Zwischen Frust und Pflicht
Gießen. »Der Verein hat bis zuletzt versucht, es hinzubekommen. Sportlich ist das für uns, bei allem, was wir auch investiert haben, natürlich sehr schade. Aber ich kann es aus Vereinssicht nachvollziehen. Es ist eine Entscheidung der Vernunft.« Das sagt Daniyel Cimen, Trainer von Fußball-Hessenligist FC Gießen, zur Bekanntgabe des Clubs vom Montag, auf die Chance zum direkten Wiederaufstieg in die 4.
Liga zu verzichten.
Man wolle den FC Gießen zunächst auf einer vernünftigen strukturellen und wirtschaftlichen Basis weiterentwickeln. »In der Regionalliga Südwest hätte sich der Verein in vielen Dingen wieder strecken müssen und dazu müssen wir aus der Vergangenheit lernen, Entscheidungen treffen und diese Entschlüsse ziehen«, hieß es in der Erklärung von Michel Magel aus dem administrativen Führungsteam des FCG. Er sei am Montag darüber informiert worden, so Daniyel Cimen, die Spieler habe Sportdirektor Giovanni Fallacara telefonisch auf den neuesten Stand gebracht, da trainingsfrei war. Daher wusste Cimen am Dienstagnachmittag vor dem abendlichen Training noch nicht »wie das angenommen wird. Das wird unterschiedlich sein.«
Er selbst habe in den letzten Wochen das Gefühl gehabt, es werde auf administrativer Seite alles getan, um den möglichen Klassensprung zu realisieren. Aus seiner Sicht sei es in die Richtung gegangen, an der Relegationsrunde teilzunehmen. Völlig aus dem Nichts kommt der Entschluss, den er voll mitträgt, gleichwohl auch für Cimen natürlich nicht.
Die Diskussionen, ob der FC Gießen vor allem in finanzieller und infrastrastruktureller Hinsicht in der Lage wäre, in der nächsten Saison in einer Spielklasse mitzumischen, die als Schnittstelle zum Profifußball gilt, sind ein altbekanntes Thema. »Vielleicht hätte man das auch schon vor drei Wochen entscheiden können«, ist für Cimen und seine Schützlinge einzig der Zeitpunkt des Verzichts, kurz vor Rundenende und gerade nachdem das Team seine überragenden Gesamtleistung mit dem Bonus Aufstiegsrunde gekrönt hat, »nicht optimal«.
Wie nun also damit umgehen in den verbliebenen drei Spielen? »Wir wollen so erfolgreich sein wie möglich. Und wir haben eine Verantwortung und wollen uns nichts nachsagen lassen«, weist der Coach darauf hin, dass sowohl der heutige Gegner 1. FC Erlensee (Anstoß 20 Uhr) als auch SV Unter-Flockenbach am Sonntag noch Punkte im Abstiegskampf benötigen.
Cimen sagt aber auch: »Die Jungs müssen die Nachricht erstmal sacken lassen. Das sind keine Roboter. Ich hätte mir gewünscht, wir müssten erst am Wochenende ran.« Aus personeller Sicht steht dem FC Gießen in Erlensee der Kader vom 2:0-Erfolg über RW Walldorf zur Verfügung, hinzu kommt Junghyun Kim nach auskuriertem Bänderriss.
Derweil hat Ligakonkurrent Viktoria Griesheim mit Aleksa Lapcic die derzeitige Nummer Eins des FCG, der den verletzten Stammkeeper Daniel Duschner vertritt, als Neuzugang verkündet.
Kader FC Gießen: Lapcic, Zabadne - Kireski, Abdel-Ghani, Assar, Fink, Vural, Maingad, Akkus Rodriguez, Beal, Kim, Lang, Toprak, Mahmuti, Pekesen, Gärtner, Filsinger.