Wie der Fußball nachhaltig werden kann

Gießen. Keine Frage, das Thema Nachhaltigkeit hat Konjunktur und es überrascht nicht, dass die Suchmaschinen im Internet mittlerweile Millionen von Einträgen zu diesem Stichwort liefern. Längst angekommen ist das Thema auch im Fußball - und zwar nicht nur bei den Proficlubs, sondern auch bei den Amateuren an der oft zitierten Basis.
Nachhaltigkeit im Fußball, das meint heute weit mehr als die Antwort auf die Frage, ob man die Bratwurst, die an den Spieltagen verkauft wird, von einem Bio-Metzger beziehen oder doch besser gleich durch eine vegane Alternative ersetzen sollte. Vielmehr geht es darum, wie sich die Fußballvereine aufstellen und ausrichten sollen, um ihre Existenz in einer immer unübersichtlicheren Gemengelage mittel- bis langfristig zu sichern.
Die Herausforderungen dabei sind ebenso vielfältig wie bekannt und reichen von der Aktivierung der Mitglieder und der Gewinnung engagierter Ehrenamtler über die Folgen von Corona bis hin zu den Herausforderungen des Klimawandels und der Energiekrise. Es ist also ein weites Feld, das von den Vereinen zu beackern ist und folglich geht es im »Matchplan Nachhaltigkeit« auch nicht nur um den pfleglichen Umgang mit Ressourcen oder die Auswahl einer zeitgemäßen Stadionwurst.
Autor Ingo Schwarz, der sich seit langem mit dem Thema Nachhaltigkeit befasst und selbst Vorsitzender eines Amateurclubs ist, skizziert nämlich insgesamt elf Gebiete, auf denen die Vereine seiner Meinung nach aktiv werden sollten.
Sie reichen von der individuellen Identität eines Vereins und den daraus abgeleiteten wertebasierten Zielen über die sportlichen Grundlagen und ihre solide Finanzierung bis hin zu Fragen der sozialen Verantwortung und des Gemeinwohls, des Umweltschutzes, der Gesundheitsvorsorge und nicht zuletzt der zeitgemäßen Kommunikation gegenüber Mitgliedern und Öffentlichkeit.
Vorgestellt werden in diesem Kontext auch eine Reihe sogenannter »Leuchtturmprojekte« aus dem Profifußball wie etwa die »Agenda 2030« des SV Werder Bremen, der »Bildungspark« von Borussia Mönchengladbach oder die Klimaschutzstrategie des VfL Wolfsburg. Natürlich sind solche ambitionierten Initiativen nicht eins zu eins auf die Gegebenheiten des Amateurfußballs zu übertragen, aber es ist ja andererseits auch nicht verboten, sich bei Bedarf auch einmal etwas von den Großen abzuschauen.
Leuchturmprojekte
Alles ist in einer klaren und verständlichen Sprache gehalten, die immer wieder appelliert, sich auch als kleiner Amateurverein der Herausforderung Nachhaltigkeit zu stellen und diese als Chance, nicht als Bedrohung für den eigenen Club zu begreifen. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang ein umfangreicher Fragenkatalog zu den einzelnen Themengebieten, mit dessen Hilfe man am Ende des Buches sozusagen direkt in die Erarbeitung eines Nachhaltigkeitskonzepts einsteigen kann. Dabei muss man dem Autor natürlich nicht bei jeder Empfehlung bis ins Detail folgen und kann sich an der einen oder anderen Stelle durchaus fragen, ob das Ganze den Clubs tatsächlich ihre Zukunft sichern wird, aber ein praxisorientierter und anregender Impuls für die Arbeit der Vereine an der Basis ist der »Matchplan Nachhaltigkeit« in jedem Fall.
Ingo Schwarz: Matchplan Nachhaltigkeit. Wie Fußballclubs sich besser aufstellen können. Verlag Die Werkstatt, 208 Seiten, 24,90 Euro