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»Wir waren klar schlechter«

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Von: Nico Hartung

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Gegen Coburg vergebens gekämpft: Der Hüttenberger Hendrik Schreiber bleibt in der Gästeabwehr hängen, verlängert aber tags darauf seinen Vertrag beim TVH bis 2026. Foto: Friedrich © Friedrich

Hüttenberg. Die Szene hatte irgendwie Symbolcharakter. Zwischen dem TV Hüttenberg und dem HSC Coburg waren in der 2. Handball-Bundesliga am Donnerstagabend 47 Minuten gespielt, als TVH-Schlussmann Leonard Grazioli gegen den frei vor ihm auftauchenden Max Jaeger sehenswert parierte. Um das Harzleder, das beinahe senkrecht in Richtung Hallendecke abgeprallt war und nun den Gesetzen der Schwerkraft nachgab, stritten sich die Hüttenberger Ian Weber und Niklas Theiß sowie Coburgs Florian Billek.

TV Hüttenberg - HSC Coburg 27:32

Letzteres entschied das Duell für sich, überwand Grazioli zum 26:21 und drehte jubelnd ab, während Weber bäuchlings am Boden lag und sich ärgerte. Hüttenbergs Trainer Wohlrab reagierte mit einer Auszeit, doch die 1163 Anwesenden im Sportzentrum ahnten zu diesem Zeitpunkt bereits: Diesen Sieg würden die Gäste aus der Vestestadt nicht mehr hergeben. Am Ende triumphierte der HSC Coburg mit 32:27 (16:13) und verschaffte sich damit etwas Luft im Abstiegskampf.

»Ich bin natürlich froh über diese beiden Punkte, die wir uns hart erarbeitet haben. Wir befinden uns in einer anspruchsvollen Situation, die wir uns vor der Saison alle anders vorgestellt hatten«, so HSC-Trainer Jan Gorr nach der erfolgreichen Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte. Der 45-Jährige hatte seine Mannschaft taktisch hervorragend auf den TVH eingestellt und diesem damit früh den Zahn gezogen.

Des einen Freud war des anderen Leid. Während Gorr die Seinen zurecht lobte, zeigte sich Wohlrab seit Langem einmal wieder »wirklich enttäuscht« von der Darbietung seiner Schützlinge. »Wir waren heute in Sachen Einstellung nicht bei hundert Prozent. Von Sekunde eins an hat es an der nötigen Aggressivität und dem entscheidenden Biss gefehlt. Das enttäuscht mich«, sprach Wohlrab hinterher Klartext.

Die Gastgeber hatten den ersten Rückschlag bereits vor der Partie hinnehmen müssen. Linksaußen Philipp Schwarz, in dieser Spielzeit einer der beständigsten Hüttenberger, fehlte verletzungsbedingt mit Knieproblemen. So musste »Blacky« von außen mit ansehen, wie seine Mitspieler den Start verschliefen. Die Hausherren taten sich anfänglich schwer gegen die Coburger 6:0-Deckung und deren massiven Mittelblock, weshalb sie schnell in Rückstand gerieten. Jannes Krone sorgte mit seinem zweiten Siebenmeter bereits nach fünf Minuten für das 3:0. Die Blau-Weiß-Roten fingen sich jedoch schnell und glichen durch Hendrik Schreiber, der unter der Woche seinen im Sommer auslaufenden Vertrag bis 2026 verlängert hatte, zum 3:3 aus (10.).

Es blieben jedoch die Coburger, die mehr Präzision, Spielwitz und Raffinesse an den Tag legten. Nachdem Ian Weber einen Siebenmeter verworfen, Timm Schneiders Pass zu Moritz Zörb abgefangen und der anschließende HSC-Gegenstoß durch Jaeger erfolgreich verwandelt wurde, leuchtete aus TVH-Sicht ein 4:9-Rückstand von der Anzeigetafel, der Wohlrab dazu brachte, eine Auszeit zu nehmen (15.).

Zwar kamen die Gastgeber kurz vor dem Pausenpfiff wieder auf zwei Treffer heran (13:15 Zörb, 29.), waren jedoch stets »einen Schritt hinterher. Gefühlt ist jeder Abpraller bei Coburg gelandet, wir waren heute klar schlechter«, fasste Schreiber hinterher zusammen.

Nach dem Seitenwechsel blieben die Hausherren noch knapp zehn Minuten auf Schlagdistanz, mussten dann jedoch dem kräftezehrenden Programm der vergangenen Wochen Tribut zollen und abreißen lassen. Nach Billeks cleverem Abstauber zum 26:21 erhöhte kurz darauf mit Merlin Fuß ein weiterer Ex-Hüttenberger auf 27:21 (49.) - mehr als nur eine Vorentscheidung.

»Nach den zwei Siegen zuletzt war das im Training ein bisschen zu viel Lockerheit. So weit sind wir einfach noch nicht, das muss man knallhart sagen. Wenn Du nur ein Prozent nachlässt, hast Du in dieser Liga eben keine Chance«, so Wohlrab. Coburgs Arkadiusz Ossowski machte drei Minuten vor dem Ende gegen die jetzt offene TVH-Deckung mit seinem 31:25 den Deckel zugunsten der Gäste drauf.

Hüttenberg: Grazioli, Plaue (ab 16.) - Kirschner (3), Theiß (3), Fujita, Weber (4), Zörb (3), Reichl (1), Schneider (3), Hofmann (1), Klein (2), Kompenhans (1), Jockel, Schreiber (3), Kuntscher (3).

Coburg: Jochens, Apfel (bei einem Siebenmeter) - Runarsson (3), Jaeger (3), Dettenthaler, Bis (5), Fuß (4), Ossowski (2), Billek (5), Krone (6), Knauer (1), Valkovskis, Schäffer (3), Schröder.

Schiedsrichter: Hehn/Mayer (Pfullingen) - Zuschauer: 1163 - Zeitstrafen: Hüttenberg drei (Klein, Reichl zwei), Coburg eine (Knauer) - verworfene Siebenmeter: Weber (Hüttenberg) scheitert an Jochens (15.), Kirschner wirft neben das Tor (36.).

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