Wohlrab erwartet ein Spektakel

Hüttenberg. Jan Gorr muss lachen, als er die Frage hört. Wieder einmal. Wie so häufig in den letzten Tagen. »Natürlich ist das ein besonderes Spiel für mich, es ist schließlich der Verein, bei dem ich sieben lange Jahre war«, sagt der Trainer, der am Ender der Saison 2010/11 mit dem TV Hüttenberg in die Handball-Bundesliga aufgestiegen ist und spätestens seit diesem Zeitpunkt von den Fans der Blau-Weiß-Roten wie kaum ein anderer Coach verehrt wird.
An diesem Donnerstag (Anwurf: 19.30 Uhr) gastiert Gorr mit dem HSC Coburg im Hüttenberger Sportzentrum.
TV Hüttenberg - HSC Coburg (Heute, 19.30 Uhr)
Die Antwort des 45-Jährigen kommt etwas gebetsmühlenartig daher. Kein Wunder, es sei schließlich die Standardfrage der letzten Woche gewesen, wie Gorr berichtet. Am 24. März hatte der HSC Coburg bekanntgegeben, dass Brian Ankersen von seinen Aufgaben als Cheftrainer entbunden worden sei.
Gorr, der bereits von 2013 bis 2020 Trainer beim HSC gewesen und anschließend in die Geschäftsführung gewechselt war, trat selbst die Nachfolge Ankersens an. »Bis zum Saisonende und nicht länger«, wie der sympathische Gießener betont, will er interimsmäßig an der Seitenlinie stehen und dafür sorgen, dass die Oberfranken ihre Talfahrt beenden.
Sieben seiner elf Spiele nach der Winterpause hat der Vorjahreselfte verloren, nur die beiden Auswärtsspiele bei der HSG Konstanz und dem HC Elbflorenz konnten gewonnen werden. In der heimischen HUK Coburg-Arena wartet man hingegen jahresübergreifend bereits seit sechs Partien auf einen Sieg. Zuletzt setzte es eine derbe 20:27-Pleite gegen den TSV Bayer Dormagen. »Unsere Mannschaft hat total an Selbstvertrauen verloren, deshalb mussten wir handeln. Ich bin mit viel Respekt an diese Aufgabe herangegangen, jetzt wieder Trainer zu sein, merke aber, dass man doch einige Dinge automatisiert hat, auf die man schnell wieder zurückgreifen kann«, so Gorr.
Den TVH verfolgt der einstige Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft selbstverständlich immer noch. »Sogar sehr genau und interessiert«, wie er rasch hinzufügt: »Ich habe dort natürlich noch sehr viele Freunde und Bekannte, man steht immer wieder mit dem TVH im Austausch.« Nicht zuletzt deshalb haben in den vergangenen zehn Jahren immer wieder ehemalige TVH-Akteure den Weg in die Vestestadt gefunden. So wie beispielsweise der Heuchelheimer Rechtsaußen Florian Billek, der bereits seit 2014 in Coburg auf Torejagd geht, oder zuletzt Merlin Fuß, der die Hüttenberger vor zwei Jahren verließ, um die Position im rechten Rückraum des HSC zu besetzen. »Uns sorgt aktuell eine Erkältungswelle, die durch die Mannschaft geht und wegen der wir zuletzt nur eingeschränkt trainieren konnten. Ich hoffe natürlich, dass alle dabei sind«, so Gorr.
Sein Gegenüber Johannes Wohlrab wird indes weiterhin auf Joel Ribeiro (langwierige Fußverletzung) und voraussichtlich auch auf Kapitän Timm Schneider (Bauchmuskelzerrung) verzichten müssen, die bereits beim 36:30-Erfolg bei der HSG Konstanz am vergangenen Freitag gefehlt haben.
Der Erfolg in der Schänzle-Halle war nach dem 30:29-Sieg gegen den ThSV Eisenach aus der Vorwoche der zweite doppelte Punktgewinn in Folge für den TVH. »Um gegen Coburg zu bestehen, müssen wir wieder auf unsere Tugenden bauen, sie sind die Grundvoraussetzung für unser Spiel«, sagt Wohlrab und bemüht dafür den bekannten Verweis auf sein Lieblingswerkzeug: »Wenn Coburg mit dem Messer zwischen den Zähnen ankommt, müssen wir eben unsere Axt auspacken.«
Doch nicht nur hinsichtlich der Motivation, auch im technisch-taktischen Bereich wird das »Original aus Mittelhessen« voll gefordert sein. »Zuletzt hatten wir es meist mit einer offensiv-aktiven Abwehr zu tun, die uns Räume am Kreis geboten hat. Gegen die Coburger 6:0-Deckung müssen wir stattdessen klug in die Breite spielen, die Abwehr in Bewegung bringen und immer wieder gute Durchbruchssituationen erzwingen«, weiß der 36-Jährige.
Da es am Donnerstagabend auch emotional zugehen könnte, hofft Wohlrab erneut auf die Unterstützung der TVH-Fans: »Es ist absolut geil, wenn wir vor ausverkauftem Haus auflaufen dürfen. Durch Jan, der seine Wurzeln hier in Hüttenberg hat und überragende Erfolg gefeiert hat, ist da sicherlich noch etwas mehr Spektakel als sonst. Das ist schon ein besonderes Spiel für alle Beteiligten.« Ein Satz, bei dem Jan Gorr sicherlich wieder schmunzeln dürfte.