Vieles hängt an der Zukunft von Kostic

Frankfurt. Die Ziele der Frankfurter Eintracht für die neue Saison hat Markus Krösche klar benannt. »In der Champions League wollen wir die Gruppenphase überstehen, im DFB-Pokal ein paar mehr Spiele machen als vergangene Saison und in der Bundesliga deutlich besser abschneiden«, hat der Sportvorstand gesagt.
Das klingt logisch und nachvollziehbar für einen Europapokal-Sieger. Grundvoraussetzung, um die hohen Ziele erreichen zu können, sind nicht nur Veränderungen beim spielenden Personal, sondern vor allem Verbesserungen. In der national enttäuschenden, international überragenden Saison waren die Niveau-Unterschiede zwischen den ersten 14, 15 Spielern und dem Rest des Aufgebotes viel zu groß. In der Breite wolle er den Kader verstärken, hat Krösche angekündigt, aber dass er in der Spitze auch einiges tun muss, wird ihm klar sein. Finanzielle Risiken will der Club dabei nicht eingehen. »Wir machen sicher keine verrückten Sachen«, hat der Aufsichtsratsvorsitzende Philip Holzer aus guten Gründen vorgegeben.
»Ändern unsere Strategie nicht«
Der Europacup-Sieg von Sevilla ist nun vier Wochen her und seitdem arbeitet Krösche an der Umsetzung dieser Vorgaben und der Verwirklichung seiner Pläne. So richtig weit ist er dabei noch nicht gekommen. Was in Anbetracht des frühen Zeitpunktes der sommerlichen Transferperiode noch nicht besorgniserregend sein muss. Bislang sieht es bei den Neuzugängen so aus, als habe es den Europacup-Sieg und die damit verbundenen neuen Herausforderungen nicht gegeben. »Wir ändern unsere Transferstrategie nicht«, hatte der Sportchef nach dem Triumph angekündigt und ist offenbar gewillt, sich daran auch konsequent zu halten.
Mit Ausnahme von Randal Kolo Muani, dem neuen Stürmer aus Nantes, der viel verspricht und vom »Kicker« als »Attraktion ohne Ablöse« angepriesen wird, sind die weiteren Neuzugänge, die unter Vertrag genommen wurden, zwar allesamt Profis mit Perspektive, aber ohne halbwegs gesicherte Garantie, die Mannschaft wirklich auf Anhieb zu verstärken. Egal ob Jerome Onguéné aus Salzburg, Hrvoje Smolcic aus Rijeka, Aurelio Buta aus Antwerpen oder Faride Alidou vom HSV - sie alle haben noch nie Bundesliga gespielt und kommen von Vereinen, die in eher schwächeren Ligen beheimatet sind. Das würde auch für Ridvan Yilmaz von Besiktas Istanbul gelten, dessen Wechsel kurzfristig perfekt gemacht werden soll.
Nach allen Verpflichtungen betonte Krösche, so wie bei der offiziellen Bekanntgabe des Smolcic-Wechsels, »dass uns bewusst ist, dass Frankfurt seine erste Station im Ausland ist, weshalb er bei uns alle Zeit und Unterstützung zur Integration erhält.« Große Hoffnungen also, aber auch berechtigte Einschränkungen. Diese Herangehensweise muss nicht schlecht sein, hat sich ja auch in der vergangenen Saison bewährt. Jesper Lindström aus Dänemark, Kristijan Jakic aus Kroatien oder Rafael Borré aus Argentinien und im Winter Ansgar Knauff aus der dritten Liga hatten ähnliche Voraussetzungen und haben bewiesen, dass es auf Anhieb funktionieren kann.
Krösche hat bisher versucht, das Gefälle hinter der Stammformation einzuebnen, über die Stärkung der Breite das Gesamtkonstrukt zu verbessern. Das könnte gelungen sein. Doch gerade die Champions-League-Teilnahme erfordert auch den einen oder anderen Spieler, der den Unterschied machen könnte. Das wissen sie in Frankfurt natürlich. So sind die Kontakte zu Lucas Alario (Bayer Leverkusen) und Wout Weghorst (FC Burnley) einzuordnen. Doch die Hängepartien um die eigenen Stars scheinen Bemühungen um neue Stars zu blockieren. Solang sich Filip Kostic nicht entschieden hat, ob er geht oder bleibt, weiß die Eintracht einerseits nicht, mit wie viel Geld sie planen kann. Und andererseits würde sich ohne Kostic auch die gesamte Spielweise verändern, denn einen »Eins-zu-eins«-Ersatz zu finden, dürfte unmöglich sein.
Fragezeichen hinter »Hinti« und Ndicka
Ähnlich in der Defensive. Solange nicht feststeht, ob die beiden Verteidiger Evan Ndicka und/oder Martin Hinteregger bleiben oder aus verschiedenen Gründen gehen, weiß Krösche nicht, ob er auch in der Innenverteidigung tätig werden muss. Ziel ist, das Niveau nicht nur zu halten, sondern es auch zu verbessern. Der Sportchef hofft, bis zum Trainingsstart 90 Prozent des Kaders beisammen zu haben. Bis dahin, am 27. Juni, sind noch zehn Tage Zeit.