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Auftakt mit Soul und Jazz

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Die aus Sambia stammende Yvonne Mwale mit ihrer Band im Botanischen Garten. Fotos Hahn-Grimm © Ursula Hahn-Grimm

Eine neue Kulturreihe gibt es im Botanischen Garten Gießen. Für den Auftakt sorgte jetzt eine Sängerin, die schon vor Barack Obama aufgetreten ist.

Gießen. Sonntagmorgen, sommerliche Temperaturen, aus dem Botanischen Garten klingen heiße Soul- und Funk-Rythmen. Endlich wieder ein Konzert in dieser erfrischend grünen Umgebung: Die Besucher sind begeistert. Es ist eine Neuauflage der beliebten Konzertreihe, die der 2017 verstorbene Musikprofessor und Saxophonist Dr. Ekkehard Jost vor vielen Jahren initiiert hatte und die vor fünf Jahren eingestellt worden war.

»Es ist ein neues Format, mit vier ganz unterschiedlichen Veranstaltungen«, kündigte Dr. Volker Wissemann, Leiter des Botanischen Gartens an. Unter dem Titel »Kultur im Garten« wird es jeweils zwei Konzerte und zwei Lesungen geben, letztere in Zusammenarbeit mit dem Literarischen Zentrum Gießen. Das Konzert am Sonntag wurde vom Gießener Konzertveranstalter O-Tonemusic präsentiert und vom Mittelhessischen Kultursommer unterstützt.

»Der richtige Auftakt für »Kultur im Garten« bei äußerem und innerem Sonnenschein«: Mit diesen Worten gab Wissemann die Bühne frei für die Sängerin Yvonne Mwale und ihre Band. Temperamentvoll war der Start mit dem Song »Yanbe Ye« aus ihrem aktuellen Album »Free soul«. Mit einem einfallsreichen Mix aus Soul, Jazz und Weltmusikelementen hat Yvonne Mwale schon zahlreiche Fans gefunden.

Musikerin sang vor Barack Obama

Besonders einprägsam bei dieser Matineeveranstaltung waren die ausdrucksstarke Stimme der aus Sambia stammenden Sängerin, die melodiösen Lieder und schließlich der ansteckender Rhythmus der Songs, der sofort in die Beine ging. Zu dem leichten Sommerfeeling trugen auch die drei Musiker bei. Nico Hering am Keyboard konnte den Tasten neben kraftvollen Akkorden auch sanfte Töne entlocken. Für den rockigen Sound sorgten der Bassist Matthias Deisenroth und Andreas Neubauer an den Drums.

Eine eindrucksvolle Biographie: Yvonne Mwale wurde 1988 als Tochter einer ehemalige Sängerin und eines Abgeordneten in Sambia geboren. Nach dem Tod ihrer Eltern musste sie für einige Jahre ohne feste Unterkunft leben, verlor aber ihr musikalisches Ziel nie aus den Augen. Bereits mit sieben Jahren erhielt sie ersten Gesangsunterricht, bald darauf trat sie in verschiedenen Chören und Kirchen im ganzen Land auf. Auch Band-Erfahrungen konnte sie sich noch in Afrika aneignen, als sie der sambischen Gruppe B-Sharp als Sängerin beitrat.

2009 wurde die Sängerin als »Best upcoming female Artist« ausgezeichnet. Vom Außenministerium der USA wurde Mwale schließlich zusammen mit weiteren Künstlern eingeladen, an einem Konzert für Präsident Barack Obama mitzuwirken. Der Sprung in die internationale Karriere war geschafft. Von den USA aus ging es auf Konzertreise nach Europa, seit 2013 wohnt Yvonne Mwale mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt. Mittlerweile hat sie ihr fünftes Album veröffentlicht, und nach den Corona-Einschränkungen geht es jetzt endlich wieder auf Konzertreise. Unter anderem tritt sie demnächst in Kassel, beim mitttelhessischen Herzberg-Festival sowie beim Jazz&Joy Festival in Worms auf.

Auch das Gießener Publikum würde die Künstlerin gerne noch einmal in der Stadt begrüßen, zumal sich viele Zuhörer wegen der knalligen Hitze unter die Bäume und exotischen Büsche ringsum zurückziehen mussten und deshalb das Geschehen auf der Bühne nicht aus nächster Nähe verfolgen konnten. Die Holzbänke in der prallen Sonne vor der Bühne jedenfalls blieben leer. Vor fünf Jahren waren sie bei jedem Konzert noch gut gefüllt. Diesmal war es einfach zu heiß unter der Sonne Gießens.

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