, als er Deutschland als Jungspund zum WM-Titel geschossen hat.
Im Alter von 30 Jahren ist Götze eher noch besser als vor neun Jahren. »Machen wir es kurz«, sagte nach dem Spiel der Frankfurter Trainer Oliver Glasner, »Mario war der beste Mann auf dem Platz.« Götze, ein paar Jahre aus unterschiedlichen Gründen ein wenig untergetaucht, ist seit seinem Wechsel von der PSV Eindhoven zur Eintracht wieder der »Super-Mario«.
Seine individuelle Klasse und die einiger anderer haben das begeisternde Pokalderby zugunsten der Frankfurter entschieden. Er ist neben Randal Kolo Muani der zweite Volltreffer, den der Frankfurter Sportchef Markus Krösche im letzten Sommer auf dem Transfermarkt gelandet hat.
»Mario hat außergewöhnliche Fähigkeiten ein Spiel zu lenken und die richtigen Entscheidungen zu treffen«, sagte Krösche. Die Voraussetzung für die Renaissance des Spielmachers: Götze hat am Main eine neue Heimat gefunden. »Mir ist dieser Klub sehr ans Herz gewachsen«, sagte er nach dem Pokalerfolg, »es funktioniert alles sehr gut, das Gesamtpaket ist super und es ist wichtig für mich und meine Familie, dass wir uns hier sehr, sehr wohl fühlen.«
Götze hatte in der Entstehung des frühen 1:0 seine Füße im Spiel. Götze hatte das zweite und das vierte Tor der Eintracht direkt vorbereitet. Dass er bei einer eigenen Chance das 2:0 verpasste, ärgerte ihn. »Den musste ich machen, da hätten wir früh den Sack zumachen können oder müssen«, sagte er, »aber wir haben ja trotzdem verdient gewonnen.« Unglaublich wie gut die beiden neuen Stars zusammenspielen. Götze und Muani sind aktuell wohl die heißesten Aktien im deutschen Fußball. Der deutsche Nationalspieler weiß immer, was zu tun ist, sieht Lücken, die andere nicht einmal ahnen. Sein bester Pass, steil durch die gesamte Darmstädter Abwehr, überraschte den eigenen Mitspieler Aurelio Buta so sehr, dass der »vergaß« ein Tor zu erzielen.
Gut, dass mit Muani ein Abnehmer bereitsteht, der aktuell immer trifft. Dem Doppelpack gegen Hertha ließ er nun ein Doppelpack gegen Darmstadt folgen. »Wir genießen es mit Randal, er gibt unserem Spiel sehr viel, er macht es der Mannschaft leicht«, lobte Götze seinen kongenialen Partner. Der gibt das Lob an die Mannschaft zurück. »Ich profitiere natürlich auch von meinen Mitspielern, die mich gut in Szene setzen«, sagte er, »wir passen einfach gut zusammen, aktuell läuft es wirklich gut für uns.«
Gerade Kolo Muani macht deutlich, dass es im Eintracht-Team ein Geben und Nehmen ist. Denn er hat nicht nur wieder zwei Tore geschossen, er hat auch das 3:2 von Daichi Kamada per Kopf großartig vorbereitet. Die Flanke vor diesem Tor hatte Rafael Borré geschlagen, auch Torschütze zum 2:2 und Beispiel für den Teamspirit bei der Eintracht. Sonderlob von Trainer Glasner für den Kolumbianer: »Rafa hätte es immer verdient zu spielen, er ist ein fantastischer Mensch. Er ist immer für die Mannschaft da, wenn er gebraucht wird. Chapeau.«
Bundesliga-Spitzengruppe, Champions-League-Achtelfinale, jetzt DFB-Pokal-Viertelfinale: Da war dann auch mal der sonst so kritische Sportvorstand zufrieden. »Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht«, sagte Markus Krösche, »wir sind auf einem guten Weg und dem Finale mit einer überzeugenden Leistung nähergekommen.«
Natürlich hatten Krösche und Glasner auch die Fehler gesehen, die es den Darmstädtern erst ermöglicht hatten, ins Spiel zurückzukommen. »Wir sind für Nachlässigkeiten bestraft worden, sind aber ruhig geblieben«, sagte Krösche. Das sah der Trainer genauso. »Es war ein tolles Pokalspiel, beide haben alles rausgefeuert, aber ich habe ein paar Sachen gesehen, die wir analysieren müssen«, sagte Glasner, »alle im Stadion und alle an den Bildschirmen waren aber sicher zufrieden.«
Das Pokalderby war beste Werbung für den hessischen Spitzenfußball. Schlusswort Eintracht-Kapitän Sebastian Rode: »Mir hat es Spaß gemacht - ich hoffe, dass die Darmstädter aufsteigen. So wünscht man sich ein Hessenderby«.