»An den Osterhasen glauben«

Auch in Gießen warten Kinder auf den Osterhasen. Das Bauen von Nestern hat Tradition.
Gießen (rsa). Was war das für eine Freude im Nelkenweg bei der knapp fünfjährigen Emma und der gut dreijährigen Paula, als sie am Ostersonntag entdeckten, dass der Osterhase ihre Nester gefüllt hatte. Emma - Paula hintenan - eilte flugs zu den beiden Moosnestern: »Papa, Mama guckt mal! Alles ist voll. Alles ist voll.«
Moos und dünne Äste suchen
Der Bau von Osternestern im Garten wird selbst in einer Fast-Großstadt wie Gießen hier und da heutzutage noch gepflegt. Allerdings muss bei jungen Eltern oft der Opa mit ran. Dann heißt es für ihn: gerade, dünne und biegsame Äste von Weiden schneiden und aus dem Wald Moos besorgen. Die Äste werden dicht an dicht bogenförmig an zwei Seiten hintereinander in den Boden gesteckt, der Innenraum mit Moos ausgelegt und das Dach des Nestes mit Moos bedeckt.
Wieso es an Ostern überhaupt so viele Ostereier und einen Osterhasen gibt? Das hängt mit der christlichen Fastenzeit zusammen. Strenggläubige fasteten - und tun das teils noch heute - ab dem Aschermittwoch 40 Tage lang und beendeten das Fasten erst am Ostersonntag. Das bedeutete nicht, dass - wie im Islam während der 30 Tage des Ramadan - von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang weder etwas gegessen noch getrunken werden durfte. Die Menschen im Christentum mussten während der 40 christlichen Fastentage lediglich auf Speisen tierischen Ursprungs verzichten. Und dazu gehörten auch die Eier. Ausgenommen waren nur Fische. So hatte sich dann bis zum Ostersonntag eine Menge an Eiern angesammelt, die irgendwie zu vertilgen waren. Wie ein Geschenk wurden sie bunt angemalt. Nicht nur gegessen wurden sie. Auch bei Wurf-, Titsch- und Kullerwettbewerben gingen viele in die Brüche.
Und die Hasen? Sie sind sehr fruchtbare Tiere, die bis zu viermal im Jahr Nachwuchs bekommen. Die Würfe umfassen bis zu sechs Junge. Die ersten kleine Häschen hoppeln im zeitigen Frühjahr über Wiesen und Felder. Wieso gerade Hasen - in dem Falle Osterhasen - Eier bemalen und diese samt Süßigkeiten in die Osternester legen, ist in der Historie umstritten.
Illusion regt die Fantasie an
Für viele Eltern ist die Hauptsache, dass ihre Kinder an den Osterhasen glauben. Psychologen meinen, diese Illusion rege die Fantasie der Kleinen an und unterstütze die kognitive Entwicklung. Im Laufe der Jahre geht der Glaube an den Osterhasen verloren, auch durch Austausch mit anderen Kindern.