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41 Jahre Berufung gelebt

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Der studierte Gartenbauer Reinhard Ackermann erhielt zum Abschied einen besonderen Olivenbaum. Foto: Wißner © Wißner

Das Institut für Berufs- und Sozialpädagogik Gießen verabschiedet »Leitwolf« Reinhard Ackermann. Er habe ein bisschen was vom Bären Balu aus dem Dschungelbuch, hieß es in der Abschiedsrede.

Gießen. »Wenn man Balu in seiner Mailadresse hat, dann kommt der Bär schon mal durch und auch ein Reinhard Ackermann mal grummelig daher«, skizzierte Andreas Scheffer, Projektkoordinator Lernbehinderung und psychisch Kranke am Institut für Berufs- und Sozialpädagogik (IBS) gGmbH in Gießen in einer Feierstunde jenen »aufrichtigen und korrekten Menschen, den wir nun in den Ruhestand verabschieden«.

Dabei hat Reinhard Ackermann von seiner Statur her schon etwas von einem Bär - und auch etwas von Balu, denn dessen Dschungelbuchlied »Probier’s mal mit Gemütlichkeit« könnte auch Ackermanns Motto bei der Arbeit mit jungen Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, gewesen sein. Da braucht es schon Ruhe und Gelassenheit - und beides strahlt Ackermann aus.

IBS als sozialer Bildungsträger in den Regionen Gießen und Wetterau führt zahlreiche Bildungsmaßnahmen und Qualifizierungsmaßnahmen durch, unter anderem werden hier junge Menschen mit Lernschwierigkeiten zu Gartenbauwerkern ausgebildet.

In diesem Bereich war Ackermann seit vielen Jahren als Ausbildungsmeister tätig und konnte zuletzt im vergangenen Monat 14 junge Auszubildende erfolgreich durch ihre Abschlussprüfung führen, die als Menschen mit Behinderungen den Beruf des Gärtners im Garten und Landschaftsbau erlernten und nicht auf eine Einrichtung der beruflichen Rehabilitation angewiesen waren.

Ackermann blickt auf 23 Jahre Arbeit bei sozialen Trägern im Rahmen der Unterstützung von sozial benachteiligten Menschen zurück. Auf den Werdegang ging Scheffer kurz ein. In Wetzlar geboren, hat der Neu-Ruheständler in Allendorf/Lahn die Grundschule besucht, am Landgraf-Ludwigs-Gymnasium seine Mittlere Reife und 1979 an der Theodor-Litt-Schule sein Fachabitur abgelegt. Er schloss zunächst eine Ausbildung Zierpflanzenbau an, hat in Gießen, Frankfurt und Niedersachsen gearbeitet und dann vier Semester Gartenbau in Wiesbaden studiert. Es schlossen sich vier Jahre in der Limeswerkstatt in Garbenteich an und 1999 die Zertifizierung als Fachkraft im Garten- und Landschaftsbau an. Anschließend war Reinhard Ackermann bei Bildungsträgern in Laubach, Wetzlar, Laubach und Gießen, darunter auch bei der Jugendwerkstatt Gießen in der Forstabteilung, tätig.

»Auch wenn es mancher Arbeitgeber nicht versteht, ein Arbeitsleben besteht nicht nur aus Fakten, sondern auch aus Emotionen und Persönlichkeit - und letzteres ist Reinhard Ackermann. Sein wertschätzender Umgang mit jungen Auszubilden war nicht nur ein Job, es war seine Berufung«, bescheinigt Scheffer, der dem scheidenden Kollegen ein ganz besonderes Geschenk überreichte: Einen selbst gezogenen Olivenbaum, der Geldscheine als Blüten trägt.

Zudem gab es für Ackermann noch eine unter dem Thema »Der mit dem Wolf tanzt« stehende Führung im staatlichen Wildpark »Alte Fasanerie« in Hanau, mit der die IBS ihren nach 41 Berufsjahren zum 31. Juli offiziell in den Ruhestand tretenden »Leitwolf« verabschiedet.

Dieser räumte in seinen Dankesworten ein, dass er dem IBS erhalten bleibe und auch weiterhin »mal vorbeischauen werde, um nach den Azubis zu gucken«. Zeit bleibt nun aber mehr für jene ehrenamtlichen Aufgaben, die Ackermann erfüllt: Er ist stellvertretender Vorsitzender des Freundeskreis Botanischer Garten Gießen wie auch des Obst- und Gartenbauverein Großen-Linden und gehört darüber hinaus als Beisitzer dem Vorstand des Kreisverband Gießen für Obstbau, Garten und Landespflege an. Überall ist sein Fachwissen gefragt. Als Prüfungsausschussmitglied der Kammer Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen engagiert er sich ebenfalls seit vielen Jahren.

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