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Trainer im Kopf, Minden im Kreuz

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Wetzlar. Jasmin Camdzic nahm sich eine kleine Auszeit. Und so düste der Sportliche Leiter der HSG Wetzlar am Osterwochenende mal für ein paar wenige Tage in seine Heimat. »Ich habe hier einige Dinge zu klären, außerdem war ich seit 18. Juli vergangenen Jahres nicht mehr in Bosnien. Ich brauchte jetzt einfach mal kurz Zeit zum Durchschnaufen«, sagte der 52-Jährige am Montag.

Doch so richtig Abschalten konnte und durfte »Jasko« auch seit Karfreitag nicht. Er und Geschäftsführer Björn Seipp suchten weiter einen Nachfolger für den vergangene Woche entlassenen Cheftrainer Hrvoje Horvat. Die Absage des russischen Verbandes infolge der - sicher im Nachgang zu diskutierenden - Anfrage der Grün-Weißen wegen einer Verpflichtung von Velimir Petkovic ist Schnee von gestern.

Gerüchte um eine Rückholaktion des im November beim Tabellen-16. der Handball-Bundesliga freigestellten Ben Matschke gibt es, aber keiner der Verantwortlichen ließ sich dazu etwas entlocken. »Gesagt wird viel, spekuliert auch. So ist das Geschäft«, kündigte Camdzic, der an diesem Dienstagvormittag in Wetzlar zurückerwartet wird, aber zwischen den Zeilen eine zeitnahe Entscheidung an.

Am vergangenen Donnerstag hatten er und Co-Trainer Filip Mirkulovski die Mannschaft auf den Gegner Frisch Auf Göppingen eingestellt - und das 28:26 zeigte wie schon im November der Sieg in Hannover, dass es das Interims-Duo auf der sportlichen Kommandobrücke gut hinbekommen hatte. Also warum nicht mit Camdzic/Mirkulovski die Saison zu Ende bringen? »Wir haben genug Vorlauf bis zum nächsten Bundesligaspiel am 23. April in Gummersbach. Das Mannschaftstraining startet am Dienstag wieder. Wir sind dran«, hatte Seipp am Karfreitag vielsagend erklärt. Und Camdzic stellte unmissverständlich fest: »Filip wird nicht der erste Mann auf der Bank. Wir prüfen alles, reden mit den Spielern und entscheiden dann.«

Die Trainerfrage im Kopf, hat die HSG seit Sonntag den Mitkonkurrenten GWD Minden wieder richtig im Kreuz. Zusätzlich stark gemacht durch den Vorwochencoup in Wetzlar schlug das Team von Trainer Frank Carstens den TBV Lemgo im Ostwestfalen-Derby mit 36:35 und rückte wieder auf zwei Punkte an die auf Rang 16 stehenden Lahnstädter heran. Und fällt der Blick auf den Spieltag nach dem DHB-Pokal-Wochenende, dann könnten die Mindener tatsächlich an Wetzlar vorbeiziehen. GWD spielt nämlich am 20. April beim Schlusslicht in Hamm, die HSG könnte erst drei Tage später in Gummersbach kontern. »Ich habe auch direkt nach dem tollen Erfolg in Göppingen gesagt, dass das nur ein Spiel war und wir uns überhaupt nicht zurücklehnen können und werden«, sagte Jasmin Camdzic. »Ich habe mir das Spiel in Minden nicht im Fernsehen angeschaut. Aber 36 Tore, das war in dieser Runde eigentlich gar nicht die Art von GWD«, so »Jasko«.

Dass Jovica Nikolic in Göppingen nach einem unglücklichen Aufkommen mit dem Bein am Knie verletzt raus musste, trübte die Freude über die zwei Punkte im Schwabenland ein bisschen. Eine MRT-Untersuchung an diesem Dienstag soll genauen Aufschluss über die Verletzung des Linkshänders geben. Nach Informationen der Redaktion droht dem Cavor-Backup Nikolic aber ein längerer Ausfall, möglicherweise sogar bis zum Saisonende.

Horvat im Interview

Stefan Cavor machte in den vergangenen Wochen zwar Fortschritte, wirkte in Göppingen aber wieder instabil. Die komplette Last im rechten Rückraum auf seine Schultern zu verteilen, wäre nicht gut. »Wir haben zum Glück mit Hendrik Wagner und Filip Kuzmanovski zwei Rechtshänder, die auf dieser Position mehr als nur Aushilfe sind«, stellte Jasmin Camdzic fest.

Ex-Trainer Horvat verteidigte seine Entscheidung, einen Vertrag ab Sommer bei den Kadetten Schaffhausen unterschrieben zu haben, übrigens in einem Interview. »Ich bleibe dabei, dass ich mit Wetzlar in der ersten Liga bleiben würde. Minden und Hamm, die unter uns sind, haben einen viel härteren Spielplan. Ich kann mir aber nicht am Ende der Saison einen Verein suchen, wenn alles besetzt ist. Schließlich war es für mich keine Option, in Wetzlar zu bleiben, und das weiß der Verein auch«, sagte Horvat in der kroatischen Zeitung Vecernji List. «Jetzt sind sie verärgert, dass ich mich entschieden habe. Schaffhausen ist sicher viel stärker als Wetzlar.«

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