Wolfsrudel problemlos gezähmt

Würzburg. Die Zweitliga-Handballer des TV Hüttenberg sind ihrer Favoritenrolle bei ihrem Gastspiel bei den Wölfen Würzburg gerecht geworden. So durfte das »Original aus Mittelhessen« am Sonntagabend einen nie gefährdeten 39:34 (22:13)-Erfolg in Unterfranken einfahren und sich über die Auswärtspunkte 14 und 15 freuen.
Es war zugleich der siebte Hüttenberger Sieg im elften Versuch in der Fremde in dieser Spielzeit. Vor allem jedoch war der Sieg in der Würzburger Tectake-Arena eine Genugtuung für die Statistikliebhaber im Umfeld des TVH. Denn er zwar, nach sieben zuvor vergeblichen Versuchen, zugleich der erste Hüttenberger Auswärtssieg bei den Wölfen überhaupt.
Wölfe Würzburg - TV Hüttenberg 34:39
»Direkt nach dem Spiel war es schon kurzzeitig eine gemischte Gefühlslage, weil ich zum einen natürlich froh über den Sieg war, mich zum anderen aber auch darüber geärgert habe, dass wir in der zweiten Hälfte so nachgelassen haben«, bilanzierte TVH-Trainer Johannes Wohlrab später.
Dass die Blau-Weiß-Roten die Platte am Ende als Sieger verlassen würden, war bereits nach einem knappen Viertel der Spielzeit abzusehen gewesen. Würzburg, Nachfolger der einstigen »Rimpar Wölfe«, schaffte durch ein Empty-Net-Goal von Torhüter Jonas Maier zum 3:3 nach sechs Minuten letztmalig den Ausgleich.
Danach übernahmen die Gäste das Kommando - und wie. TVH-Spielmacher und Topscorer Ian Weber nahm das Szepter in die Hand, schaltete auf Rückraum Mitte wie er wollte und war der dominierende Akteur der ersten Hälfte. Das 5:3 der Hüttenberger Nummer 20 war bereits sein dritter Tagestreffer, beim 8:4 kurz darauf traf der Darmstädter schon zum fünften Mal. »Die erste Halbzeit war vielleicht die beste, die wir in dieser Saison bislang gespielt haben. Da hat wirklich alles gepasst«, meinte Wohlrab später.
Den Wölfen war anzumerken, dass sie in dieser Spielzeit bislang erst vier Partien hatten gewinnen können. Der Tabellenletzte agierte fahrig im Angriff, leistete sich vermeidbare technische Fehler und war zudem vor allem mit dem Hüttenberger Tempospiel völlig überfordert.
Ein ums andere Mal hatte sich das Team um den Ex-Hüttenberger Patrick Schmidt nach eigenem Abschluss zu behäbig zurückgezogen und den Hüttenbergern in der zweiten Welle dadurch immer wieder Lücken in der eigenen Abwehr offenbart. Angebote, die die Wohlrab-Schützlinge dankend annahmen. Weber und Co. stießen durch zum Kreis und konnten mit einfachen Toren den Vorsprung ausbauen. Kapitän Timm Schneider und Johannes Klein erhöhten nach nicht einmal 20 Minuten auf 14:8, David Kuntscher sorgte mit seinem 22:12 noch vor der Pause für das erste Zehn-Tore-Polster (29.).
Weber überragt
Den Gastgebern blieb jedoch zu attestieren, dass sie sich trotz ihres enormen Rückstandes im zweiten Durchgang keineswegs in ihr Schicksal ergaben. Stattdessen entschieden die Würzburger die zweite Hälfte gar mit 21:17 für sich. Was jedoch weniger auf eine nun stark verbesserte Vorstellung der Hausherren zurückzuführen, sondern stattdessen vielmehr der Tatsache geschuldet war, dass die Wohlrab-Sieben nun einige Gänge zurückschaltete, durchwechselte und spätestens ab Mitte der zweiten Hälfte allmählich in den Verwaltungsmodus umschaltete. Hatten die Gäste noch 16 Minuten vor dem Ende dank eines Treffers von Moritz Zörb mit 32:23 geführt, waren es nach Schmidts finalem 34:39 nur noch fünf Tore Vorsprung für die Blau-Weiß-Roten. Diese hatten zuvor noch versucht, erstmalig in dieser Saison die 40-Treffer-Marke zu knacken, mussten sich jedoch hintenraus zu häufig Wölfe-Schlussmann Andreas Wieser beugen, der es auf insgesamt zehn Paraden brachte.
»In der zweiten Halbzeit haben wir gesehen, was passiert, wenn man auch nur um ein Prozent nachlässt. Da bin ich unzufrieden. Wir verlieren die zweite Halbzeit mit vier Toren und waren nicht mehr bereit, die Wege zu gehen und richtig dagegenzuhalten. Das Wichtigste ist aber, dass wir die Punkte mitgenommen haben, die Jungs haben das insgesamt wirklich gut gemacht«, so Wohlrab später.
Würzburg: Maier, Wieser (ab 16.) - Böhm, Karle (2), Neagu (1), Schmidt (8/3), Kaufmann (5), Dürr (2), Hack, Geis, Brielmeier (2), Rose (5), Seidler (7), Franke (1), Merk.
Hüttenberg: Grazioli, Plaue (ab 41.) - Schwarz (4), Kirschner (5), Theiß (2), Fujita, Weber (8/2), Zörb (1), Reichl (4), Schneider (5), Klein (1), Kompenhans (1), Schreiber (5), Kuntscher (3).
Schiedsrichterinnen: Janz/Sug (Köln) - Zuschauer: 773 - Zeitstrafen: Würzburg fünf (Neagu, Geis, Seidler, Merk zwei), Hüttenberg fünf (Weber zwei, Kompenhans, Theiß, Kirschner).