Aus der Sucht zurück ins Leben

Gießen/Marburg (red). Mit dem Auge zur Ruhe kommen - in den Vitos-Kliniken Gießen und Marburg sind fotografische Werke des Künstlers Ernst Moritz zu entdecken. An beiden Standorten konnte sich Vitos für die Stationen aus einer Auswahl seiner Werke bedienen. Im gleichen Zuge ließ das Klinikum das Foyer in Gießen vom Künstler bebildern. Seine großformatigen Motive zeigen vorwiegend Landschaften, Natur und Tierwelt sowie historische Gebäude in abwechslungsreichen Perspektiven.
Der gebürtige Saarländer und ehemalige Berufssoldat hat eine spezielle Verbindung zu Vitos Gießen-Marburg. 1994 wurde der heute 66-Jährige im Klinikum wegen Alkoholabhängigkeit therapiert. Drei Wochen wer er damals im Haus auf Entzug und bezeichnet den 17. März 1994, den Tag seiner Einlieferung, als »seinen neuen Geburtstag«.
»Heute weiß ich, dass die Suche nach Harmonie und Perfektion, neben anderen Faktoren, mich zum Alkoholiker machte«, sagt Moritz. Mittlerweile ist er trockener Alkoholiker und gründete mit anderen Betroffenen bereits 1999 den Verein »Soldaten Selbsthilfe gegen Sucht« (SSgS). Dort war er viele Jahre als Vorsitzender tätig und bundesweit mit Vorträgen unterwegs.
Zur Leidenschaft wurde dem passionierten Griechenland-Urlauber währenddessen das Fotografieren. »Mein Streben beim Fotografieren ist es, den Menschen Freude zu machen, also positive Gefühle und Emotionen zu erzeugen. Die Motive finden dabei mich, nicht umgekehrt«, erklärt Moritz. Heute stattet der Künstler neben Vitos weitere Krankenhäuser und Behörden im Landkreis mit seinen Werken aus. Gerade in den jetzigen aufwühlenden Zeiten könnten seine Bilder beruhigend auf Menschen wirken.
»Die Motive von Ernst Moritz laden dazu ein, sich in einen Moment der Ruhe zu vertiefen, achtsam zu sein und sich zu entspannen. Das kann für unsere Patienten sehr wertvoll sein«, meint Prof. Michael Franz, Ärztlicher Direktor des Vitos Klinikums Gießen-Marburg. Und auch Geschäftsführer Max Heuchert zeigt sich erfreut über die Bebilderung des Klinikums: »Wir freuen uns sehr, dass er unser gesamtes Klinikum verschönert. Dahinter steckt auch die bewundernswerte Geschichte eines Menschen aus der Sucht zurück ins Leben - ein hilfreicher Ansporn für andere Betroffene.«
Über dieses Engagement hinaus hat Moritz sich auch schon im Rahmen der Suchttherapie am Standort Gießen aktiv eingebracht. Auf Station 6 war er zur Beratung anderer Patienten tätig und berichtete über seinen Werdegang als trockener Alkoholiker. Er möchte Perspektiven aufzeigen und zum Ausstieg aus der Sucht motivieren. Auch künftig soll er in das Suchtkonzept des Klinikums eingebunden werden.