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Aufbau nach Legoart

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Von: Rüdiger Schäfer

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Der Richtspruch für den dreigeschossigen Neubau wird verlesen. Foto: Schäfer © Schäfer

Nach dem Spatenstich vor knapp fünf Monaten wurde am gestrigen Freitag Richtfest gefeiert: Der dreigeschossige Erweiterungsbau am Landgraf-Ludwigs-Gymnasium Gießen steht.

Gießen. Ein Ausrufezeichen in puncto Nachhaltigkeit setzt die Stadt mit dem dreigeschossigen Erweiterungsbau für das Landgraf-Ludwigs-Gymnasium (LLG) in der Reichenberger Straße. Nach dem Spatenstich vor knapp fünf Monaten, am 19. Dezember, wurde am gestrigen Freitag Richtfest gefeiert. Fertiggestellt war der Rohbau bereits vor sechs Wochen.

Schulleiterin Annette Pfannmüller sprühte förmlich vor Lob: »So schnell. Wie ein Wunder. Legomäßig. Der Nachhaltigkeitsgedanke überall sichtbar«, freute sie sich. Das Gebäude sei ein weiterer Puzzlestein in einem bunt gemischten Stilensemble von Gebäuden auf dem LLG-Areal. »Doch es werden fast in Windeseile Raumprobleme gemindert und ein IT-Raum als Bereicherung für den Unterricht geschaffen.«

Dies begrüßte auch Silke Flemming von der Personalratsvertretung des LLG. Dass die Schule dazu keine »Blechcontainer« bekommen habe, freute wiederum Pfannmüllers Stellvertreter Gerson Kraft. »Kurzer Draht, Entscheidungen zusammen mit dem Schulkollegium«, so lautete seine Lobeshymne.

Für die Stadt begründete Schuldezernentin Astrid Eibelshäuser das Bauvorhaben, das einem kurzfristigen Raumbedarf der Schule abhelfen solle. »Obwohl das Gebäude in rekordverdächtiger Zeit geplant werden musste und zum neuen Schuljahr in Betrieb genommen werden soll«, habe die Stadt hohe Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit gesetzt. So seien hier Aspekte wie mögliche Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Baumaterialien als auch die nachweisliche Schadstofffreiheit wichtige Vergabeparameter gewesen. Das Gebäude wurde als Holzmodulbau errichtet, was eine Rezyklierbarkeit von nahezu 100 Prozent des Gebäudes ermöglicht. Es besteht zu großen Teilen aus nachwachsenden Baustoffen. Die Konstruktion sei eine Holzbauweise, wobei das Holz aus regionaler Forstwirtschaft stamme und das Gütesiegel »Holz-von-hier« trage.

Effizienzhaus 40

Die verwendeten Baumaterialien übererfüllten die Schadstoffanforderungen der Europäischen Union und seien überwiegend mit Typ-1-Umweltgütesiegeln zertifiziert. Das Gebäude wird als Effizienzhaus 40 errichtet. Durch die zusätzliche Nutzung von Photovoltaik zur Stromgewinnung, der Ausführung mit begrüntem Dach und dem Einsatz einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung sei das Gebäude »ökologisch und technisch rundum nachhaltig geplant«.

Bei der Besichtigung der Innenräume fiel auf, dass die Wände aus Holz, die Decken aus ökologischen sogenannten »Sauerkrautplatten« bestehen. Beides wird unverputzt bleiben. Gibt es später einmal Flecken an den Wänden, wird kein Putzmittel zur Beseitigung benötigt. »Alles was dazu nötig ist, ist Schleifpapier«, erklärte Uta Hinkelbein, Leiterin des Schulverwaltungsamtes.

Acht Klassenräume mit je 60 Quadratmetern und ein PC-Raum (90 qm) sowie zusätzliche Räume für Lagerung, Sanitär und Technik werden ab dem neuen Schuljahr die Raumnot mindern. Verschiedene Klassen sind bisher noch in der Georg-Büchner-Schule der Straße untergebracht. Ein Fahrstuhl sorgt für Barrierefreiheit bis in den zweiten Stock.

In einzelnen Modulen hat das Gebäude die Holzbaufirma Blumer-Lehmann in Großenlüder bei Fulda gebaut, die zur schweizerischen Unternehmensgruppe Lehmann gehört. Diese Module wurden auf dem LLG-Areal wie Legosteine neben- und aufeinandergesetzt, um sie dann mit Akkuschraubern aneinander zu befestigen. Dies alles lief ohne den Schulbetrieb und die Nachbarn belästigenden Baulärm ab.

Wiederum stellt für die Stadt ein von ihr genutztes neu hergestelltes Gebäude keine Investition dar, die den Vermögenshaushalt belastet. Denn es wird für zehn Jahre angemietet. Dafür muss sie jährlich 343 800 Euro Kaltmiete an den Erbauer und Eigentümer entrichten. Danach besitzt die Stadt die Option, das Gebäude anzukaufen. Dagegen wird die Photovoltaikanlage durch die neugegründete MIT.GiESSEN errichtet.

Dass auf dem direkt angrenzenden Gelände des Neubaus ein Projekt der »Gießener Schwammstadt« verwirklicht wird, berichteten Hochschulamtsleiterin Jutta Müller und Ludwig Wiemer, stellvertretender Gartenamtsleiter. Das bedeutet, dass sämtliches Regenwasser des neuen Gebäudes als auch des Hauses B nicht in den Kanal abgeleitet, sondern in eine Art unterirdische Höhle zum Versickern geleitet wird.

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