Auch nach 50 Jahren kein Gedanke an Ruhestand

Gießen (wf). »Der Umgang mit Menschen ist immer eine tolle Sache und hat mich immer gereizt und erfüllt. Man lernt nie aus. Und ich habe meine Entscheidung, Friseurin zu werden, nie bereut.« Jeanette Gath lässt mit diesen Feststellungen keinen Zweifel daran, dass der von ihr vor einem halben Jahrhundert eingeschlagene Berufsweg genau der richtige für sie war - und ist.
Denn an so etwas wie Ruhestand denkt die mittlerweile 67-Jährige und in Australien geborene Jeanette Gath nicht wirklich.
Und deshalb wird die Ehrenurkunde der Handwerkskammer Wiesbaden, die ihr für das 50-jährige Arbeitsjubiläum vom Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Gießen, Björn Hendrischke, stellvertretend überreicht wurde, ganz sicher einen würdigen Platz an der Wand im Salon Gath in der Gießener Bahnhofstraße 70 finden.
Jeanette Gath führt an der Seite ihres Mannes Harald den familiären Handwerksbetrieb seit 1977, also seit 45 Jahren, nun in dritter Generation.
Harald Gaths Großvater Otto hat ihn 1910 gegründet. Damals schon in der Bahnhofstraße unweit des jetzigen Standortes, der 1953 unter der Betriebsführung seines Vaters Kurt erbaut und bezogen wurde. Deshalb gehört der Salon Gath als »Urgestein« zur Gießener Bahnhofstraße und ist wohl das älteste inhabergeführte und nach wie vor »quicklebendige« Geschäft zwischen Marktplatz und Bahnhof.
Zur Freude von Jeanette und Harald Gath ist mit den Söhnen Christopher und Antony auch die vierte Generation in der Familiengeschichte des Handwerksbetriebs mit seinem aktuell zehnköpfigen Mitarbeiterteam gesichert: »Der Name Gath lebt weiter«.
Allerdings in schwieriger und unsicherer werdenden Zeiten, wie Jeanette Gath in Übereinstimmung mit ihrem Mann Harald feststellt. Das betreffe sowohl die größeren Zusammenhänge, wie beispielsweise die Entwicklung der Energiepreise, aber auch die lokalen verkehrspolitischen Entscheidungen mit der Folge eines künstlich verknappten Parkplatzangebotes in der Stadt, was sich auf das Kundenverhalten auswirken werde. Und auch das Problem, beruflichen Nachwuchs zu finden, bereite Sorgen.
Diese Bedenken teile auch die Kreishandwerkerschaft Gießen und wolle das ihr Mögliche tun, um negative Folgen der genannten Entwicklungen abzumildern oder gänzlich zu vermeiden, so Hauptgeschäftsführer Björn Hendrischke.
Bezüglich der Ehrung für Jeanette Gath lobte Hendrischke den Salon Gath als lebendiges, verlässliches, standorttreues und traditionelles Familienunternehmen, »Eigenschaften, die unsere Handwerksbetriebe im Allgemeinen und über alle Gewerke hinweg stark machen«.