Astronaut auf Traumstrand
Gießen (red). Der Gießener Musiker Dominik Reh, der unter dem Künstlernamen Twocolouredman auftritt, ist für seine ausgefeilten Musikvideos bekannt. Sein Lego-Video in Stop-Motion-Technik zum Song »When I Was a Young Boy« sorgte bereits für Aufsehen. Jetzt holt Twocolouredman zum nächsten Streich aus und serviert mit dem Video zu seiner neuen Single »Point of No Return« hoch-emotionale Bilder in Kino-Qualität.
Reh hat für das Video mit dem Wiesbadener Filmstudenten Anthony Jole zusammengearbeitet, der bereits am Lego-Video mitgewirkt hatte. Und wieder hat Reh einen bis ins Detail stimmigen Clip zu seinem Stück - Singer/Songwriter-Indie-Pop - produziert. Den Satz »Das Video war ein großes Projekt« kennt man von dem blondgelockten Musiker mit den beiden verschiedenfarbigen Augen (daher auch der Künstlername) bereits seit seiner Zeit mit der Nachwuchsband Marspol. Insgesamt sechs Drehtage stehen hinter der Bildgeschichte, deutlich länger war der Vorlauf.
Das Video startet mit einem Astronauten an einem einsamen Strand. Der Symbolcharakter der Szene wird erst im Laufe des Videos geklärt, das in zahlreichen Rückblenden in nicht chronologischer Reihenfolge erzählt wird. Die Story erschließt sich nach und nach. Doch schon mit dem Astronauten am Strand wird die Mühe, die die Macher in das Video gesteckt haben, deutlich. Um den perfekten einsamen Strand zu finden, an dem die Sonne im Westen untergeht, setzte sich Reh zusammen mit seiner Freundin Silja Melch, mit der er bereits das Lego-Video realisiert hat, ins Auto und fuhr fast die gesamte holländische Küste ab. »Kurz vor Sonnenuntergang haben wir ihn dann gefunden. Wir kamen über die Dünen und wussten: »Der Strand ist es«. Der Astronautenanzug mit dem typischen Helm ist ein echter, er stammt aus einem Verleih in Münster. Nur der Rucksack ist selbstgebastelt, »Wir haben beim Drehen festgestellt, dass es komisch aussieht, wenn ich da ohne Backpack mit dem Anzug liege«, sagt Reh - kurzerhand wurde in wenigen Stunden eines hergestellt. Jedes Detail muss eben stimmen.
Mücken wurden herausretuschiert
Auch der Look des Videos ist typisch Dominik Reh, der Indie-Musiker hat ein Faible für Retro-Look. Anthony Jole ist es gelungen, diesen Look visuell umzusetzen. Passend dazu ist es diesmal ein Ford Capri, der im Video eine tragende Rolle spielt. »Ein tolles Auto. Das hat so Spaß gemacht, den zu fahren und dabei mache ich mir nichts aus Autos«, sagt der junge Mann.
Wieviel Streben nach Perfektion in dem Clip steckt, zeigt sich vor allem an den Anekdoten, die Dominik Reh dazu erzählt: »An dem Strand waren total viele Mücken«, die bei der Sichtung des Filmmaterials auffielen. Also mussten die Mücken aus rund 160 Einzelbildern herausretuschiert werden - ein enormer Aufwand, der rund 20 Stunden kostete.
Die Idee für die Story zum Song stammt von Reh - gemeinsam mit Regisseur Jole hat er das Drehbuch geschrieben. »Anthony ist ein klasse Typ«, sagt er, »er hat ein ganz besonderes Gespür, Emotionen einzufangen und setzt so etwas wirklich toll in Szene«. Ein leichter Lila-Ton zieht sich zudem durchs ganze Video. Und Jole war es auch, der eine Crew zusammenstellte. Silja Melch fungierte als Produktionsassistentin. »Wir waren insgesamt zehn Leute am Set«, berichtet Reh von den Dreharbeiten.
Der kleine Film erzählt, passend zum Songtext, eine Geschichte des Loslassens. Es geht ums Abschiednehmen und um Erinnerungen. Gleichzeitig ist es eine Liebesgeschichte - wenn auch eine traurige. Vom Gießener Reh zusammengefasst: »Es geht um das Leben als Reise.«
Zu sehen ist der Clip zu »Point of No Return« unter: www.youtube.com/watch?v=6C7fq8CvSco