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Ab Montag wird am UKGM gestreikt

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Von: Ingo Berghöfer

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Ab Montag werden in 40 Abteilungen des UKGM die Mitarbeiter ihre Arbeit niederlegen, um ihrer Forderung nach einem Entlastungstarifvertrag Nachdruck zu verleihen. Archivfoto: Docter © Red

Arbeitsniederlegung in 40 Abteilungen in Gießen und Marburg: Dadurch könnten bis zu 75 Prozent der geplanten Operationen ausfallen.

Gießen . Ab Montag wird Ernst gemacht. Nachdem im Dezember 4163 Beschäftigte des Universitätsklinikums Gießen Marburg (UKGM) sich dem 100- Tage-Ultimatum der Gewerkschaft Verdi angeschlossen haben, beginnt nach dessen Ablaufen am gestrigen Freitag ein unbegrenzter Streik an den Kliniken in Gießen und Marburg. Davon betroffen sind in der ersten Woche des am Montag beginnenden Streiks die OPs, die Anästhesie, Herzkathederuntersuchungen, Radiologie und Neuro-Radiologie sowie die Endoskopie. In diesem Abteilungen werde man nur einen Notdienst aufrechterhalten, erklärte Verdi-Gewerkschaftssekretär Fabian Dzewas-Rehm gestern.

Er schätzt, dass in den kommenden fünf Tagen drei Viertel aller eigentlich geplanten Operationen ausfallen werden und rund 40 Stationen Betten schließen müssen. »Die Arbeitgeber haben unser Ultimatum und mehrere Warnstreiks ungenutzt verstreichen lassen, um verbindliche Regelungen für mehr Personal am UKGM zu vereinbaren«, sagte Dzewas-Rehm. Er betonte, dass die Klinikbeschäftigten eine schnelle Lösung für bessere Arbeitsbedingungen und eine sichere Patientenversorgung wollten. »Die Arbeitgeber haben jederzeit die Chance, die Streiks zu beenden, indem sie auf die grundlegenden Forderungen der Beschäftigten eingehen«.

Sollte es auch in der nächsten Verhandlungsrunde, die am Donnerstag oder Freitag stattfinden soll, keine Annäherung der Positionen geben, werde der Streik fortgesetzt und könnte auch noch ausgeweitet werden. »Wir halten uns alle Optionen offen«, betonte der Gewerkschaftssekretär. Ein Streik sei immer eine Gratwanderung zwischen den Interessen der Angestellten und denen der Patienten, aber für die meisten UKGM-Mitarbeiter sei jetzt die Schmerzgrenze überschritten. »Ich glaube, der Arbeitgeber hat diesen Unmut unterschätzt«.

Um einen geordneten Streik zu ermöglichen, habe Verdi sich mit dem Arbeitgeber auf eine Notdienstvereinbarung geeinigt, die sowohl die Patientensicherheit als auch das Streikrecht der Beschäftigten garantiere.

Für die Klinikbeschäftigten fordert Verdi einen Tarifvertrag Entlastung, der schichtgenaue Personal-Patienten-Besetzungsregelungen für Stationen und Bereiche regelt, und einen Belastungsausgleich für den Fall, dass diese nicht eingehalten werden. Außerdem stehen die Beschäftigungssicherung auch für ausgegliederte Abteilungen, sowie eine Verbesserung der Ausbildungsbedingungen, auf der Verdi-Agenda.

Katja Velte, Kinderkrankenpflegerin am UKGM erklärte, dass man nicht gerne streike, aber: »Den aktuellen Personalmangel können wir gegenüber den uns anvertrauten Kindern nicht länger verantworten.«

Die Geschäftsführung des UKGM teilte gestern mit, dass man den angekündigten Streik für unnötig und unangemessen halte, weil es inzwischen konstruktive Verhandlungen gebe. Auch sei mit ihm eine hochgradige Gefährdung der Versorgung der Patienten verbunden. »Es muss alles getan werden, dass auf dem Weg zu einem Entlastungstarifvertrag, den auch die Geschäftsführung für notwendig hält, keine Patienten zu Schaden kommen.»

Zugleich versprach der Arbeitgeber, dass man in den Verhandlungen alles tun werde, um einem Kompromiss zu finden, der für alle vertretbar sei, die Entlastung der Beschäftigten erreiche und die Existenz des UKGM nicht gefährde.

Hinter die Forderungen von Verdi stellte sich die Grüne Jugend (GJ). Eine menschengerechte und angemessene Gesundheitsversorgung funktioniere nur mit gerechten Arbeitsbedingungen, ausreichendem Personal und fairer Entlohnung, hieß es in einer Pressemitteilung. Gerade Pflegekräfte würden aufgrund unzumutbarer Arbeitsbedingungen ihrem erlernten Beruf immer häufiger den Rücken kehren. Der Personalmangel aber gefährde die psychische und physische Gesundheit der Mitarbeiter und der Patienten, so die Marburger GJ-Sprecherin Amy Zietlow.

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