Aus damaligen Fehlern gelernt

Die vor zweieinhalb Jahren geschlossene Filiale von Peek & Cloppenburg im Gießener Seltersweg wurde am Donnerstag wiedereröffnet. Der Einzelhandel erhofft sich von ihr eine Sogwirkung.
Gießen (bcz). Der Bekleidungskonzern Peek & Cloppenburg (P&C) ist zurück in Gießen. Am Donnerstagvormittag eröffnete die international operierende Kette ihre Filiale, und zwar an ihrem angestammten Platz im Seltersweg, den sie vor zweieinhalb Jahren aufgegeben hatte. Und die Idee scheint aufzugehen: Bei bestem Frühlingswetter fanden viele Kunden den Weg in den Laden, sodass sich bereits am Vormittag lange Schlangen vor den Kassen bildeten.
Das Konzept der rund 3000 Quadratmeter großen Verkaufsfläche auf vier Ebenen ist neu und alt zugleich. Das Geschäft bietet jeweils auf zwei Ebenen Herren- und Damenmode an, unterschieden in »formell« und »casual«. Vertreten sind alle namhaften Modelabels sowie sämtliche Eigenmarken des Konzerns. Als P&C 1991 eröffnet wurde, gab es eine Herren- und Damenabteilung. 2005 wurde dies geändert und fortan gab es dort nur noch Damenmode. »Dies hat sich nicht bewährt«, sagte der General Sales Manager des Geschäfts, Jörg Suchomel, bei der Eröffnung. Aufgrund von Unwirtschaftlichkeit der Filiale wurde sie 2019 geschlossen. Aus diesem Fehler habe man gelernt, betonte Suchomel. »Wir hatten damit 50 Prozent der möglichen Kunden verloren. Diese möchten wir zurück gewinnen.«
»Männer lieben kurze Wege«
Daher bekommt die Herrenabteilung die gleiche Verkaufsfläche wie die Frauenbekleidung. Neu an der Idee ist, dass sich die Herrenabteilung im Erd- und Untergeschoss befindet und den Kundinnen die beiden oberen Stockwerke vorbehalten sind. »Männer lieben kurze Wege«, kommentierte Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher, der die besten Wünsche der Stadt Gießen für den Neuanfang überbrachte. »Jeder Einzelhändler der Stadt freut sich darüber, dass Sie zurück sind«: Mit diesen Worten begrüßte Heinz-Jörg Ebert in seiner Funktion als Vorsitzender des BID Seltersweg den Geschäftsführer. »Jeder Laden in der Stadt ist besser als ein Leerstand.« Daher hoffen die Verantwortlichen, dass die Rückkehr von P&C auch eine gewisse Sogwirkung auf andere Unternehmen haben werde, sodass sich womöglich weitere große Filialisten im Seltersweg ansiedeln werden.
Die Freude über den gelungenen Coup war den Projektentwicklern Kai Laumann und Hauke Weller deutlich anzumerken. »Als bekannt wurde, dass P&C wieder hierherkommt, da haben wir sogar Dankesschreiben erhalten«, erzählte Laumann. Ihr Unternehmen hatte die leerstehende Immobilie von einer Tochtergesellschaft von Peek & Cloppenburg gekauft. Eigentlich hatten sie schon andere Pläne damit, als sich der Konzern bei ihnen meldete, um nun als Mieter mit einem langfristigen Mietvertrag dort einzuziehen.