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Aus Verlustzone herausgeführt

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Von: Thomas Wißner

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Prookurist Jurij Lasuchin, Geschäftsführerin Dorothee Haberland und Prokurist Alexander Windorf (v.l.) stellen das neue Logo vor. Foto: Wißner © Wißner

Wohnbau-Geschäftsführerin Dorothee Haberland und die beiden Prokuristen Jurij Lasuchin und Alexander Windorf sehen eine gute Basis für das Gießener Tochterunternehmen Immobilienservice.

Gießen. Es waren gute Nachrichten die so kurz vor Weihnachten Wohnbau-Geschäftsführerin Dorothee Haberland mit den beiden Prokuristen Jurij Lasuchin und Alexander Windorf mitzuteilen hatten. »Wir haben so gute Nachrichten über unser Tochterunternehmen«, eröffnete Geschäftsführerin die Pressekonferenz, mit einem strahlenden Lächeln, obwohl das Knie schmerzte, hatte sie doch am Wochenende beim Skifahren einen Unfall gehabt. Doch das war auch die einzige schlechte Nachricht, als die Geschäftsführerin über den Umbau und die Neustrukturierung des einstigen Mieterservice berichtete.

Seit diesem Jahr hat dieser einen neuen Namen erhalten, fungiert als Immobilienservice mit rund 80 Mitarbeitern und ist auf der Suche nach Verstärkung. Statt einem Defizit von kalkulierten 220. 00 Euro wird die Tochter 2022 wohl einen Gewinn von rund 300 000 Euro ausweisen und ist damit viel früher als kalkuliert auf die Erfolgsspur abgebogen. Darüber hinaus erhielten alle Mitarbeiter neue Arbeitsverträge, mit denen im nächsten Jahr die Löhne im Durchschnitt um etwa zehn Prozent steigen. Ein »Weihnachtsgeschenk« der anderen Art für die Mitarbeiter, denen laut Haberland bisher keine marktgerechten Löhne gezahlt wurden. »Gerade in der Zeit der explodierenden Preise haben wir hier mit Gutscheinen geholfen und wir haben jedem Mitarbeiter eine steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämie ausgezahlt. Das allerwichtigste sind die Mitarbeiter und jeder hat seinen Anteil daran. Diese Veränderungen der Kultur spürt man auch deutlich«, ging Haberland auf die erfolgten Veränderungen ein, die nach außen vor allem durch die Namensänderung sichtbar sind. Doch auch intern wurde die Tochter neu aufgestellt.

Im August 1998 wurde die Wohnbau Mieterservice GmbH als Dienstleister des kommunalen Wohnungsunternehmens gegründet um mit einem eigenen Regiebetrieb schneller reagieren zu können - unabhängig von Drittfirmen - und um Arbeitsplätze in Gießen zu schaffen. Allerdings schrieb der Mieterservice rote Zahlen und allein von 2018 bis 2021 wuchs das Defizit auf 2,2 Millionen Euro an und in den Gremien wurde über eine Auflösung der Tochter bereits diskutiert. Vom Aufsichtsrat wurde eine Organisationsanalyse auf den Weg gebracht und im Mai 2020 lagen dann die verheerenden Ergebnisse auf dem Tisch.

»Es gab eine Reihe von Baustellen. Auch die Führungsstruktur stand in der Kritik«, räumte Haberland ein und auch Lasuchin verriet »das Gehalt war ein großes Thema«. Lasuchin kennt das Unternehmen bestens, hat 2005 hier eine Ausbildung zum Elektriker gemacht, seine Prüfung als Meister im Elektrotechnikhandwerk abgelegt und 2021 die Funktion des Bereichsleiters Instandhaltung übernommen. In diesem Jahr wurde ihm Prokura erteilt. Überhaupt dürfte 2022 als ein Jahr der Veränderungen gesehen werden, wurde nicht nur der Name in Wohnbau Immobilienservice GmbH geändert sondern die Tochter auch mit einem neuen Logo versehen. Dies sind die äußeren Erkennungsmerkmale, dass sich zudem im Innern vieles bewegt hat, wurde nun erläutert. Hatte der Immobilienservice 2013 noch 150 Mitarbeiter so schrumpfte die Zahl der Mitarbeiter auf 75 und hat nun in diesem Jahr wieder einen Anstieg zu verzeichnen mit aktuell 80 Mitarbeitern.

Diese Handwerker aus den Fachbereichen Elektro, Heizung-Lüftung-Sanitär, Maler, Boden-, Fliesenleger und Tischler kümmern sich um die Reparatur und Pflege der Wohnbau-Immobilien. Hinzu- kommt die Pflege und der Erhalt der Freiflächen, die Reinigung der Treppenhäuser und ein Notdienst außerhalb der Geschäftszeiten der Wohnbau Gießen. 2020 lag das Ergebnis der Organisationsanalyse auf dem Tisch. »Es gab eine Reihe von Baustellen. Es gab keinerlei Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, Transparenz in den Aufträgen und kein Controlling. Es ist einiges nicht gut gelaufen«, umschreibt Haberland die zahlreichen aufgedeckten Defizite, die von einer hohen Verwaltungsquote und einem sehr hohen Krankenstand über eine geringe Produktivität, intransparente, komplizierte Prozesse bis hin zu fehlendem Controlling, Qualitätsmanagement und eben fehlender marktgerechter Entlohnung reichten. Auch die IT war nicht zeitgemäß. Eigentlich sollte der Mieterservice kein Zuschussbetrieb, sondern wirtschaftlich effizient sein. Als alles auf dem Prüfstand stand und auch die Auflösung diskutiert wurde, hatte sich Haberland für eine Sanierung ausgesprochen mit der Intention »ein gut funktionierendes Tochterunternehmen ist wichtig«. Struktur und Organisation wie auch die Führungsstruktur wurden sich angesehen, ein neuer Weg eingeschlagen und die Mitarbeiter mitgenommen.

In Mitarbeiterversammlungen war laut Haberland auch der hohe Krankenstand angesprochen worden. »Trotz Corona sind wir hier besser geworden. Es ist seitdem ein offenes transparentes Thema«. Mit der Einführung einer modernen IT-Lösung 2021 zur Abwicklung der Aufträge der Wohnbau wurde auch eine Auftragsmanagementzentrale eingerichtet. Ihre Mitarbeiterinnen koordinieren und planen alle Termine für die Handwerker in Abstimmung mit der betroffenen Mieterschaft. Lager und Gerätepark wurden neu organisiert, Controlling und ein regelmäßiges Berichtswesen sowie die Optimierung der Kostensituation eingeführt. Nicht nur der Fuhrpark wurde verkleinert, sondern im Rahmen einer Geschäftsbesorgung die Bereiche Personal und Rechnungswesen/Controlling durch den Immobilienservice übernommen. »Das ist durch die Synergieeffekte nicht nur wirtschaftlich, sondern verbessert auch die Zusammenarbeit zwischen beiden Unternehmen«, so Haberland. Erfreut zeigte sich diese, dass sich die Unternehmenskultur in den vergangenen Monaten verbessert hat, weil allen Mitarbeitern ein transparenter Blick auf die Abläufe und Ergebnisse gewährt wurde. Durch regelmäßige Infoveranstaltungen wird dies verstetigt. Gesteigerte Motivation und ein geringerer Krankenstand sind die positive Folge.

Die Umbenennung und das neue Logo stehen für mehr Modernität und Frische, dies zeige sich auch im Fuhrpark und der Arbeitskleidung. Durch das Herausführen aus der Verlustzone ist eine gute Basis für eine erfolgreiche Zukunft geschaffen worden. Aktuell werden weitere Mitarbeiter gesucht und in den Gewerken Elektro und Heizung-Lüftung-Sanitär auch ausgebildet. Hinzugekommen sind Serviceleistungen für die Stadt, wie etwa die Rolltreppenkontrolle am Elefantenklo.

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