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Zwei Feingeister beflügeln die Eintracht

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Frankfurt (pep). Es schien als wolle sich Oliver Glasner mit dem souveränen 4:0-Sieg beim 1. FC Magdeburg in der ersten DFB-Pokalrunde nicht lange aufhalten. Kaum war das Spiel abgepfiffen, seine Spieler liefen gerade vor die Kurve, um sich dort feiern zu lassen, da nahm der Trainer der Frankfurter Eintracht den einen oder anderen seiner Profis schon wieder auf die Seite und redete auf ihn ein.

Evan Ndicka zum Beispiel, der Verteidiger, der lange nicht so gut gespielt hatte, wie er es eigentlich kann, bekam noch auf dem Rasen eine Direktanalyse. »Wir haben vieles gut gemacht. Aber wir spielen jetzt gegen Bayern und Real, da muss man die Dinge, die nicht so gut waren, auch klar ansprechen«, sagte Glasner. Das Spiel der angreifenden Abteilung hat deutlich gemacht, welches Potenzial in dieser Mannschaft steckt. Allen voran beim neuen Star Mario Götze, der ein eindrucksvolles Debüt gegeben hat. Glasner ganz cool: »Wir wissen, wenn wir unser Spiel durchziehen, wird es für jeden Gegner schwierig.« Das Spiel der abwehrenden Abteilung hat aber auch deutliche Mängel zutage gefördert. »Wir haben viel Videomaterial, was wir gut machen und was wir speziell in der Absicherung besser machen können«, so Glasner, »es geht um Details, die Bayern München oder Real Madrid gnadenlos ausnutzen werden.« Die Freude über den Saisonstart war groß, die Einschätzungen aber blieben realistisch.

Beeindruckend war vor allem das konsequente Spiel nach vorne, die Kombinationssicherheit, die Selbstverständlichkeit in den Abläufen. Die Eintracht bringt ein unglaubliches Tempo auf den Platz mit Filip Kostic, Jesper Lindström und Ansgar Knauff. Und da war der schnellste von allen, Neuling Kolo Muani, lange Zeit noch nicht einmal auf dem Rasen.

Mit Mario Götze haben sie nun einen Spieler in ihren Reihen, der all diese Flitzer nahezu perfekt einsetzen kann. Götze hatte sich als einziger Neuzugang unter all den Europapokalsiegern nicht nur prächtig eingefügt, sondern gleich beim ersten Einsatz als Mehrwert herausgestellt. »Hervorragend« sei die Leistung des ehemaligen Nationalspielers gewesen, lobte Glasner, »dieser weiträumige Blick, wenn der Gegner presst, ist allerhöchste Kunst.«

Egal, ob Kostic, Knauff oder vor allem Kamada - alle haben schon beim ersten Auftritt von Götze profitiert. Die spielerische Klasse des Weltmeisters war sicher nicht so ganz überraschend, sein Fitnesszustand und der der daraus resultierende Gesamteindruck schon. Götze war viel unterwegs, bis zu seiner Auswechslung zehn Minuten vor dem Ende war er elf Kilometer gelaufen, so viel wie kein anderer. Er wirkte spritzig, geschickt im Zweikampf. Dabei elegant und kreativ. »Wir verstehen uns gut«, sagte er später, nachdem er zum Spieler des Spiels ausgezeichnet worden war, »die Entscheidung zur Eintracht zu gehen, fühlt sich richtig an.« Da hat einer von Anfang an viel Spaß.

An Götzes Seite brillierte mit Daichi Kamada ein anderer Feingeist. Was diese beiden mit dem Ball anfingen, war höchste Klasse - immer mit der Einschränkung, dass der Gegner »nur« ein Zweitligist war. Kamada spielte defensiver als noch in der letzten Saison und erzielte dennoch zwei Tore. »Er findet einfach die Räume«, lobte Glasner seinen zweiten Kreativspieler. Ob das Duo Götze/Kamada auch unter dem Druck gleichwertiger oder überlegener Gegner eine Dauerlösung werden kann, ist die ganz große Frage. Gegen Schwergewichte wie sie nun mit Bayern und Real auf die Eintracht zukommen, wird es grundsätzlich mehr defensive Absicherung brauchen.

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