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Auch Kleinigkeiten läppern sich

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Die Strom- und Nebenkostenabrechnungen bereiten wohl den wenigsten Menschen Freude. Die SWG bieten ihren Kunden eine kostenlose Energieberatung an - damit es bei der Jahresrechnung zu keiner bösen Überraschung kommt. © dpa/Jens Kalaene

Nicht nur angesichts steigender Kosten geben die Stadtwerke Gießen Tipps zum Energiesparen. Teure Neuanschaffungen sind dafür jedenfalls nicht unbedingt notwendig.

Gießen . Wenn die jährliche Strom- oder Nebenkostenabrechnung im Briefkasten landet, ist das wohl für die allerwenigsten Menschen ein Grund zum Jubeln. Denn angesichts steigender Energiekosten ist die Wahrscheinlichkeit, eine Nachzahlung leisten zu müssen, nicht gerade klein. Damit Verbraucher nicht vor der Wahl stehen, zu blechen oder zu bibbern, bieten die Stadtwerke Gießen (SWG) ihren Kunden eine kostenlose Energieberatung an. »Um Energiekosten zu sparen, braucht man keine teuren Neuanschaffungen«, betont Astrid Weixler. Denn auch mit dem Vorhandenen könne man einiges einsparen. Die Energieberaterin und ihre Kollegen wollen vor allem das Bewusstsein der Kunden für Strom, Heizung und Co. schärfen.

Wenn ein Kunde den Kontakt zu den Energieberatern sucht, ist dem häufig eine Nachzahlung vorausgegangen oder der monatliche Abschlag wird allgemein für zu hoch befunden. Im Gespräch stellen Weixler und ihre Kollegen dann erstmal die Wohnsituation fest: Wie viele Personen leben im Haushalt, wird das Wasser möglicherweise elektrisch erhitzt? Sinnvoll könne es sein, den eigenen Verbrauch monatlich festzuhalten. So falle zeitnah auf, wenn die Zahlen über einen längeren Zeitraum höher ausfallen und sich dies nicht erklären lässt - etwa durch fleißiges Keksebacken in der Vorweihnachtszeit.

Eine defekte Kühlschrankdichtung beispielsweise falle nicht unbedingt ins Auge, wirke sich aber spürbar auf den Stromverbrauch aus. Aber auch wenn am Gerät alles in Ordnung ist, gibt es beim Kühlschrank Sparpotenzial: Nämlich, indem man die Temperatur nicht zu niedrig stellt und die Tür schnell wieder schließt.

»Weiße Ware« - also Haushaltsgeräte wie Kühlschränke, Geschirrspüler oder Waschmaschinen - fallen laut SWG-Unternehmenssprecher Ulli Boos vor allem dann negativ auf, wenn sie schon älter sind. Trotzdem müsse man berücksichtigen, dass sich nicht jeder Kunde Neuanschaffungen leisten kann und schlage daher eher kleine Verhaltensänderungen vor.

Mitunter würden Altgeräte aber auch nach einem Neukauf weiter betrieben - zum Beispiel als Zweitkühlschrank im Abstellraum für Getränke. »Wenn der Kühlschrank nur halb gefüllt ist, kühlt man vor allem Luft«, betont Energieberaterin Astrid Weixler. Wer fürchtet, dass sein Gerät etwa aufgrund eines Defekts deutlich mehr verbraucht, kann sich bei den SWG übrigens nach vorheriger Terminvereinbarung ein Strommessgerät ausleihen. Dieses wird ähnlich einer Mehrfachsteckdose zwischen Elektrogerät und Steckdose geschaltet.

Aber wie setzt sich der Stromverbrauch im Haushalt eigentlich zusammen? Laut dem Stromspiegel, der von »co2online« herausgegeben und vom Umweltministerium gefördert wird, machen Informationstechnik sowie TV und Audio mit 28 Prozent den größten Posten aus. Für Wäsche waschen und trocknen gehen 14 Prozent des Stromverbrauchs drauf. Weitere 13 Prozent für Licht, elf Prozent für Kühl- und Gefriergeräte, neun Prozent für das Kochen und acht Prozent fürs Spülen. Die restlichen 17 Prozent fallen unter »Sonstiges«.

Kostenfalle Standby-Betrieb

Auch wenn das Radio nicht den ganzen Tag dudelt, kann der Verbrauch höher sein als gedacht, wenn das Gerät bei Nichtnutzung im Standby-Betrieb bleibt. »Das ist eine Kleinigkeit, die sich läppert«, betont Unternehmenssprecher Boos. Mehrfachsteckdosen mit Schalter können hier helfen. Weiteres Einsparpotenzial: Der Wlan-Router muss nicht rund um die Uhr an sein, per Zeitschaltuhr könnte man etwa Arbeits- oder Schlafenszeiten berücksichtigen.

Und wer ohnehin den halben Tag unterwegs ist, muss auch nicht nonstop auf hoher Stufe heizen. Indem man den Thermostat lediglich um ein Grad herunter stellt, könne man bereits sechs Prozent Energie einsparen, weiß Astrid Weixler. Ein häufiger Fehler beim Heizen: Viele Kunden drehen die Heizung auf die höchste Stufe. Dabei wird jeder Zahl eine Temperatur zugeordnet, bei Stufe 3 beispielsweise circa 20 Grad. Ist diese Temperatur erreicht, macht das Heizungsventil zu. Bei Stufe 5 dagegen heizt das Gerät weiter und weiter, denn die anvisierte Temperatur liegt im Bereich von sommerlichen 28 Grad. Bei der Regelung des Thermostats sollte man zudem berücksichtigen, wofür und wie häufig man den Raum nutzt, rät die Energieberaterin. Die Küche etwa könne ruhig kälter sein als das Wohnzimmer.

Die Kunden, die das Angebot der Energieberatung in Anspruch nehmen, sind laut Astrid Weixler übrigens bunt gemischt: Eigenheimbesitzer bitten ebenso um Hilfe wie Studierende in Wohngemeinschaften. Angesichts der jüngsten Strompreiserhöhung raten die SWG allen Kunden dazu, die monatlichen Abschläge zu überprüfen und gegebenenfalls selbst zu erhöhen. Denn das Unternehmen dürfe den Abschlag nur in Folge der Jahresabrechnung anpassen, nicht aber nach einer Preisveränderung, erklärt Sprecher Ulli Boos. Wer also erst kurz vor der Preissteigerung eine Abrechnung bekommen hat, zahlt noch bis zur nächsten Abrechnung den alten Abschlag - und bekommt möglicherweise im nächsten Jahr die böse Nachzahlungs-Überraschung. Der Abschlag kann unter anderem online im SWG-Kundenportal angepasst werden, dafür ist lediglich eine einmalige Registrierung notwendig. Foto: Pfeiffer

Die Energieberatung ist im SWG-Kundenzentrum am Marktplatz angesiedelt. Aufgrund der Corona-Pandemie fand sie zuletzt telefonisch oder per Video statt, mittlerweile sind auch wieder Gespräche in Präsenz möglich. Termine können online gebucht werden unter www.energiessen.de/energieberatung/privatkunden/beratung-im-swg-kundenzentrum. (ebp)

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Astrid Weixler © Eva Pfeiffer

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