Teufel stürmen Höhle des Löwen
Kassel (wbe) Der große Favorit wankt. Völlig überraschend ist der EC Bad Nauheim am Dienstagabend in den Playoff-Halbfinals der Deutschen Eishockey-Liga 2 mit 2:1 in der Serie in Führung gegangen. Die Roten Teufel gewannen in der »Höhle des Löwen« bei den Kassel Huskies mit 4:3 (2:1, 2:1, 1:0) und haben damit den DEL-ambitionierten Schlittenhunden jetzt erst einmal einen richtigen Warnschuss verpasst.
Jerry Pollastrone und Jordan Hickmott sorgten jeweils mit einem Doppelpack für den Bad Nauheimer Erfolg. »Ich bin stolz auf meine Jungs. Die Art und Weise, wie wir im letzten Drittel gespielt haben, macht Mut auf mehr«, meinte hinterher EC-Headcoach Harry Lange, der bei aller derzeit entstehenden Euphorie natürlich weiß, dass ein möglicher Weg ins Finale noch mit vielen Unwägbarkeiten gepflastert ist. In der mit 5700 Zuschauern erneut ausverkauften Kasseler Eishalle setzten die Hausherren, bei denen Gerald Kuhn wieder im Kasten stand und Tim McGauley in den Kader zurückkehrte, von Beginn an auf Offensive, zumal sie in der 6. Minute bereits die erste Überzahlsituation hatten. Wie zuletzt in Bad Nauheim fiel den Nordhessen im Powerplay allerdings nicht viel ein. Der EC überstand die Phase und ging in der 17. Minute durch Jerry Pollastrone nach einem Konter in Führung.
Danach wurde es richtig turbulent. Daniel Weiß musste auf die Strafbank, Bad Nauheim verteidigte in Unterzahl leidenschaftlich, musste dann aber doch durch Darren Mieszkowski den Ausgleich einstecken und antwortete mit der fast schon bekannten Effizienz. Nur 32 Sekunden später und psychologisch wichtig kurz vor Drittelende, war es erneut Jerry Pollastrone, der den EC jubeln ließ. Kassel ging mit hängenden Köpfen in die Kabine und war dann noch mehr konsterniert, als Jordan Hickmott das 3:1 (26.) besorgte und das ausgerechnet, als sein Mitspieler Jerry Pollastrone die Strafbank drückte und Kassel auf den Anschlusstreffer drängte. Damit nicht genug, vier Minuten später erhöhte wiederum Jordan Hickmott auf 4:1. Fast schon Totenstille herrschte in der Kasseler Eishalle, nur die 350 mitgereisten EC-Fans feierten lautstark.
Heute Heimspiel
Mit einem seiner bekannten Schüsse von der blauen Linie weckte der Ex-Nauheimer Joel Keussen wieder die Lebensgeister der Nordhessen, die im Schlussdrittel dann zwei Überzahlsituationen nicht nutzen konnten, als Bad Nauheim mit viel Leidenschaft und einem sicheren Keeper Felix Bick den Zwei-Tore-Vorsprung verteidigte. Daneben hatten die Gäste durch Kevin Schmidt und Christoph Körner sogar Möglichkeiten, den vorentscheidenden fünften Treffer zu erzielen. Spannend wurde es kurz vor dem Ende, als Kassels Coach Bo Subr seinen Keeper vom Eis holte und damit eine Überzahl-Situation schuf, die Joel Lowry 72 Sekunden vor der Schlusssirene zum 3:4 nutzte. Zu mehr reichte es für die Huskies aber nicht mehr.
Lange Zeit zum Nachdenken über die bisher absolvierten Begegnungen bleibt beiden Teams nicht. Bereits am heutigen Donnerstag geht die Serie mit dem vierten Aufeinandertreffen weiter. Dabei erwartet der EC Bad Nauheim, der jetzt schon ein drittes Heimspiel beim »Best-of-Seven«-Modus erreicht hat, im Colonel-Knight-Stadion um 19.30 Uhr die Nordhessen, die nach der Heimniederlage sicherlich mit gehörig Wut im Bauch antreten werden.
Gespannt sein darf man, wie die Kasseler mit dieser Drucksituation umgehen werden, schließlich liefen sie bei einer weiteren Niederlage Gefahr, ihre DEL-Ambitionen langsam abschreiben zu können. »Wir haben einige Fehler gemacht, die immer zu Gegentreffern geführt haben und wir haben selbst zu viele Chancen vergeben. Daraus müssen wir jetzt die richtigen Schlüsse für die Partie in Bad Nauheim ziehen«, sagt Kassels Headcoach Bo Subr, dessen Team nach seinem Bekunden jetzt »schnell lernen muss, mit der neuen Situation umzugehen«.
Die Situation ist natürlich auch für den EC Bad Nauheim neu, allerdings im positiven Sinne. »Meine Mannschaft hat gezeigt, dass sie in dieser Serie noch etwas erreichen will. Wir wissen, dass wir gegen Kassel um jeden Zentimeter Eis kämpfen müssen, wenn wir eine Chance haben wollen und das werden wir auch heute Abend tun«, verspricht EC-Headcoach Harry Lange damit den Fans in der bereits ausverkauften Eishalle wieder einen Kampf auf Biegen und Brechen.