Wohlrabs Mentalitätsmonster
Essen. Was für eine Energieleistung! Ein stark dezimierter TV Hüttenberg hat in der 2. Handball-Bundesliga am Freitagabend beim TuSEM Essen einen zwischenzeitlichen Fünf-Tore-Rückstand wettgemacht und am Ende das letzte Auswärtsspiel der Saison souverän mit 34:31 (14:17) für sich entschieden.
TuSEM Essen - TV Hüttenberg 31:34
Die Hüttenberger legten in der Halle »am Hallo« stark los, spielten ihre Angriffe geduldig aus und trafen mit hoher Wurfquote ins Schwarze. Insbesondere ein TVH-Akteur legte im ersten Durchgang eine sehenswerte Vorstellung: Dominik Mappes. In seinem letzten Auswärtsspiel für seinen Heimatclub traf der Kapitän, Spielmacher und Torjäger in Personalunion bim 6:4 bereits zum dritten Mal, bis zur Halbzeitpause sollte die Hüttenberger Nummer 22 mit sieben Treffern für die Hälfte aller Gästetore verantwortlich sein.
Mappes suchte unter anderem deshalb so häufig den Abschluss aus der zweiten Reihe, weil die ihn üblicherweise umgebende Rückraum-Achse abermals gesprengt worden war: So musste das »Original aus Mittelhessen« erneut ohne Hendrik Schreiber, Johannes Klein (beide noch geschwächt in Folge eines Magen-Darm-Infektes) und Niklas Theiß (Rückenbeschwerden) antreten, was dazu führte, dass Philip Opitz im rechten Rückraum startete.
Mit zunehmender Spieldauer im ersten Abschnitt kippte die Partie jedoch zugunsten der Gastgeber, bei denen Torhüter Sebastian Bliß zum entscheidenden Faktor wurde und allein im ersten Durchgang neun Paraden präsentierte. Essen drückte im Angriff vehement aufs Tempo und erspielte sich durch Markus Dangers‹ 10:9 erstmals eine Führung, die es nach und nach ausbaute. Während Mappes aufgrund eines absichtlichen Fußspiels mit einer Zwei-Minuten-Strafe auf der Bank schmorte, besorgte Eloy Morante Maldonado erstmals einen Drei-Tore-Vorsprung (29., 16:13).
Und nachdem Lucas Firnhaber vier Minuten nach dem Wiederanpfiff mit seinem Treffer zum 20:15 auf fünf Tore erhöht hatte, wirkte es, als biege der TuSEM langsam, aber sicher auf die Siegerstraße ein. Doch die Hüttenberger bewiesen einmal mehr in dieser Spielzeit, dass sie regelrechte Mentalitätsmonster sind. Die Abwehr der Gäste lief nun zur Höchstform auf, und im Angriff erlebte der zur Pause ins Spiel gekommene Joel Ribeiro seinen großen Auftritt.
Hatte Essens Tim Rozman nach 42 Minuten noch das 24:21 erzielt, drehte der TVH in den kommenden vier Minuten die Begegnung, so dass nach dem Treffer von Philipp Schwarz plötzlich eine 25:24-Führung von der Anzeigetafel leuchtete (45.).
Bei den Hausherren war die Luft nun spürbar raus. TuSEM-Trainer Jamal Naji versuchte zwar, seine Schützlinge noch einmal nach vorne zu peitschen, doch nachdem Ribeiro mit seinem fünften Treffer im sechsten Versuch das 32:29 erzielt hatte, war die Messe zugunsten der Wohlrab-Sieben gelesen, die sich durch ihren 20. Saisonsieg vorübergehend auf den vierten Tabellenplatz vorschieben konnte.
Eine Schrecksekunde mussten die Blau-Weiß-Roten am Ende allerdings noch durchleben: Nachdem Morante Maldonado bei einem Eins-gegen-Eins-Duell im rechten Rückraum in der Schlussphase gestolpert und in Dominik Mappes hineingefallen war, verzog der TVH-Spielmacher sofort schmerzverzerrt das Gesicht und hielt sich das Knie, ehe er vom Platz humpelte und in den restlichen Minuten auch nicht mehr eingesetzt werden konnte. Die Diagnose steht noch aus.
Essen: Bliß, Fuchs - Ellwanger (3), Glatthard, Rozman (6), Reidegeld (1), Dangers (3), Homscheid, Becher (2), Ignatow (3), Szczesny (3), Müller, Firnhaber (5), Morante Maldonado (5/3).
Hüttenberg: Plaue, Böhne - Schwarz (4), Kneer, Kirschner, Opitz (3), Theiß, Fujita (1), Weber (3), Rompf (2), Zörb (6), Mappes (10/3), Ribeiro (5), Hahn, Jockel.
Schiedsrichter: Hannes/Hannes (Aachen/Frankfurt) - Zuschauer: 1418 - Zeitstrafen: Essen zwei (Szczesny, Ignatow), Hüttenberg drei (Jockel, Mappes, Rompf) - verworfene Siebenmeter: Weber (Hüttenberg) scheitert an Bliß (26.), Homscheid (Essen) scheitert an Böhne (56.).