Turnaround nach der Winterpause

Zurück in der Hessenliga: Der TSV Klein-Linden feiert nicht nur den Sieg im Kreispokal, sondern auch die Verbandsliga-Meisterschaft.
Klein-Linden (woo). Ist das die Wachablösung? Der TSV Klein-Linden, jahrelang die Nummer zwei im Gießener Frauenfußball hat im Kreispokalfinale den bisherigen Primus Eintracht Lollar 5:3 im Elfmeterschießen geschlagen. Zwei Tage vorher hatten die Linnesserinnen die Meisterschaft in der Verbandsliga unter Dach und Fach gebracht. Damit steigen sie in die Hessenliga auf, wo sich die Lollarerinnen zwar für die Aufstiegsrunde qualifizierten, dort aber keinen Stich machten. In der nächsten Runde treffen die beiden also in der Verbandsrunde aufeinander. Man darf gespannt sein.
TSV-Trainerin Janin Hocker, seit Ende 2019 im Amt, bescheinigt der Mannschaft, dass sie sich extrem weiterentwickelt hat, vor allem taktisch. Einzelne Spielerinnen will sie nicht hervorheben. Das Team ist der Star. Dem Beobachter fallen dennoch Janina Thür und Mara Fugensi als Dreh- und Angelpunkte ins Auge. Abwehrspielerin Juliette Wismar hat eine phänomenale Entwicklung genommen, die Winterzugänge Viktoria Itter und Carolina Schöneck sind auf Anhieb eingeschlagen.
Nicht nur die Abwehr überzeugt
Der TSV lebt fast schon traditionell von seiner starken Defensive. Das belegen auch die lediglich neun Gegentreffer in der Aufstiegsrunde: Bestwert. Mittlerweile funktioniert aber auch die Offensive. Kira Lein (acht Tore), Mara Fugensi und Janina Thür (je sechs) belegen die ersten drei Plätze in der Torschützenliste. Mit Viktoria Itter, Jule Schlosser und Carolina Schöneck (je drei) sind weitere Linnesserinnen unter den Top Ten zu finden.
Das hebt auch Hocker hervor. Zunächst als Spielertrainerin angetreten, läuft die 31-Jährige seit vergangenem Sommer nicht mehr selbst auf: zu viele Verletzungen. »Von der Außenlinie ist der Überblick besser. So kann ich der Mannschaft mehr helfen«, meint sie.
Vorne mitzuspielen war das vor Saisonstart ausgegebene Ziel. Von der Meisterschaft wollte man höchstens hinter vorgehaltener Hand reden. In der Hinrunde taten sich die Linnesserinnen mehrmals schwer. Zum einen schlugen einige Mannschaften eine harte Gangart ein, was auch zu Verletzungen führte. Kapitänin Susanne Seelbach erwischte es schwer. Sie wird noch lange Zeit fehlen. Dank eines breiten Kaders mit 23 Spielerinnen konnte viel aufgefangen werden. Zum anderen ließ die Chancenauswertung zu wünschen übrig. Nach der Winterpause waren die TSV-Damen erheblich treffsicherer.
Hocker sieht darin die Früchte ihrer Arbeit. In Ermangelung eines Sturmtanks setzt sie in der Offensive auf die Außen. Außerdem haben die Kickerinnen gelernt, spielerische Lösungen zu suchen. Räume besetzen, Technik, Pässe, Laufwege - bringt die Trainerin ihre Vorstellungen auf einen Vierklang.
Jahn Calden II als Gradmesser
Mit einer Niederlage im Gepäck, durften sich die Klein-Lindenerinnen in der Aufstiegsrunde keinen Ausrutscher leisten und mussten vor allem gegen den verlustpunkfreien Jahn Calden II gewinnen. Der Sieg im ersten Aufeinandertreffen wirkte für den TSV wie eine Befreiung. Alle Spielerinnen gingen an ihre Grenzen und darüber hinaus. Sie hatten eine Mentalität gefunden, mit der sie gegen Top-Mannschaften mithalten können. Anschließend lief es wie geschmiert. Das Remis im Rückspiel war der einzige Punktverlust im Jahr 2022.
Janin Hocker ist überzeugt, dass die Mannschaft auf Hessenliga-Niveau angekommen ist. Im Vergleich zu vor vier Jahren, als dem überraschenden Aufstieg aus der Verbandsliga eine trostlose Saison mit dem Abstieg am Ende folgte, sei man diesmal besser gewappnet. Die Trainerin sieht das Ende der Fahnenstange in der Entwicklung des Teams noch nicht erreicht. »Wenn alle weiter so an einem Strang ziehen, dann ist mir vor der Hessenliga nicht bange«, verbreitet Janin Hocker Optimismus.