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Appell an den »Regionalpatriotismus«

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Von: Benjamin Lemper

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Am »Black Friday« kann in der Gießener Innenstadt bis 22 Uhr eingekauft werden. Foto: Schäfer © Schäfer

Heute ist »Black Friday«. Auch der Gießener Einzelhandel setzt seine Hoffnungen darauf. An diesem Wochenende würden »die Weichen fürs Weihnachtsgeschäft gestellt«, sagt Markus Pfeffer.

Gießen. Hohe Energiekosten, Inflation, Krieg in der Ukraine: Wirklich unbeschwert ist die nahende Vorweihnachtszeit nicht. Ob sich das auch auf die Kauflaune der Gießenerinnen und Gießener auswirkt, wird sich zeigen. Große Hoffnungen setzt der Einzelhandel bereits in das heutige »Late Night Shopping« bis 22 Uhr anlässlich des »Black Friday«. »An diesem Wochenende werden die Weichen für das Weihnachtsgeschäft gestellt«, ordnet Markus Pfeffer, Geschäftsführer des BID Seltersweg, im Interview mit dem Anzeiger die Bedeutung ein - und appelliert gleichzeitig an den »Regionalpatriotismus« der Kunden.

Welchen Stellenwert hat der »Black Friday« für den heimischen Einzelhandel?

Der »Black Friday« kommt ja ursprünglich aus den USA, das ist traditionell der erste Freitag nach dem Erntedankfest »Thanksgiving«. Von der Bedeutung her kann man den Tag mit unserem früheren Sommer- und Winterschlussverkauf vergleichen. Um Mitternacht machen die Läden in Amerika auf, die Leute warten da schon scharenweise vor den Türen. Als ich bei Karstadt gelernt habe, war es auch noch so, dass sich montagmorgens beim Schlussverkauf lange Schlangen gebildet haben, bevor es überhaupt losging.

Was hat sich verändert?

In den USA ist der »Black Friday« nach wie vor ein Fest des stationären Einzelhandels. In Europa und in Deutschland ist er dagegen immer mehr zu einem digitalen Event geworden, weil der Onlinehandel das Thema einfach viel intensiver gespielt hat. Wir müssen es nun schaffen, diejenigen, die während der Corona-Pandemie zunehmend ins Digitale abgedriftet sind, in die Innenstadt zurückzuholen und ihnen vor Augen zu führen, welche Vorteile der Service und das Haptische beim Einkaufen bieten.

Und welche Erkenntnisse liefert der »Black Friday« für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft?

An diesem Wochenende werden im stationären Einzelhandel die Weichen für das Weihnachtsgeschäft gestellt. Jetzt gilt’s! Dann lassen sich sicherlich auch einige Ausfälle des vergangenen Jahres kompensieren. Die Verluste komplett aufzuholen, wird aber wohl nicht klappen.

Wie ist denn aktuell die Stimmung angesichts überall steigender Preise und lange andauernder Einschränkungen?

Bei den Einzelhändlern in Gießen herrscht durchaus sehr viel Hoffnung und Enthusiasmus. Wir glauben daran, dass der stationäre Einzelhandel eine ganz klare Zukunft hat. Dazu bedarf es allerdings einer gemeinsamen Anstrengung von Kunden und Händlern. Wir appellieren daher auch an den Regionalpatriotismus der Kundschaft, die heimischen Geschäfte zu unterstützen. Aber wir sind sehr gut aufgestellt, haben ein breites Sortiment. Eine ordentliche Frequenz in der Vorweihnachtszeit hinzukriegen, wäre zugleich ein wichtiges Signal an den Mutterkonzern von Karstadt, den Gießener Standort zu erhalten.

Ist generell eine Kaufzurückhaltung zu spüren?

Das lässt sich im Moment nicht seriös beantworten, weil wir keine Vergleichszahlen haben. Die Zahlen aus dem vergangenen Jahr sind ja ebenfalls noch von Corona geprägt. Ich hoffe zumindest nicht, dass sich die Leute wegen der hohen Inflation nur noch Socken und Krawatten schenken. Das wäre schade. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass es zurzeit viele Menschen gibt, die Existenzängste haben. Es wird sich vermutlich nicht vermeiden lassen, dass sich die äußeren Einflüsse ein Stück weit auch in den Umsätzen widerspiegeln werden.

Welche besonderen Aktionen sind heute geplant?

Die IHK Gießen-Friedberg stellt 10 000 Papiertüten mit der Aufschrift »Heimatshoppen« zur Verfügung - auch als Zeichen, den regionalen Handel stärken zu wollen. Ansonsten haben wir ja als »Aktion« einen wunderschönen Weihnachtsmarkt, der endlich wieder ohne Einschränkungen stattfinden kann, auf dem wir zusammenkommen können, so wie es in den vergangenen Jahren leider nicht möglich war.

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