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Aller guten Dinge sind fünf

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Hartmut Gall wurde als Obermeister der Maler- und Lackiererinnung bei der Mitgliederversammlung wiedergewählt - zum fünften und letzten Mal. Darüber hinaus gab es zahlreiche Ehrungen.

Gießen. Malermeister Hartmut Gall aus Langd, seit 2002 als Obermeister an der Spitze der Maler- und Lackierer-Innung Gießen stehend, bleibt für weitere fünf Jahre in diesem Amt. Einstimmig schenkte ihm die auf dem Schiffenberg tagende Mitgliederversammlung ihr Vertrauen. Wahl nahm die Wahl an, verkündete aber zugleich, dass diese fünfte zugleich seine letzte Amtszeit werden wird: »Eine Verjüngung an der Innungsspitze ist notwendig, um den Kontakt zur jungen Generation nicht abreißen und die emotionale Lücke zur Jugend nicht zu groß werden zu lassen.«

Auch Galls Stellvertreter Markus Jung (Holzheim) wurde einstimmig bestätigt. Den Vorstand komplettieren die sechs Beisitzer Hans Klaus Leithäuser (der Gießener ist zugleich Landesinnungsmeister Hessen), Frank Koch (Beltershain), Holger Merle (Lich), Alexander Benner (Allendorf/Lumda), Tobias Loth (Trohe) und Lukas Kamusella (Treis) sowie Marina Steinmüller (Gießen) als Lehrlingswartin. Auf eigenen Wunsch aus dem Innungsvorstand ausgeschieden ist nach zwei Jahrzehnten Andrea Klingelhöfer (Oppenrod).

Der Maler- und Lackierer-Innung Gießen gehören aktuell 71 Mitgliedsbetriebe aus Stadt und Kreis Gießen an. Das sind sieben mehr als vor Jahresfrist, was Obermeister Gall eine erfreuliche Entwicklung nannte. Weniger erfreulich fällt der Blick auf die Teilnehmerzahl an der Gesellenprüfung 2022 aus, die so niedrig war wie noch nie seit Beginn der statistischen Erhebungen.

»Wir müssen alles tun, um Jugendlichen eine Ausbildung im Handwerk schmackhaft zu machen«, betonte Gall. Mit den beiden Fachlehrerinnen Simone Löffler und Sandy Musil von der Willy-Brandt-Kreisberufsschule verbindet Gall die Hoffnung, dass die zahlenmäßige Talsohle möglicherweise durchschritten ist angesichts von aktuell 30 Auszubildenden im dritten, 28 im zweiten und wiederum 30 im ersten Lehrjahr. Wobei das 1. Lehrjahr in Betrieb und Schule zugleich die Unsicherheit beinhaltet, wie viele letztlich »bei der Stange« bleiben.

Unter den in Sachen Umbau nicht optimalen Umständen an der Willy-Brandt-Schulewird als positiv bewertet, dass die theoretische und die werkstatt-praktische Ausbildung des Nachwuchses im Malerhandwerk wieder möglich ist. Allerdings ist dabei, laut Simone Löffler, im Berufsschulablauf und einer im Sinne eines ganzheitlichen Lernens und wirkungsvollen Verbindens von Fachtheorie und Fachpraxis Fantasie in der Umsetzung gefragt.

Berufsschule wie ausbildende Handwerksbetriebe mahnen allerdings mehr Disziplin aufseiten der Lehrlinge an. Weder - zum Beispiel - das Wissen um ein pünktliches Erscheinen der Auszubildenden zum Unterrichtsbeginn noch das vorgeschriebene Führen des Berichtsheftes sei bei einem Teil des Nachwuchses im erforderlichen Maße ausgeprägt. Dass dabei die Berufsschule eher mit der »langen Leine« arbeite und nach Auffassung der ausbildenden Betriebe zu viel durchgehen lasse, veranlasste den Obermeister zu der Forderung: »Konsequenz ist das einzige, was hilft.«

Unterstützt wurde er dabei vom Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Gießen, Björn Hendrischke, der mahnte: »Wehret den Anfängen.« Gall und der gesamte Innungsvorstand erbitten namens aller ausbildenden Betriebe eine schnellere Information seitens der Schule an die Betriebe bezüglich eines allzu häufigen Fehlverhaltens der Lehrlinge, um arbeitgeberseits wirkungsvoll reagieren und intervenieren zu können.

Die Maler- und Lackierer-Innung Gießen wird neben der Ausbildungsmesse »Chance« am 27. und 28. Januar nach Unterbrechung auch wieder mit einem großen Gemeinschaftsstand in der Messehalle 2 an der BauExpo vom 10. bis 12. März 2023 teilnehmen. 15 Betriebe machen dabei verbindlich mit, weitere sind laut Obermeister herzlich willkommen.

Die Corona-bedingten Defizite in Sachen Kommunikation zwischen den Betrieben und einem Schulungsangebot »auf Sparflamme« sollen laut Obermeister Gall nun wieder abgebaut werden. Insbesondere sollen die laut Arbeitsschutzgesetz von der Berufsgenossenschaft verpflichtend durchzuführenden und von den Betrieben zu dokumentierenden Gefährdungsschutz-Unterweisungen der Mitarbeiter wieder intensiviert werden.

Dazu stellte Jan-Niclas Ibrahim sich selbst und die noch relativ neue Abteilung Arbeitssicherheit der Kreishandwer-kerschaft Gießen vor, in der inzwischen drei Mitarbeiter rund 2300 Beschäftigte zahlreicher Gewerke »auf dem kurzen Dienstweg« betreuen.

Fünf Ehrungen nahmen Obermeister Hartmut Gall und sein Stellvertreter Markus Jung vor. Der Ehrenobermeister der Innung, Hans-Jürgen Henkel (Kinzenbach), nahm den Goldenen und Gustav Wille (Allendorf/Lumda) den Silbernen Meisterbrief für den Erwerb der Meisterqualifikation vor 50 bzw. 40 Jahren, verliehen von der Handwerkskammer Wiesbaden, entgegen.

Eine Urkunde der Innung Gießen würdigt die 25 Jahre zurückliegende erfolgreiche Meisterprüfung von Frank Hoffmann aus Mücke. Die aus dem Vorstand ausgeschiedene Andrea Klingelhöfer erhielt einen Blumenstrauß für 20 Jahre aktive Mitarbeit an der Innungsspitze und laut Gall ausdrücklich für ihre immer offene, ehrliche und meist deutliche Art. Nicht selten, besser nochsehr oft, sei Andrea Klingelhöfer im positiven Sinne »die Frau fürs Grobe« gewesen. Ebenfalls Blumen gab es für »die junge Powerfrau« Marina Steinmüller, die sich als Innungsvorstandsmitglied seit nun zehn Jahren auf dem schwierigen Feld der Nachwuchsausbildung verdient gemacht habe. Und dies auch weiterhin tun wird.

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