Tour-de-France-Star fährt in Marburg

Marburg. Mit einem Lachen im sonnenüberfluteten Gesicht kramte Thomas Spies einen Vergleich aus dem Hochregal deutscher Sportgeschichte, der vielleicht ein wenig überdimensioniert war, der aber die Intention aller Bemühungen recht treffend zusammenfasste. »Als Boris Becker Wimbledon gewann, löste das einen ungeahnten Boom aus und die Tennisvereine erlebten einen riesigen Zulauf«, erinnerte der Marburger Oberbürgermeister an den Juli 1985, als ein ungesetzter 17-Jähriger aus Leimen auf dem »heiligen Rasen« in London eine Weltsensation glückte.
»Wenn die Deutschland-Tour zum zweiten Mal bei uns in Marburg Station macht, dann erwarten wir für uns auch einen Push«, bekam Spies schnell die Kurve. Wohl wissend, dass die Universitätsstadt an der Lahn schon seit vielen Jahren alles dafür tut, um den Radverkehr zu stärken, obwohl die Topografie diesem Ansinnen stets ein wenig im Weg steht.
Lieben wird das bergige Gelände einer, der in den vergangenen Wochen bei der Tour de France für Furore sorgte. »Ich darf ihnen heute schon verraten, dass Simon Geschke die Deutschland-Tour fahren wird«, ließ Maren Hopf, die Projektleiterin des Events, bei einer Pressekonferenz auf dem Firmaneiplatz vor der Elisabethkirche die Katze aus dem Sack. 24 Stunden vor der Bekanntgabe des Fahrerfeldes sorgte sie somit für eine Steigerung der Vorfreude, schließlich trug der Cofidis-Fahrer aus Berlin neun Tage lang das weiße Bergtrikot mit den roten Punkten.
Exakt 1092 Tage, nachdem das einzige Etappenrennen der Republik schon einmal in Marburg Station machte, also am Freitag, 26. August, werden 120 Profis aus dem In- und Ausland zum 800. Stadtjubiläum erneut zwischen Landgrafenschloss und Lahnbergen durchfahren. 2019 gemächlich, 2022 im Vollsprint!
»Diesmal aber wird sich die Verantstaltung über den ganzen Tag hinziehen«, so Thomas Spies, »schließlich waren wir vor drei Jahren Start-, diesmal aber Zielort.« Zur Erklärung: »Wenn du Startort bist, dann macht es knall, und der Tross ist weg. So aber stehen wir einen ganzen Tag lang im Mittelpunkt des Geschehens und werden dies mit zahlreichen Programmpunkten auch begleiten.«
»In Marburg sind wir es inzwischen gewohnt, dass bei uns die Weltelite am Start ist und deshalb auch tolle Nachrichten aus unserer Stadt in die ganze Welt hinausgehen. Das betrifft aber normalerweise eher den wissenschaftlichen Bereich«, war dem Oberbürgermeister die Begeisterung darüber, dass die zweite Etappe der Deutschland-Tour in Marburg enden wird, deutlich anzumerken. »Sonst sind es Nobelpreisträger, diesesmal halt Radprofis«, lachte das Stadtoberhaupt.
Auch Stadträtin Kirsten Dinnebier wollte mit ihrer Vorfreude nicht hinterm Berg halten: »Wir sind ein perfekter Etappenort für die Deutschland-Tour. Denn Fahrräder prägen das Stadtbild ebenso wie die zahlreichen Fachwerk-Bauten oder das Schloss«, berichtete die Sportdezernentin. Auch sie hatte, wie all die anderen, die notwendig sind, um ein solches Großereignis überhaupt auf die Beine stellen zu können, am Montag ein Lachen im sonnenüberfluteten Gesicht.