600 Neuanmeldungen in sechs Monaten

Die TSG Blau-Gold Gießen feiert internationale Erfolge und einen enormen Mitgliederzuwachs. Dem Landessportbund konnten 2625 Mitglieder gemeldet werden, 60 Prozent sind unter 18 Jahre alt.
Gießen (red). Das ging schneller als gedacht: Erst im Mai konnte Vorsitzender Bernhard Zirkler das 2000. Mitglied bei der TSG Blau-Gold begrüßen, schon ein halbes Jahr später ist eine weitere Schallmauer durchbrochen. Nach den Sommerferien deutete sich schon bei dem Ferienkarussell der Stadt Gießen mit 344 Teilnehmern an, dass ein großer Nachholbedarf nach Bewegung und Veranstaltungen, besonders im Kinderbereich besteht. Die Anfang November durchgeführte Veranstaltung »Gießen tanzt« mit über 1000 Teilnehmern und Zuschauern in der Kongresshalle war symptomatisch für die Entwicklung. Dass aber in einem halben Jahr über 600 Neuanmeldungen registriert wurden, war dann doch überraschend.
Kindertanzen, Ballett, Kinderturnen, Hip-Hop und Rhythmische Sportgymnastik waren die Abteilungen des Mehrspartenvereins, die besonders nach der Sommerpause »gestürmt« wurden. Auch die Kampfsport- und Fitnessangebote, Polesport und Aerial Hoop verzeichneten starke Zuwächse, so dass dem Landessportbund jetzt 2625 Mitglieder gemeldet werden konnten, darunter 1593 Kinder und Jugendliche im Alter bis 18 Jahre. .
Auch wenn mit diesem Ansturm nicht gerechnet wurde, der Verein war gut vorbereitet. Die umfassende Digitalisierung, die in den Zeiten des Lockdowns ausgebaut wurde, half die neuen Mitglieder zu verwalten und die Kurse an die verfügbaren Trainingsräume anzupassen. Ab November hat die TSG eine Administrative Geschäftsführerin. Christina Bischoff-Moos, die die Verwaltung im letzten Jahr zeitgemäß angepasst hat, wurde in Vollzeit fest angestellt.
Vom Breiten- zum Leistungssport - niemand hatte vor zehn Jahren damit gerechnet, dass die TSG einmal nationale und internationaler Erfolge feiern würde. Die Breakdancer um Roman Schnarr machten mit Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften den Anfang, Polesport mit Simon Koch und Lea Roth verbuchten Weltmeistertitel. Nicole Gouriya wurde Europa- und Weltmeisterin in der Aerial-Hoop Disziplin und Finja Rolshausen dominierte in beiden Disziplinen die Deutschen Jugendmeisterschaften. Karina Sydykova erreichte den Jugend-Deutschlandtitel im Judo und qualifizierte sich für die WM-Turniere in Bangkok und Sarajewo und die Kickboxer und Taekwondo-Kämpfer feiern Turniererfolge.
Nur der klassische Tanzsport ist auf der Strecke geblieben, nach der Ära Franco Formica gab es keine Turnierpaare in den Standard- und Lateinamerikanischen Tänzen von bedeutendem Rang in Gießen mehr und Nachwuchs ist nicht in Sicht.
Integration wurde bei Blau-Gold immer großgeschrieben. Unter den Mitgliedern aus rund 80 Nationen sind zur Zeit über 90 Flüchtlingskinder aus der Ukraine. Besonders vertreten sind sie in der Rhythmischen Sportgymnastik, Ballett, Parkour, Judo, Polesport und Aerial Hoop. Viele sind hervorragend ausgebildet, waren zum Teil auf Sportinternaten und stellen eine Bereicherung aber auch eine Belastung an die Gruppenkapazitäten für die Vereinsverantwortlichen dar. Olexsandra Kobzar konnte bei den Ende Oktober in Lausanne stattgefundenen Weltmeisterschaften im Aerial Hoop, der Artistik am Luftring, eine Bronzemedaille für Gießen erringen. Diesen Monat verstärken ukrainische Mädchen das TSG-Team bei einem internationalen Wettkampf der Rhythmischen Sportgymnastik in Ludwigshafen und junge Judoka bereichern die erfolgreiche Kampfsportgruppe der TSG.
Über 50 verschiedene Sportarten in 170 Gruppen, betreut von 85 Übungs- und Gruppenleitern, zählt inzwischen die Angebotspalette der Sportgemeinschaft und die Tendenz in der Entwicklung zeigt weiter steil nach oben. Besonders stolz ist Zirkler auf sein Trainerteam und dessen außergewöhnliches Engagement.
Im nächsten Jahr strebt die TSG eine weitere Ausweitung der Angebote an und plant Veranstaltungen wie eine große Bühnenschau in der Kongresshalle sowie Wettkampfwochenenden im Kampfsport und Rhythmischer Sportgymnastik in Wieseck.