Viel fehlt nicht zur Überraschung
Nordhorn. Am Ende gingen sie zur Neige, die Kräfte der Zweitliga-Handballer des TV Hüttenberg. Das »Original aus Mittelhessen« musste sich am Freitagabend bei der HSG Nordhorn-Lingen trotz eines Halbzeitvorsprungs mit 32:30 (16:14) geschlagen geben, boten dem favorisierten Team von der deutsch-niederländischen Grenze jedoch über weite Strecken mächtig Paroli.
HSG Nordhorn-Lingen - TV Hüttenberg 32:30
Beide Mannschaften waren, nachdem sie noch vor den Anpfiff angesichts der Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und Syrien eine Schweigeminute abgehalten hatten, von Beginn an auf voll Betriebstemperatur. Zwar hatten die Gastgeber im mit 2048 Zuschauern gefüllten Euregium anfänglich noch die Nase vorne und führten durch Julian Possehl (3:1, 6.) und Jaime Fernandez‹ verwandelten Siebenmeter (4:2, 8.) rasch mit zwei Toren, hatten mit zunehmender Spieldauer in der ersten Hälfte jedoch Probleme mit der Hüttenberger Defensive. Die offensive 3:2:1-Abwehr der Blau-Weiß-Roten nahm dem Nordhorner Angriff den Spielfluss, zwang den deutschen Vizemeister von 2002 häufig in Eins-gegen-eins-Situationen und brachte den Favoriten dadurch aus dem Rhythmus.
So gelang es dem Team von Trainer Daniel Kubes nicht, sich abzusetzen, auch wenn die HSG meist mit einem Treffer führte. Kurz vor dem Seitenwechsel hatten die Hüttenberger dann ihre stärkste Phase: Tristan Kirschner traf mit seinem vierten Tor von rechtsaußen zum 14:13 und brachte die mittelhessischen Gäste damit erstmals in Führung, ehe David Kuntscher mit seinem 16:14 für den zu diesem Zeitpunkt auch völlig verdienten Halbzeitstand sorgte.
Die Hüttenberger, bei denen sich Hendrik Schreiber nach einem Zusammenprall mit Georg Pöhle zu Beginn immer wieder an den Oberschenkel fasste und nach seinem bärenstarken Auftritt gegen Saporischschja am vergangenen Freitag folglich etwas gehemmt agierte, schaffte es jedoch nicht, den Vorsprung bei eigenem Ballbesitz nach dem Seitenwechsel auszubauen. Stattdessen erlebte die Partie ihren Kipppunkt rund um die 36. Minute: Nordhorn hatte den 14:16-Rückstand in einen 19:17-Vorsprung verwandelt, ehe TVH-Spielmacher Ian Weber zunächst von der Siebenmeterlinie an Björn Buhrmester im Nordhorner Kasten scheiterte und Pöhle im Gegenzug für das 20:17 - und damit für einen 6:1-Lauf binnen sechs Minuten - sorgte.
Wohlrab reagierte, nahm eine Auszeit und beorderte Dominik Plaue für Leonard Grazioli, der bis dato mit zehn Paraden eine ansprechende Leistung dargeboten hatte, zwischen die Pfosten. Eine entscheidende Wende konnte jedoch auch diese Maßnahme zunächst nicht erwirken. Possehl, zunächst mit einer feinen Einzelleistung und anschließend mit Wucht, sorgte mit seinem 27:22 für den ersten Fünf-Tore-Vorsprung der Hausherren (49.).
Fernandez zieht den Stecker
Doch die Moral der Mannschaft von Trainer Johannes Wolhrab war nicht zu brechen: Nachdem Fernandez für Nordhorn per Heber nur den Pfosten getroffen und Vit Reichl im Gegenzug über die zweite Welle zum 26:27 getroffen hatte, war das »Original aus Mittelhessen« wieder voll auf der Höhe. Es sollte jedoch das letzte Mal bleiben: Fernandez setzte mit seinem 32:30 den Schlusspunkt unter eine Hüttenberger Auftaktniederlage, nach der die Blau-Weiß-Roten jedoch die Heimreise mit der Gewissheit antreten konnten, sich insgesamt teuer verkauft zu haben.
HSG Nordhorn-Lingen: Buhrmester, Ravensbergen - Lindberg (4), Marschall (2), Stegefelt (1), Fernandez (6/2), Terwolbeck, De Boer (1), Seidel, Simovic (5), Possehl (3), Wassielewski (3), Pöhle (5), Kalafut (2).
TV Hüttenberg: Grazioli, Plaue (ab 36.) - Schwarz (2), Kneer, Kirschner (6), Opitz, Theiß (1), Fujita, Weber (10/4), Zörb (1), Reichl (2), Schneider (2), Hofmann, Klein, Schreiber (2), Kuntscher (4).
Schiedsrichter: Otto/Piper (Syke-Barrien/Kiel) - Zuschauer: 2048 - Zeitstrafen: Nordhorn-Lingen vier (Lindberg, Possehl, Wassielewski, Pöhle), Hüttenberg zwei (Reichl, Klein) - Verworfene Siebenmeter: Weber (Hüttenberg) scheitert an Buhrmester (36.) und wirft an die Latte (45.).