200 Operationen in 19 Tagen

Jeden Tag von 7 bis 21 Uhr: Die Gießenerin Sarah Marleen Mercedes Menz arbeitete in einem Krankenhaus in Ghana - und sammelte dabei eindrückliche Erfahrungen
Gießen . Sarah Marleen Mercedes Menz bezeichnet sich als »Grenzgängerin zwischen Deutschland, der Schweiz und Afrika.« Ihren Hauptwohnsitz hat sie zwar weiter in ihrer Heimatstadt Gießen, doch ihre Arbeit als Medical Assistance in der Allgemeinchirurgie führte sie nach Sankt Gallen. Seit 2019 ist sie zudem Mitglied des Vereins »Die Ärzte für Afrika».
Über einen Kollegen hat die 31-Jährige 2019 von der Organisation erfahren, deren Ziel es ist, die medizinische Versorgung im westafrikanischen Ghana zu unterstützen. Der Schwerpunkt der 2007 von dem Fuldaer Unternehmer Erhard Rübsam gegründeten Hilfsorganisation liegt in der Verbesserung der urologischen Versorgung. Nachdem ihr erster Einsatz in Afrika aufgrund von Corona mehrfach verschoben werden musste, reiste Menz, die 15 Jahre lang in der Kinderherzchirurgie des Universitätsklinikums tätig war, im Mai erstmals gemeinsam mit einem Ärzteteam nach Akwatia. Im Krankenhaus der im Süden Ghanas gelegenen Stadt »gibt es keine Spezialisten«, berichtet sie. Zwei Chirurgen führen vom Fußbruch bis zur Geburt alle Eingriffe durch. »In den 19 Tagen, die wir dort waren, haben wir über 200 Patienten operiert.« Von 7 bis 21 Uhr hätten sie jeden Tag in der örtlichen Klinik gearbeitet. »Die Leute dort warten mit ihren Erkrankungen darauf, dass wir kommen.«
Von der Prostataentfernung über die Entfernung von Blasensteinen bis hin zur Behandlung von Fehlbildungen bei Kindern haben die Aufgaben vor Ort gereicht. Ein Teil der Operationskosten sei dabei vom Verein getragen worden. »Der Gründer Erhard Rübsam hat sich in das Land und seine Menschen verliebt und investiert gemeinsam mit seiner Frau Verena hier viel Geld«, berichtet sie.
Nicht nur den deutschen, sondern auch einheimischen Chirurgen hat die Gießenerin assistiert. Beispielsweise bei der Operation eines Leistenbruchs. »Bei uns kämen in diesem Falle Roboter zum Einsatz, in Akwatia hingegen wird mit alten, gespendeten Geräten gearbeitet«, erzählt sie. Bei einem Besuch in der Kinderklinik hat sie erfahren, dass ein kleines Kind mit einer Medikamentenunverträglichkeit sterben musste, weil es nicht richtig behandelt werden konnte.
Folgenlose Bitte um Instrumente
»Eigentlich müsste jedes deutsche Krankenhaus mit einer afrikanischen Klinik zusammenarbeiten«, wünscht sich Sarah Marleen Mercedes Menz. Nachdem sie gesehen hat, was in der Klinik so alles fehlt, hat sie sechs Kliniken, unter anderem in Gießen, Wetzlar, Marburg und Frankfurt mit der Bitte angeschrieben, Instrumente zu spenden. »Schon ein Sieb mit Nadelhalter für Pinzetten wäre sehr hilfreich gewesen.« Antworten hat sie allerdings nicht bekommen, geschweige denn Sachspenden.
Faszinierend findet sie hingegen, »was die beiden Chirurgen in Akwatia so leisten. Und das für umgerechnet 150 Euro im Monat, von denen auch noch die Eltern und andere Familienmitglieder unterstützt werden«. Begeistert ist die Medizinische Assistentin auch von den Ghanaern. »Trotz ihrer Armut, besitzen sie eine enorme Grundfröhlichkeit.«
Menz nächste Reise ist für Oktober geplant. »Ich gehe davon aus, dass ich künftig mindestens dreimal im Jahr nach Akwatia fliegen werde.« Insgesamt unterhalte die Hilfsorganisation sieben Krankenhäuser in Ghana. Ziel von »Die Ärzte für Afrika« sei es, alle Projekte nachhaltig zu gestalten. Denn nur so könne auch außerhalb der aktiven Einsätze eine bessere medizinische Versorgung der Bevölkerung erreicht werden. Hierzu zählten neben entsprechenden Fortbildungsmaßnahmen auch die Förderung einer besseren hygienischen Versorgung oder auch die Sicherstellung einer vom Stromnetz unabhängigen Energieversorgung der Krankenhäuser.
Spendenkonto: Die Ärzte für Afrika e.V., Deutsche Apotheker- und Ärztebank. IBAN: DE94300606010007744110.
