18 Prozent weniger als Männer

Der »Equal Pay Day« kennzeichnet den Tag, bis zu dem Frauen unentgeltlich arbeiten würden, wenn sie die gleiche Lohnsumme wie die Männer bekämen. Dies war der 7. März.
Gießen . Mit der genannten Zahl war der Ehemann gar nicht einverstanden. Dass Frauen im Durchschnitt laut Statistik 18 Prozent weniger verdienen als Männer, weckte bei ihm starke Zweifel: »Bei gleicher Arbeit ist das ja deutlich weniger.« Das städtische Büro für Frauen und Gleichberechtigung hatte am »Equal Pay Day« auf dem Rathausvorplatz nämlich eine entsprechende Aktion initiiert.
Ein Vierteljahr Arbeit ohne Lohn
Der »Equal Pay Day« kennzeichnet den Tag, bis zu dem Frauen unentgeltlich arbeiten würden, wenn sie die gleiche Lohnsumme wie die Männer bekämen. Dies war der gestrige 7. März. »Wir wollen auf die immer noch bestehende Ungerechtigkeit aufmerksam machen und lassen Männer probieren, wie die Lohnlücke schmeckt«, so die Gleichberechtigungsbeauftragte der Stadt, Friederike Stibane.
Um diese Lohnlücke zu veranschaulichen, war ein Süßwarenstand organisiert worden. Robert Ackermann, der Besitzer von Mellow Monkey, der Marshmallows auch mit Eis herstellt und verkauft, in seinem Verkaufswagen auf dem Rathausplatz: »Als ich deswegen angerufen wurde, habe ich zu dieser Kooperation sofort ja gesagt.« Er betrachte diese Lohnlücke zwischen Mann und Frau als ein wichtiges Thema.
»Ich bin zwar ein Mann«, doch trete er für Gleichberechtigung der Geschlechter auch auf dem Lohnsektor ein. »Und nicht nur, weil ich eine dreizehnjährige Tochter habe.« Die Gesellschaften, in der Frauen mehr Rechte besäßen, stünden besser da als andere. »Weil die Männer stärker als Frauen sind, sind die nicht besser.« Am Aktionsstand informierte Stibane zusammen mit ihrer Stellvertreterin Meike Pinkernell sowie Birgit Hildebrandt Interessierte über eklatante »Gender Pay Gaps« (geschlechtsspezifische Lohnlücken).
Die strukturellen Ursachen, die allein in Kunst und Kultur sogar zu einem Unterschied von über 30 Prozent führt, seien gesamtgesellschaftlich betrachtet immerhin noch 18 Prozent. Fast ein Fünftel verdienten somit die Frauen in Deutschland weniger als die Männer. So die Daten des Statistischen Bundesamtes. Als Gender Pay Gap wird die prozentuale Differenz zwischen dem durchschnittlichen Bruttostundenlohn der Frauen im Verhältnis zum durchschnittlichen Bruttostundenlohn der Männer bezeichnet. Frauen verdienten 2022 mit durchschnittlich 20,05 Euro einen um 4,31 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer (24,36 Euro). Rechnet man den Wert von 18 Prozent in Tage um, arbeiten Frauen vom 1. Januar an 66 Tage umsonst - bis zum 7. März. In den vergangenen Jahren hat sich der Gender Pay Gap nur langsam verringert. Ein Teil dieser Lohnlücke lässt sich auf strukturelle Unterschiede zurückführen. Viele Frauen erlernen Berufe, die schlechter bezahlt sind, arbeiten seltener in Führungspositionen und häufiger in Teilzeit oder in Minijobs.